Raps statt Erdöl – FH Campus Wien und Vogelbusch GmbH melden Patent zur verbesserten Herstellung von Chemikalien an

Forschungsprojekt "Propandiol" setzt Milchsäurebakterium zur Aufbereitung verunreinigten Rohglycerins ein

Der Fachbereich Bioengineering der FH Campus Wien hat mit dem Wiener Biotech-Unternehmen Vogelbusch eine Patentanmeldung eingereicht. Im Rahmen des in Kooperation laufenden und von der Forschungsförderungsgesellschaft geförderten Forschungsprojekts “Propandiol” wurde ein speziell geeigneter Mikroorganismus gefunden, mit dessen Hilfe Chemikalien aus kostengünstigeren erneuerbaren Rohstoffen hergestellt werden. Damit wurde eine verfahrenstechnische Verbesserung entwickelt, die dazu beiträgt, Erdöl als Grundlage für Chemikalien durch erneuerbare Rohstoffe zu ersetzen.

Bei dem Mikroorganismus handelt es sich um ein spezielles Milchsäurebakterium, das mit vielen auch verunreinigten Kohlenstoffquellen pflanzlicher Herkunft – etwa Raps – auskommt. Nicht aufgereinigte Kohlenstoffquellen sind in der Regel wesentlich billiger als “gereinigte”, jedoch häufig nur schwer einsetzbar. Bei der Herstellung von Biodiesel – einem in Europa verbreiteten Biotreibstoff – fallen mehr als 10% Glycerin in einer sehr verunreinigten Form an. Aus diesem Rohglycerin wird im Rahmen des FH-Projekts mit Hilfe des speziellen Milchsäurebakteriums Propandiol hergestellt. “DI Stephan Pflügl hat als FH-Absolvent und nunmehriger Doktorand einen wichtigen Beitrag zu der nun möglichen Patentanmeldung geleistet. Im Rahmen von Forschungsprojekten bilden wir gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur auch DoktorandInnen aus.” unterstreicht FH-Prof. Dr. Michael Sauer, Leiter des Projekts “Propandiol” an der FH Campus Wien, den Nutzen der Forschung für die Ausbildung der Studierenden. Mit dem in bisherigen F&E-Projekten erworbenen Know-how ist es sogar gelungen, die FH Campus Wien 2010 als Partner für das Kompetenzzentrum “Austrian Center of Industrial Biotechnology” zu etablieren.

Biotechnologisch hergestelltes Propandiol für die chemische Industrie
Propandiol ist ein zweiwertiger Alkohol, der biotechnologisch oder auf Erdölbasis erzeugt werden kann. Die biotechnologische Herstellung hat die ehemalige Nischenchemikalie mittlerweile massenproduktionstauglich macht. Da 1,3-Propandiol Ausgangsmaterial für neuartige Kunststoffe mit hervorragenden physikalischen und chemischen Eigenschaften ist, ist das Interesse der Industrie an verfahrenstechnischen Verbesserungen groß. Der Anteil biotechnologischer Verfahren am Umsatz der Chemischen Industrie liegt derzeit bei etwa 5 Prozent, der Anteil am Umsatz der Pharmaindustrie schon bei 15 Prozent. Diese Prozentmarke soll die Chemische Industrie als definiertes EU-Ziel bis 2015 erreichen. Insgesamt wird der weltweite Umsatz mit weißer – industriellen – Biotechnologie im Jahr 2015 auf rund 300 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die Vorteile der weißen Biotechnologie liegen vor allem im reduzierten Rohstoffverbrauch, in der höheren Energieeffizienz, in verminderten Emissionen wie CO2 und einer Verringerung der Produktionskosten. Die weiße Biotechnologie gewinnt auch für Verfahren und Produkte in der Lebensmittel-, Textil-, Kosmetik- und Papierindustrie an Bedeutung.

Technisch-naturwissenschaftliche Studiengänge in Kooperation mit der BOKU
Das Bachelorstudium Bioengineering sowie die Masterstudiengänge Bioverfahrenstechnik, Biotechnologisches Qualitätsmanagement und Bioinformatik werden am Standort und in Kooperation mit der BOKU geführt. Sie sind auf die biotechnologische Industrie ausgerichtet. Beim Masterstudium Bioverfahrenstechnik geht es um die technische Nutzung von Mikroorganismen, tierischen Zellen oder anderen biologischen Materialien. Sie reicht von der Herstellung von Produkten, über die Entwicklung von Testkits bis zur Planung von Produktionsanlagen. Qualitätsmanagement und regulatorische Angelegenheiten sind dabei wesentlich und bilden die Basis für die Zulassung von Arzneimit-teln, Wirkstoffen, Medizinprodukten bzw. von Lebens- und Futtermitteln oder Kosmetik. Speziell in diese Richtung verbindet das Masterstudium Biotechnologisches Qualitätsmanagement technische Fachkompetenz mit Methoden der Betriebsführung. Das Masterstudium Bioinformatik bereitet dar-auf vor, riesige Datenmengen der Biotechnik effektiv zu verarbeiten und zu analysieren.

Vogelbusch GmbH
Das Unternehmen ist seit der Gründung im Jahre 1921 im Bereich Planung und Anlagenbau für die Biotechnologie tätig. Mit Wissen und Erfahrung in der Bioprozesstechnik für die Biocommodity-Industrie sowie für die Pharma- und Biopharma-Industrie ist Vogelbusch weltweit erfolgreich in der Projektrealisierung.

FH Campus Wien
Die FH Campus Wien besteht in der heutigen Form seit 2002 und erhielt den Status “Fachhochschule” im Sommer 2004. Mit mehr als 3.800 Studierenden ist die FH Campus Wien die größte FH in Wien und eine der größten Fachhochschulen österreichweit. In den Departments “Applied Life Sciences “, “Technik”, “Bautechnik”, “Gesundheit”,”Soziales” und im “Public Sector” steht den Stu-dierenden ein Angebot an 40 Bachelor- und Masterstudiengängen sowie Masterlehrgängen zur Auswahl. Die FH Campus Wien arbeitet insbesondere mit der Universität Wien, der Universität für Bodenkultur, der Veterinärmedizinischen Universität Wien, der Technischen Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien zusammen. Die Gesundheits-Studiengänge werden in Kooperation mit dem Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) geführt. Public Management wurde in Koope-ration mit dem Bundeskanzleramt, Tax Management mit dem Bundesministerium für Finanzen entwickelt. Zahlreiche F&E-Projekte der Studiengänge und externe Auftragsforschung werden über eigene Forschungsgesellschaften abgewickelt. Die FH Campus Wien ist mit Unternehmen, Organi-sationen und öffentlichen Einrichtungen ebenso vernetzt wie mit Partner-Schulen aus BHS und AHS.

Kontakt
Mag.a Sonja Wallner (Unternehmenskommunikation)
T: +43 1 606 68 77-6403
F: +43 1 606 68 77-6409
M: sonja.wallner@fh-campuswien.ac.at
FH Campus Wien
Favoritenstraße 226
1100 Wien

Source

FH Campus Wien, Pressemitteilung, 2011-11-21.

Supplier

Austrian Centre of Industrial Biotechnology (ACIB)
Fachhochschule Campus Wien
Universität für Bodenkultur Wien (BOKU)
Vogelbusch GmbH

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