Industriezusammenschluss: Branchenverbände präsentieren gemeinsames Leitbild zur Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen

BDE, PlasticsEurope Deutschland e.V. und VCI legen 12 Positionen für die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie vor

In der Diskussion zur Kreislaufwirtschaftsstrategie gehen die Wirtschaftsakteure chemische Industrie, Kunststoff- und Recyclingwirtschaft gemeinsam vor. Der BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft, PlasticsEurope Deutschland e.V. und VCI Verband der chemischen Industrie haben hierzu ein Leitbild zu einer Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen in Deutschland präsentiert. Mit ihrem Leitbild positionieren sich die Fachverbände gemeinsam und geben Empfehlungen zur Verbesserung der heute noch nicht befriedigenden Recyclingsituation bei Kunststoffen.

Kernaussage des Papiers ist das klare Bekenntnis der Industrie sowohl zur Priorität für das mechanische Recycling als auch zu angemessenen Rahmenbedingungen für das chemische Recycling. Mechanisches, physikalisches und chemisches Recycling müssen sich dahingehend ergänzen, dass quantitativ und qualitativ besser recycelt wird und Umweltbelastungen reduziert werden können. Sämtliche Kunststoffabfälle, die mechanisch recycelt werden können, müssen auch mechanisch recycelt werden.

In ihrer Vorlage mahnen die Branchenverbände u.a. an, bereits beim Design der Produkte auf eine mechanische Recyclingfähigkeit sowie auf eine Reduzierung des Materialeinsatzes im Sinne der Abfallvermeidung zu achten.

Bei der Sammlung und Sortierung von Kunststoffabfällen aus Privathaushalten, Industrie und Gewerbe, bei der bereits viel erreicht worden ist, müssen noch weitere Anstrengungen unternommen werden.

Erneut machen sich die drei Verbände für ein schnellstmögliches Deponierungsverbot von Kunststoffabfällen innerhalb der EU stark und plädieren für eine thermische Abfallverwertung von Kunststoffabfällen, bei der die Abscheidung und Verwendung des dabei entstehenden CO2 (CCU, Carbon Capture and Utilization) in die Kreislaufwirtschaft integriert werden. Ferner wollen die Verbände das globale Abkommen gegen Plastikmüll in der Umwelt aktiv unterstützen.

Das vollständige Positionspapier finden Sie hier.

BDE – Präsident Peter Kurth erklärt zum Leitbild: „Wir unterstützen die Erarbeitung einer nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie. Wir verstehen sie auch als Impuls, dass sich die Wirtschaftsakteure um gemeinsame, ambitionierte und praxistaugliche Vorschläge bemühen. Es ist der Kunststoff- und der Recyclingwirtschaft in dem Konzept gelungen, nicht nur die eigenen Vorstellungen für die Verbesserung des Recyclings zu formulieren, sondern auch die Positionen der Partner zu verstehen und mit den eigenen Ideen zu verzahnen. Niemandem hilft, wenn mechanisches und chemisches Recycling nur gegeneinander ausgespielt werden. Beide Verwertungswege müssen sinnvoll verknüpft werden. Priorität für das mechanische Recycling ist eine gemeinsame Überzeugung, aber auch die Entwicklung von Rahmenbedingungen, die chemisches Recycling für die Abfallströme sinnvoll ermöglicht, die nicht mechanisch recycelt werden können. Unser Papier nimmt den gesamten Lebenszyklus und auch internationale Aspekte in den Blick und fusst auf dem gemeinsamen Verständnis, daß Kunststoff als Werkstoff ebenso unverzichtbar ist, wie die Kunststoffindustrie in Deutschland.”

Der Hauptgeschäftsführer von Plastics Europe Deutschland, Ingemar Bühler, ergänzt: „Der BDE und seine Mitglieder sind unsere Partner bei der gemeinsamen Aufgabe, die Kunststoffproduktion vom Verbrauch fossiler Ressourcen und dem Ausstoß von CO2 zu entkoppeln. Dafür muss es uns gelingen, mechanische Recyclingverfahren noch deutlich zu stärken und dort durch chemische Verfahren zu ergänzen, wo wir heute noch wertvolle Rohstoffe verlieren, beispielsweise durch die Verbrennung. Mit der chemischen Industrie können wir weitere alternative Rohstoffquellen über die Nutzung von CO2 als Rohstoff und über Biomasse erschließen. All das zusammen wird uns helfen, Klima und Umwelt zu schützen und das Plastiksystem zurück in die planetaren Grenzen zu führen.“  

Norbert Theihs, Mitglied der Geschäftsführung und Leiter des VCI Hauptstadtbüros führt aus: „Um die Chemieindustrie erfolgreich zirkulär und klimaneutral zu machen, müssen wir in Deutschland jetzt die Weichen stellen. Von fortschrittlichen Recyclingtechnologien bis zu den rechtlichen Rahmenbedingungen – unsere Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie muss ein Rundum-Paket sein. Dies ist nicht nur ein Schritt zum Klimaschutz, sondern auch eine Investition in Deutschlands Position als Innovationsführer in der Chemie- und Recyclingbranche. Ohne die richtigen wirtschaftlichen Anreize, einschließlich wettbewerbsfähiger Strompreise, riskieren wir jedoch, unser Innovationspotenzial ungenutzt zu lassen. Für eine erfolgreiche Transformation ist ein Industriestrompreis unverzichtbar.”

Peter Kurth, Präsident des BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft e.V.

Peter Kurth wurde am 5. April 1960 in Siegburg geboren. Er studierte Rechts- und Politikwissenschaften in Bonn und in Freiburg/Breisgau. Nach einem Referendariat in Berlin als Beisitzer von 1985 bis 1988 war er im Land Berlin im Bereich der Sozial- und Betriebswirtschaftslehre tätig, bevor er von 1989 bis 1994 im Banken- und Finanzwesen arbeitete. Von 1994 bis 1999 war er  Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Finanzen  und anschließend bis 2001 Senator in derselben Senatsverwaltung. Von 2001 bis 2006 war er Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses und von 2001 bis 2009 Mitglied des Vorstands der ALBA AG. Seit Oktober 2009 ist er Geschäftsführender Präsident des BDE Bundesverband der Deutschen Abfall-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft e.V.

Auch auf europäischer Ebene engagierte sich der Verbandschef. Von Februar 2011 bis Juni 2014 und von 2020 bis 2022 war er Präsident der FEAD, der Europäische Föderation der Entsorgungswirtschaft. Dazwischen wirkte er als deren Vizepräsident. Seit November 2012 ist er Mitglied im Präsidium des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).

Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer PlasticsEurope Deutschland e.V.

Ingemar Friedrich Bühler wurde im Mai 1981 in Leverkusen geboren und wuchs im Bergischen Land auf. Er studierte Internationale Politikwissenschaften an der Universität Erlangen und erwarb ein Executive Global Business Diploma, sowie mehrere Auszeichnungen im Bereich Strategieentwicklung und Verhandlungsführung an der Said Business School der University of Oxford. Während des Studiums und in den ersten Berufsjahren war er zunächst für politische Stiftungen (FES, SWP, SNV) und für das Auswärtige Amt in Berlin tätig. Er spricht fließend Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch.

2009 trat Ingemar Bühler in die Bayer AG ein. Nach ersten Aufgaben als Projektmanager und Referent im Vorstandsbüro übernahm er die Leitung des Teams Internationale Politik. Von Anfang 2014 bis Ende 2016 leitete er die Abteilung Strategie-, Vorstands- und Finanzmarktkommunikation der Agrarsparte der Bayer AG. Von 2016 bis 2019 war er dort als Stabsleiter und Vorstandsreferent tätig. Im Anschluss übernahm er die Leitung der Abteilung Public Affairs & Sustainability und leitete eine Task Force für Zulassungen- und Genehmigungsverfahren in der EU.

Seit 1. Januar 2021 ist Ingemar Bühler Hauptgeschäftsführer von PlasticsEurope Deutschland e.V. mit Büros und Frankfurt am Main und Berlin. Ingemar Bühler ist verheiratet und Vater von zwei Töchtern. 

Norbert Theihs, Geschäftsführer Hauptstadtbüro, VCI

Nach seinem Studium der Volkswirtschaftslehre und nach seiner Arbeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Finanzwissenschaft an der Universität Göttingen nahm Norbert Theihs 1993 seine Tätigkeit beim Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI) in Frankfurt am Main auf. Ab 1995 leitete er den Bereich Volkswirtschaft des VCI, bevor er 1998 als nationaler Experte zur Europäischen Kommission nach Brüssel wechselte. Berufsbegleitend schloss er 2001 ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der United Business Institutes/Mercer University in Brüssel mit dem MBA ab.

2001 nahm Norbert Theihs seine Tätigkeit für den VCI im Europabüro Brüssel auf. 2003 wechselte er in das VCI-Hauptstadtbüro nach Berlin, dessen Leitung er 2004 übernommen hat. Seit 2011 ist er zusätzlich für den Geschäftsbereich Mittelstand im VCI zuständig.

Über den Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft e.V. (BDE)

Der BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft e.V. wurde 1961 gegründet und ist der Branchenverband der Kreislauf- und Ressourcenwirtschaft. Seine etwa 850 Mitgliedsunternehmen repräsentieren 75 Prozent des privatwirtschaftlich erbrachten Umsatzes in den Wirtschaftszweigen „Abwasserentsorgung“, „Sammlung, Behandlung, Beseitigung und Recycling von Abfällen“ sowie „Beseitigung von Umweltverschmutzungen und sonstige Entsorgung“ und bilden so die gesamte Wertschöpfungskette der Kreislauf- und Ressourcenwirtschaft ab.

Über Plastics Europe Deutschland (PED)

Plastics Europe ist der paneuropäische Verband der Kunststofferzeuger mit Büros in mehreren Wirtschaftszentren Europas. Mit fast 100 Mitgliedsunternehmen, die für mehr als 90 Prozent der Kunststoffproduktion in Europa stehen, ist der Verband ein bedeutender Akteur der Kunststoffindustrie mit der Verantwortung, offen und eng mit den verschiedensten Interessengruppen zusammenzuarbeiten – um sichere, kreislauffähige und ressourcenschonende Ideen und Produkte zu entwickeln.

Über den Verband der Chemischen Industrie (VCI)

Der VCI und seine Fachverbände vertreten die Interessen von rund 1.900 Unternehmen aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie und chemienaher Wirtschaftszweige gegenüber Politik, Behörden, anderen Bereichen der Wirtschaft, der Wissenschaft und den Medien. 2022 setzten die Mitgliedsunternehmen des VCI rund 260 Milliarden Euro um und beschäftigten knapp 550.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Source

BDE, Pressemitteilung, 2023-09-06.

Supplier

Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft BDE
Plastics Europe Deutschland e.V.
VCI – Verband der Chemischen Industrie e.V.

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