Verpackungsverordnung: Biokunststoffe versus Rezyklate?

Der EP-Umweltausschuss stimmt über die Neuregelung der EU-Verpackungsverordnung ab. Biokunststoffe könnten künftig die Rezyklatquote senken

Plastics Europe äußert erhebliche Bedenken nach der Abstimmung des Umweltausschusses zur Neuregelung der EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (PPWR). Insbesondere kritisiert der Verband der Kunststofferzeuger, dass Rezyklateinsatzquoten verwässert werden.

Plastics Europe befürchtet, dass dieser Beschluss Investitionen in die Kreislaufwirtschaft negativ beeinträchtigen könnte. Der Entwurf böte zu wenig Investitionsanreize für den Einsatz von recyceltem Material und biobasierten Rohstoffen in der Kunststoffproduktion. „Der Entwurf ist ein herber Rückschlag für die Kreislaufwirtschaft, und wirft uns auf unserem Weg zur fossilfreien Kunststoffproduktion um Monate zurück.“, so Bettina Dempewolf, Leiterin der Kommunikation bei Plastics Europe Deutschland.

Quoten für Rezyklate nicht mehr verbindlich

Die ursprünglich von der EU-Kommission vorgeschlagenen Rezyklateinsatzquoten sind ausschlaggebend, um die Nachfrage nach Rohstoffen aus mechanisch und chemisch recycelten Kunststoffabfällen zu steigern. Damit würde die Kommission einen Investitionsanreiz in zirkuläre Kunststoffe ermöglichen, die den Anteil fossiler Rohstoffe in der Kunststoff-Wertschöpfungskette reduzieren.

Ingemar Bühler, Geschäftsführer von Plastics Europe Deutschland, erklärt: „Wir sind besonders enttäuscht darüber, dass Rezyklateinsatzquoten für Lebensmittelverpackungen verwässert werden. Die Kommission verpasst damit die Gelegenheit, Investitionen in nachhaltige Kunststoffverpackungen für private Investoren attraktiver zu machen.“

Biokunststoffe und Rezyklate nicht vermengen

Plastics Europe betont die Rolle von biobasierten Rohstoffen, um die Treibhausgasemissionen bei der Herstellung von Kunststoffverpackungen zu senken, und die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu reduzieren. Der Verband schlägt daher separate Zielvorgaben für den Einsatz von bio- und CO₂-basierten Kunststoffen in der EU-Verpackungsordnung vor, zusätzlich zu den verbindlichen Rezyklateinsatzquoten für recycelte Materialien.

Bedauerlicherweise kommt der Umweltausschuss dieser Empfehlung nicht nach. Der aktuelle Beschluss untergräbt den Einsatz von recycelten und biobasierten Rohstoffen, indem er es Verpackungsherstellern erlaubt, die Rezyklateinsatzquoten für recycelte Kunststoffe zu senken, wenn sie in ihren Verpackungen auch biobasierte Kunststoffe verwenden.

Risiko eines vollständigen Verbots flexibler Folien

Plastics Europe begrüßt dagegen die Entwicklung von „Design for Recycling“-Kriterien zur Bewertung der Recyclingfähigkeit von Verpackungen. Der Verband sieht zudem auch großes Potenzial im Ausbau von Mehrwegsystemen. Die aktuelle Diskussion zur EU-Verpackungsverordnung lässt bei Mehrweganwendungen jedoch wichtige Verpackungsarten außer Acht, die für den Transport gebraucht werden.

Alexander Kronimus, Geschäftsführer der Abteilung Klima- und Kreislaufwirtschaft bei Plastics Europe Deutschland ergänzt: „Die Abstimmung birgt das Risiko eines vollständigen Verbots von flexiblen Kunststofffolien bis 2030, die für den Transport von Gütern unerlässlich sind. Falls die Abstimmung in der endgültigen Gesetzgebung bestätigt wird, könnte dies zu Lieferunterbrechungen sowie höheren Kosten für Spediteure und für Verbraucher führen.“

Ausnahmen für leicht recycelbare Produkte gefordert

Darüber hinaus enthält die Abstimmung eine Reihe von Verboten für Einweganwendungen, ohne dass eine Folgenabschätzung oder ein Nachweis des Umweltnutzens vorliegt. Diese Verbote betreffen auch Kunststoffverpackungen, die bereits in einem großen Umfang recycelt werden können, wie Schrumpffolien und Sammelverpackungen.

Ingemar Bühler erklärt: „Auch wenn solche Verbote für einige Interessengruppen politisch zunächst attraktiv erscheinen, könnten sie dazu führen, dass Kunststoffe in Verpackungen durch Materialien ersetzt werden, die nachweislich keine Umweltvorteile bieten.“ Bühler führt fort: „Um die Klima- und Kreislaufwirtschaftsziele zu fördern, sollte die EU-Verpackungsverordnung pragmatische Investitionsanreize schaffen, die dazu beitragen, dass Verpackungen weniger Material verbrauchen, leichter zu recyceln sind und der Anteil von recycelten und biobasierten Rohstoffen in Verpackungen zunimmt.“

Source

K-Zeitung, 2023-10-25.

Supplier

European Commission
Plastics Europe Deutschland e.V.

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