Deutscher Gründerpreis für Kraftstoffe aus Mini-Reaktoren

Ausgründung Ineratec des Karlsruher Instituts für Technologie in Berlin als bestes Start-up Deutschlands ausgezeichnet

Synthetische Kraftstoffe aus erneuerbaren Energiequellen preiswert herzustellen, ist ein wichtiger Baustein für die Energiewende. Zur Herstellung von synthetischem Benzin, Kerosin, Diesel oder Erdgas sind riesige Anlagen nötig. Die Firma Ineratec, ein Spin-Off des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), baut chemische Reaktoren, die so kompakt sind, dass die fertig montierte Anlage in einen Schiffscontainer passt und überall eingesetzt werden kann. Gestern wurde das junge Unternehmen in Berlin mit dem Deutschen Gründerpreis ausgezeichnet.

„Synthetische Kraftstoffe sind ein wichtiger Schritt hin zum Wirtschaften in einem geschlossenen CO2-Kreislauf“, sagt der Präsident des KIT, Professor Holger Hanselka. „Mit dem Klimawandel und der Energiewende geht das KIT nicht nur zwei der aktuell drängendsten gesellschaftlichen Probleme an, regenerative Kraftstoffe können entlang der gesamten Wertschöpfungskette zukünftig auch ganz neue Geschäftsfelder eröffnen. Dafür ist Ineratec ein hervorragendes Beispiel.“

„Wissenschaftliche Erkenntnisse in Anwendungen zu überführen, von denen Wirtschaft und Gesellschaft profitieren, gehört zu den Kernaufgaben des KIT“, sagt Professor Thomas Hirth, Vizepräsident des KIT für Innovation und Internationales. Deshalb unterstütze das KIT unternehmerisches Denken und Handeln auf vielfältige Weise, etwa durch Gründerförderung für Studierende und Forschende oder Büro- und Laborflächen in Innovationshubs sowie Beratung und Vernetzung. „Regelmäßig gute Platzierungen in Rankings zur Gründerförderung und jetzt der Deutsche Gründerpreis sind Ausdruck dieser Innovationskultur.“

Das Gründer-Team des besten Start-ups Deutschlands Ineratec: Philipp Engelkamp, Tim Böltken, Paolo Piermartini und Peter Pfeifer (v.l.n.r., Foto: Sandra Goettisheim, KIT)
Das Gründer-Team des besten Start-ups Deutschlands Ineratec: Philipp Engelkamp, Tim Böltken, Paolo Piermartini und Peter Pfeifer (v.l.n.r., Foto: Sandra Goettisheim, KIT)

„Für die chemischen Verfahren, mit denen etwa aus dem Klimakiller CO2 und regenerativ erzeugtem Wasserstoff synthetisches Erdgas oder synthetische Kraftstoffe hergestellt werden, sind normalerweise extrem teure, großtechnische Chemieanlagen nötig“, sagt Ineratec-Geschäftsführer Tim Böltken. Die Karlsruher Gründer haben nicht nur die Großanlagen auf Miniaturformat geschrumpft, die für den Herstellungsprozess benötigte Energie kann obendrein aus regenerativen Quellen wie Sonnen-, Wind- oder Wasserkraft kommen. „Sie wird so in chemischen Energieträgern gespeichert“, erläutert der Alumnus des KIT. Weiter sind die fertig montierten, modularen Kompaktanlagen nach dem Baukastensystem konzipiert, sodass sich die Kapazität ganz nach Bedarf erweitern lässt.

Mehrere Anlagen sind bereits ausgeliefert und in Betrieb: Eine Power-to-Liquid-Anlage, welche erneuerbare flüssige Kraftstoffe herstellt und mobil eingesetzt werden kann, wurde nach Finnland verkauft. Im katalonischen Sabadell steht eine Power-to-Gas-Anlage, die aus Klärschlamm stammendem Kohlenstoffdioxid synthetisches Methan-Gas produziert, das direkt ins spanische Netz gespeist werden soll. Am KIT selbst, wo mit dem Energy Lab 2.0 gerade ein Anlagenverbund aufgebaut wird, der unterschiedliche Technologien zur Erzeugung und Nutzung elektrischer, thermischer und chemischer Energie verknüpft, baut Ineratec eine Pilotanlage für die Erzeugung von erneuerbarem Kerosin aus Kohlendstoffdioxid und Wasserstoff.

Unter den drei Finalisten des Deutschen Gründerpreises ist noch ein weiterer KIT-Alumnus: Florian Wehner stellt mit seiner Firma Vectoflow 3D-gedruckte Sonden her, die auch in der Formel 1 eingesetzt werden. Rennsportteams, Flugzeughersteller, Airlines – sie alle wollen wissen, woher der Wind weht. Vectoflow liefert Sonden, die individuell für den Kunden gefertigt werden und die Strömung von Luft, Wasser oder Öl präzise messen. So ist unter der Nase jedes Formel-Eins-Boliden eine Sonde angebracht, die im Rennen Geschwindigkeit und Richtung der Strömung misst. Einige davon wurden von Vectoflow entwickelt. Vor seiner Zeit als Unternehmer studierte Florian Wehner am KIT Maschinenbau mit Vertiefung Produktentwicklung und Leichtbau. Auch war er Mitglied der Hochschulgruppe KA-RaceIng, dem Formula Student Team des KIT, das jedes Jahr erfolgreich unterschiedliche Rennwagen entwickelt.

Die kompakten chemischen Anlagen passen fertig montiert in einen Schiffscontainer. (Foto: Ineratec/Hauser)
Die kompakten chemischen Anlagen passen fertig montiert in einen Schiffscontainer. (Foto: Ineratec/Hauser)

Der Deutsche Gründerpreis wird alljährlich im ZDF-Hauptstudio in Berlin verliehen und zeichnet besonders innovative Gründer und ihre Unternehmen aus. Die Kandidaten werden von einem Expertennetzwerk vorgeschlagen und müssen anschließend die Juroren in mehreren Phasen von ihrem Unternehmen überzeugen. Die Sieger des Deutschen Gründerpreises erhalten eine Unternehmensberatung und Patenschaften erfahrener Unternehmer.

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 25 500 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

Source

Karlsruher Institut für Technologie, Pressemitteilung, 2018-09-12.

Supplier

Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V.
INERATEC - Innovative Reactor Technology
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

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