TreuHanf AG: Lagebericht für das Geschäftsjahr 2001

Wie in den vorangegangenen Jahren stellt dieser Lagebericht die Entwicklung der TreuHanf Aktiengesellschaft, der Kommanditgesellschaften sowie der Unternehmen dar, an denen TreuHanf-Gesellschaften beteiligt sind.

Das abgelaufene Geschäftsjahr war durch intensive, im Ergebnis aber erfolglose Anstrengungen geprägt, die beschlossene Kapitalerhöhung der AG auf bis zu 5 Mio. EUR fortzusetzen und so das mögliche Wachstum der Gruppe zu finanzieren. Mit erheblichem Einsatz des Finanzvorstandes Lammert und des stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Prof. Dr. Garhammer wurde ein Businessplan entwickelt, der auch die Möglichkeit einbezog, den Medikamentenwirkstoff Dronabinol (Delta 9 THC) herzustellen und zu vermarkten. Ab Mai 2001 fanden vielfache Gespräche mit Banken und VC-Gesellschaften statt, in denen der Businessplan und das Geschäftsmodell der TreuHanf-Gruppe zwar Anerkennung fanden, eine Finanzierung jedoch nicht zustande kam. Dies lag im wesentlichen an der bekannten Situation der Kapitalmärkte, die allgemein dazu führte, dass keine neuen Engagements eingegangen wurden.

Als Beispiel seien die vom Mai bis September des Berichtsjahres laufenden Verhandlungen mit der VC-Gesellschaft INTX AG erwähnt, die zu der im Automobilzulieferbereich tätigen Dürr-Gruppe gehört. Nachdem der Vorstand der INTX sich in den Geschäftsräumen der Gesellschaft eingehend über die bisherige Entwicklung und das geplante Wachstum informiert hatte, wurden dem mit der Vorbereitung der Entscheidung beauftragten Investitionsmanager über mehrere Wochen sämtliche gewünschten Auskünfte erteilt und Unterlagen zur Verfügung gestellt. Die sich verschärfende Lage bei VC-Engagements führte schließlich dazu, dass nach erheblichen Aufwendungen auf beiden Seiten die Verhandlungen abgebrochen wurden.

Die Gremien der Gesellschaft entschlossen sich daraufhin, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln die Entwicklung des Consulting-Bereiches voranzutreiben, um über Abschlüsse auf diesem Gebiet Umsatz und Glaubwürdigkeit bei potenziellen Investoren zu generieren. Diese Aktivitäten wurden durch Darlehen der größeren Aktionäre finanziert, die in der Bilanz passiviert sind, inzwischen aber zum Teil in Aktienbeteiligungen umgewandelt wurden.

Eine wesentliche Voraussetzung für die Positionierung als Consulting-Unternehmen war die Übernahme von 75 % der Gesellschaftsanteile der Badischen Naturfaseraufbereitung GmbH (BAFA) (vgl. Meldung vom 2001-10-15). Die Anteile konnten von der in Insolvenz befindlichen amerikanischen Gesellschafterin günstig erworben werden. Ein weitgehender Verzicht auf bestehende Gesellschafterdarlehen führte zu einer Verbesserung der „bilanziellen Kapitalstruktur. Die Hausbank setzte aufgrund des von TreuHanf AG entwickelten testierten Restrukturierungsprogramms für einen Teil der von ihr ausgereichten Kredite bis zum Juni 2002 Zins- und Tilgungsleistungen aus.

TreuHanf AG war allerdings nicht in der Lage, die angekündigten Mittel für die Erweiterung der Produktion und die technische Verbesserung der Anlage aufzubringen. Trotzdem hat sich BAFA aufgrund der stark gestiegenen Nachfrage (gegenüber 2001 hat sich der Umsatz verdoppelt) als führender Lieferant für die Autoindustrie und für den Dämmstoff ThermoHanf etabliert, und stellt mit einem breiten Kundenspektrum den Erfolg der Gesamtkonzeption unter Beweis.

Vor diesem Hintergrund verhandelt TreuHanf AG derzeit die Übernahme der assets der VERNARO GmbH i.I. in Gardelegen (vgl. Meldung vom 2002-07-22). Dabei handelt es sich um die modernste Aufschlussanlage in Europa. Die dort vorhandene Kapazität gestattet die Ausweitung des Geschäfts der ausgelasteten BAFA, die die technische Betreuung und die Vermarktung übernehmen soll.

Aus dem Vertrag mit der GTZ flossen der TreuHanf AG erhebliche Mittel zu, die allerdings vertragsgemäss vollständig in die Erarbeitung des Restrukturierungskonzepts für die rumänische Naturfaserindustrie investiert wurden. Dadurch ist die Position der Gesellschaft in Rumänien und die Aussenwahrnehmung bei den potentiellen Geschäftspartnern deutlich verbessert worden. So laufen derzeit erfolgversprechende Verhandlungen mit einem international tätigen Textilunternehmen, das sich entschieden hat, in Spinnkapazität in Rumänien zu investieren und die Versorgung mit Fasern aus lokalem Anbau sicherstellen muss. Im Vorgriff auf dieses Geschäft hat sich TreuHanf AG zusammen mit der führenden rumänischen Spinnerei an der Privatisierung einer Flachsschwinge beteiligt. Das sehr günstige Angebot auf Übernahme von 50% der Aktien des Unternehmens setzt allerdings die Beschaffung der entsprechenden Mittel im laufenden Geschäftsjahr voraus.

Die Regierung von Kasachstan hat im November 2001 ein Memorandum of Understanding mit TreuHanf AG vereinbart (vgl. Meldung vom 2001-10-04). Als Ziel ist die Errichtung einer Anlage zur Erst- und Weiterverarbeitung der grossen Wildhanfbestände Kasachstans formuliert. Auf Vermittlung von Regierungsstellen hat TreuHanf AG im September 2002 einen Rahmenvertrag über ein joint-venture mit einem kasachischen Industrieunternehmen geschlossen und zunächst die Erstellung einer Machbarkeitsstudie angeboten. Im Oktober 2002 erteilte das Wirtschaftsministerium Kasachstans den Auftrag zur Erstellung der Machbarkeitsstudie, die mit einem Volumen von bis zu 250.000 EUR angeboten worden war (vgl. Meldung vom 2002-11-04).

Wenn aufgrund der Studie das Projekt durchgeführt wird, beabsichtigt die Gesellschaft, sich die Einbringung Ihres Know-hows in das Industrieprojekt honorieren zu lassen, ist aber auch bereit, sich in Kasachstan unternehmerisch zu engagieren, wenn dafür ausreichende rechtliche Sicherheit gewährleistet werden kann.

Aufgrund der Finanzknappheit der TreuHanf AG wurden die laufenden Kosten drastisch reduziert. Die Mitarbeiterinnen in der Buchhaltung und im Büro mussten zum Ende März 2002 entlassen werden. Der Finanzvorstand verliess die Gesellschaft im Mai d. J.. Die Gesellschaft beschäftigt derzeit ausschliesslich den Vorstand Schillo. Die Buchhaltung wird vom Steuerberater geführt. Zum Ende des Jahres zieht die Gesellschaft in kleinere Räume um.

Mangels der erforderlichen Mittel konnte auch die im letzten Lagebericht dargestellte Vereinheitlichung der Struktur der TreuHanf-Guppe durch Übernahme der Anteile der TreuHanf-Kommanditgesellschaften durch die AG nicht realisiert werden.

Lage der Unternehmen

Carin S.A. war trotz weitgehender Entschuldung durch die im Berichtsjahr durchgeführte Kapitalerhöhung nicht in der Lage, Gewinn zu erwirtschaften. Zwar werden die produzierten Fasern vollständig abgesetzt, nicht verkäuflich sind in Rumänien aber die Schäben, die bei BAFA einen spürbaren Deckungsbeitrag liefern. Mangels weiterer Finanzmittel war es auch nicht möglich, dringend erforderliche und kostensenkende technische Verbesserung (z. B. bei der veralteten Erntetechnik) durchzuführen. Deshalb ist Carin derzeit nicht in der Lage die Produktion auszuweiten. Andererseits hat Carin im Berichtsjahr zu günstigen Konditionen die Betriebsflächen (90 ha) als Eigentum erhalten. Dadurch wurde der rumänische Staat allerdings wieder Minderheitsaktionär. Die Grundstücke liegen zum Teil am künftigen Autobahngrenzübergang nach Ungarn und stellen damit einen erheblichen Wert dar. Die deutschen Aktionäre der Carin beabsichtigen eine Entwicklungsgesellschaft zu gründen, die die nicht betriebsnotwendigen Grundstücke vermarktet. (Vgl. Meldung vom 2001-11-21.)

TreuHanf Sachsen-Anhalt konnte über zwei öffentlich finanzierte Forschungs- und Entwicklungsaufträge (Faserdämmstoff, Einblasdämmstoff aus Schäben) finanziert werden. Die Ergebnisse dieser Entwicklung sind werthaltig. Allerdings mussten mit Auslaufen eines der Projekte die bisherigen Mitarbeiter entlassen werden. Der für die Umsetzung der Entwicklung gewonnene Partner ist zur Zeit nicht in der Lage die dafür erforderlichen Investitionen aufzubringen (vgl. Lagebericht für das Jahr 2000). (Vgl. auch Meldung vom 2000-11-30.)

Die HanfFabrik Zehdenick war im Berichtszeitraum und im laufenden Geschäftsjahr gut ausgelastet und läuft derzeit fast durchgängig zweischichtig. Dabei wurden im Berichtsjahr allerdings noch kostenintensive Entwicklungen für grössere Kunden durchgeführt. Die HanfFabrik war immerhin in der Lage, sämtliche Kosten (ausser Kapitalverzinsung und Leasingraten für die Wirrfaservliesanlage, die im Eigentum der TreuHanf Investitions GmbH& Co.KG steht) zu decken und die von der Aktiengesellschaft ausgereichten Darlehen zu einem kleinen Teil zurückzuführen und so die Liquidität der AG zu verbessern.

KonoTec hatte im laufenden Geschäftsjahr die knapp kostendeckende Produktion von Reisswolle fortsetzen können. Im Oktober 2002 brannte die im Eigentum der KonoTec stehende Halle ab. Die Maschinen wurden dabei schwer beschädigt. Eine Feuerversicherung besteht nicht. Die Mitarbeiter – bis auf die Geschäftsführerin – sind entlassen. Das Grundstück kommt nach wie vor für den Aufbau einer HanfVerarbeitungsanlage in Betracht, die aufgrund der steigenden Nachfrage nach Fasern in der polnischen Autoindustrie gerechtfertigt ist.

Ausblick
Die Entwicklung hat gezeigt, dass die im letzten Lagebericht skizzierte Ausrichtung der Gruppe vom Markt akzeptiert wird. Das Consulting-Angebot der Gruppe ist überzeugend und lässt den Rückfluss der investierten Mittel erwarten. In derzeit schnell wachsenden Märkten ist die TreuHanf Gruppe aufgrund ihres Know-hows und der Positionierung in mehreren Ländern in der Lage, Marktführerschaft zu erlangen. Das Kasachstan-Projekt findet grosse Aufmerksamkeit bei potentiellen strategischen Investoren. Es kann deshalb davon ausgegangen werden, dass trotz der andauernden Schwäche der Finanzmärkte der weitere Aufbau finanziert werden kann.

Matthias Schillo
Vorstand

TreuHanf
Aktiengesellschaft
Am Treptower Park 30
12435 Berlin
Tel.: 030-53 69 91-53
Fax: 030-53 69 91-54
E-Mail: treuhanf@treuhanf.de

(Vgl. Meldungen vom 2002-03-01 und 2001-11-20.)

Source

Pressemitteilung der Treuhanf AG vom 2002-11-01.

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