nova-Interview mit TreuHanf-Vorstand Matthias Schillo

nova: Herr Schillo, die TreuHanf hat erst kürzlich die Mehrheit an der Badischen Naturfaseraufbereitung GmbH (Bafa) übernommen.
Wie wird sich dies auf die Entwicklung der Hanfwirtschaft in Deutschland und Europa auswirken?

Schillo: Bafa hat in den fünf Jahren Ihres Bestehens sämtliche Aspekte der Faserherstellung und der damit zusammenhängenden Logistik massgeblich entwickelt und den Markt für die Armierung von Kunststoffen sowie für Dämmstoffe geöffnet. Aufgrund des hervorragenden Managements besitzt Bafa gerade bei den Automobilzulieferern einen sehr guten Ruf. Es liegt also nahe, Bafa zur Marke für Industriefasern auszubauen.
Sollte der Anbau in Deutschland für die Belieferung der Industrie nicht ausreichen, besteht auch die Möglichkeit, Hanffasern aus der Produktion der rumänischen und polnischen Schwesterbetriebe nach Bafa-Qualitätskriterien herzustellen und unter dieser Marke zu verkaufen.

nova: Wie realistisch ist das Ziel, die Weltmarkt-Führerschaft im Bereich Bastfasern zu erlangen?

Schillo: Das wäre nicht realistisch. Wir konzentrieren uns zunächst darauf, in Europa in einem bestimmten Segment (Armierungsfasern für Kunststoffe) ein gutes Angebot für unsere Kunden zu entwickeln und sie dadurch an uns zu binden. Dazu gehört natürlich die Fähigkeit, industrietauglich zu liefern. Dafür sind hohe Anforderungen an Quantität, Qualität und Kontinuität zu erfüllen. Wir gehen davon aus, dass wir mit unserem Konzept des Anbaus in verschiedenen Regionen Europas gute Voraussetzungen zur Erfüllung dieser Ansprüche geschaffen haben.

nova: Welche Synergien werden durch die Bafa-Übernahme innerhalb der TreuHanf-Gruppe realisiert? Gibt es auch Synergien im vertrieblichen Bereich? Können Sie schon von ersten Erfolgen berichten?

Schillo: Die Synergien liegen im Bereich der Technik und vor allem im Vertrieb. Bafa ist Spezialist für die Fasergewinnung (Aufschluss) für industrielle Zwecke und hat unter der Regie des geschäftsführenden Gesellschafters Peter Muthmann die dazu erforderliche Technik komplett entwickelt. Das fängt mit der Erntetechnik an und endet bei der Faserballenpresse. In diesem Bereich konnte die TreuHanf-Gruppe bisher nur die eher auf Textilfasern ausgerichtete Aufschlusstechnik der Carin S. A. in Rumänien vorweisen. Der Vertrieb der Bafa wird weiterhin vom geschäftsführenden Gesellschafter Bernd Frank geleitet. Wie oben schon angedeutet, liegt es nahe, die bisherige, sehr erfolgreiche Vertriebstätigkeit durch einen systematischen Markenaufbau zu fördern.

nova: Kürzlich war die TreuHanf AG bei einer Präsentation zu Gast bei der Firma BMW AG. Was gibt es davon zu berichten?

Schillo: Es ging darum, den potenziellen Nutzern unserer Fasern deutlich zu machen, dass durch einige Maßnahmen in der Landwirtschaft und in der Behandlung des Strohs große Schritte in Richtung Homogenität und damit Qualitätssicherung gemacht werden können. Die Autoindustrie sieht sich – sicher zu Recht – als Technologieführer bei neuen Werkstoffen. Wir müssen dokumentieren können, dass auch landwirtschaftlich erzeugte Rohstoffe zuverlässig innerhalb eines definierten Qualitätsrahmens gehalten werden können.

nova: Als ein weiteres Geschäftsfeld wurde das Consulting bei der TreuHanf AG etabliert. Gibt es hier schon Umsatzerfolge? Wer kommt hier als Kunde in Frage?

Schillo: Consulting kann nur auf lange Sicht ausgelegt sein. Es geht um den Aufbau weiterer Verarbeitungszentren. Wenn wir dabei in zwei Jahren erste Umsätze machen, sind wir sehr gut.

nova: Herr Schillo, in einem anderen Interview stellten Sie kürzlich in Aussicht, den Break-even früher als prognostiziert zu erreichen, bleibt es bei diesem Fahrplan?

Schillo: Dass alle unsere Unternehmen schwarze Zahlen schreiben, werden wir sicher in 2002 und damit ein Jahr früher als geplant erreichen. Unsere Arbeit heute richtet sich darauf, dass zugleich der Umsatz drastisch gesteigert werden kann.

nova: Herr Schillo, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Gesprächsführung: Klaus-Martin Meyer (nova)
Endredaktion: Marion Kupfer (nova)
Quelle: Interview mit Matthias Schillo vom 2001-11-20.

(Vgl. auch Meldungen vom 2001-11-21 und 2001-10-15).

Source

Interview mit Matthias Schillo vom 2001-11-20.

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