Massenbilanzen anerkennen, dringende Investitionen anstoßen

Gemeinsames Positionspapier von PED und VCI zur Anerkennung von Massenbilanzansätzen

Mit den unter dem Begriff chemisches Recycling zusammengefassten Technologien lassen sich auch solche Kunststoffe im Kreislauf führen, die nicht mechanisch recycelt werden können und bisher noch verbrannt werden. Chemisches Recycling kann zur Emissionsreduktion, Lösung des Plastikmüllproblems, Rohstoffsicherheit und zur perspektivischen Entkopplung von der Nutzung fossiler Rohstoffe beitragen
Mit den unter dem Begriff chemisches Recycling zusammengefassten Technologien lassen sich auch solche Kunststoffe im Kreislauf führen, die nicht mechanisch recycelt werden können und bisher noch verbrannt werden. Chemisches Recycling kann zur Emissionsreduktion, Lösung des Plastikmüllproblems, Rohstoffsicherheit und zur perspektivischen Entkopplung von der Nutzung fossiler Rohstoffe beitragen.
© romaset/stock.adobe.com

Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) und der Verband der Kunststofferzeuger Plastics Europe Deutschland (PED) haben ein Positionspapier zur Bemessung von Recyclinganteilen in Kunststoff-Produkten vorgelegt. Damit wollen sie chemische Recyclingverfahren als Ergänzung zu mechanischen Verfahren vorantreiben und Sicherheit für Investitionen in diese vielversprechenden Technologien schaffen.

Die vorgeschlagene Bemessungsgrundlage wird als Massenbilanzansatz bezeichnet. Über diesen Ansatz lassen sich die Anteile recycelter Rohstoffe nachvollziehbar einem Endprodukt zuordnen.

„Massenbilanzverfahren sorgen für Transparenz und Effizienz bei der Nutzung von Sekundärrohstoffen und sind somit eine Grundlage für mehr Recycling und mehr Kreislaufwirtschaft“ sagt Alexander Kronimus, Leiter des Geschäftsbereichs Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft bei PED. „Wer die Klimaschutzziele erreichen möchte, sollte innovative Technologien wie das chemische Recycling nutzen. Ein erster wichtiger Schritt wäre es, die Massenbilanz für Recyclinganteile anzuerkennen“, ergänzt Jörg Rothermel, VCI-Bereichsleiter Energie, Klimaschutz und Rohstoffe.

Massenbilanzen sind standardisiert (ISO 22095) und werden bereits heute – etwa im Fair-Trade-Handel bei Kaffee und Textilien, bei der Nutzung nachwachsender Rohstoffe und beim Bezug von Grünstrom – routinemäßig angewendet.

Mit den unter dem Begriff chemisches Recycling zusammengefassten Technologien lassen sich auch solche Kunststoffe im Kreislauf führen, die nicht mechanisch recycelt werden können und bisher noch verbrannt werden. Die dabei umgewandelte Energie kann man zwar nutzen, wichtige Rohstoffe gehen aber verloren. Mitgliedsunternehmen der Verbände stehen bereit, Investitionen in Milliardenhöhe in diese Verfahren in Deutschland und der EU zu tätigen und Produktionsanlagen zu skalieren, aber noch wartet sie auf eine vollumfängliche gesetzliche Anerkennung des chemischen Recyclings. Um fossile Rohstoffe zu ersetzen und Ziele zur Klimaneutralität zu erreichen, arbeiten die chemische Industrie und die Kunststofferzeuger an Recyclingtechnologien und anderen Wegen der Kreislaufführung.

Chemisches Recycling ist im Verbund mit mechanischem Recycling ein Schlüsselfaktor für die Kunststoffindustrie, um einen entscheidenden Beitrag zur Erfüllung der Klima- und Kreislaufwirtschaftsziele der EU zu leisten. Darüber hinaus kann chemisches Recycling zur Emissionsreduktion, zur Lösung des Plastikmüllproblems, zur Rohstoffsicherheit und zur perspektivischen Entkopplung von der Nutzung fossiler Rohstoffe beitragen. Die notwendige zügige Skalierung des chemischen Recyclings erfordert einen investitionsfreundlichen europäischen Rahmen. Hierfür sind transparente, standardisierte und auditierfähige Massenbilanzen erforderlich, um Rezyklatanteile in Produkten nachvollziehbar zu erfassen und zu dokumentieren.

Bei Massenbilanzen handelt es sich um einen buchhalterischen Ansatz, mit dem eine Stoffeigenschaft eines Rohstoffs (z.B. Rezyklateigenschaft) in der vorliegenden Menge einem Endprodukt innerhalb einer Organisation nach definierten Regeln zugeordnet wird, wenn der Stoff einen fossilbasierten Rohstoff bei der Herstellung ersetzt. Entsprechende Massenbilanzansätze sollten für alternative Rohstoffe wie CO₂, Biomasse und Sekundärrohstoffe aus dem chemischen Recycling gleichermaßen Anwendung finden können. Hier wird auf Sekundärrohstoffe des chemischen Recyclings fokussiert.

PlasticsEurope Deutschland (PED) und der VCI bitten die Bundesregierung, sich auf europäischer Ebene für einen Regulierungsrahmen unter Berücksichtigung der folgenden Maßgaben einzusetzen:

  • Übergreifende regulatorische Anerkennung von Massenbilanzen nach dem Chain-of-Custody-Prinzip unter Anwendung der Credit-Methode gemäß ISO 22095 innerhalb des Wirkungsbereichs der Einwegkunststoffrichtlinie und über diesen hinaus. Durch externe Auditierung können die normkonforme und transparente Anwendung der Massenbilanzierung sichergestellt und beispielsweise Doppelzählung ausgeschlossen werden.
  • Anwendbarkeit des „Fuel Use Exempt“-Modells zur massenbilanziellen Zuordnung von recycelten Sekundärrohstoffen zu Zielprodukten. Mit diesem Zuordnungsmodell werden energie- und prozessbedingte Verluste von recycelten Sekundärrohstoffen bei der Zuordnung berücksichtigt.
  • Ermöglichung eines konditionierten massenbilanziellen geographischen Transfers der Rezyklateigenschaft zwischen den europäischen Standorten eines Unternehmens.

Das gemeinsame Positionspapier zum Thema Massenbilanzen findet sich auf den Webseiten des VCI und von PED.

Über den Verband der Chemischen Industrie

Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) vertritt die Interessen von rund 1.900 Unternehmen aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie und chemienaher Wirtschaftszweige gegenüber Politik, Behörden, anderen Bereichen der Wirtschaft, der Wissenschaft und den Medien. 2021 setzten die Mitgliedsunternehmen des VCI rund 220 Milliarden Euro um und beschäftigten mehr als 530.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Kontakt

Dr. Aliaksandra Shuliakevich
Rohstoffe, Zirkuläre Wirtschaft
E-Mail: shuliakevich@vci.de

Source

VCI, Pressemitteilung, 2023-03-07.

Supplier

Plastics Europe
VCI – Verband der Chemischen Industrie e.V.

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