Stürme, Dürre, Waldbrände und Borkenkäferbefall – das hat 2018 und 2019 gravierende Schäden in den Wäldern verursacht. Und die Befürchtung ist, dass auch das Jahr 2020 dem Wald immens zusetzt. Der Jahresbeginn 2020 war durch anhaltende Regenphasen geprägt, in deren Verlauf sich die Wasserreservoire größtenteils wieder gefüllt haben. In den vergangenen Wochen hingegen war verbreitet Trockenheit zu beobachten, wobei die Situation regional und lokal sehr unterschiedlich sein kann. Mit Blick auf das laufende Jahr ist es im Augenblick noch zu früh, um über die mögliche Wetterentwicklung und deren Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Erträge sowie auf die Wälder verlässliche Aussagen treffen zu können. Der Deutsche Wetterdienst rechnet im Jahr 2020 bislang mit durchschnittlichen Niederschlägen. Dennoch ist bereits jetzt absehbar: Der hohe Schädlingsbefall aus dem Vorjahr und die unvollständige Aufarbeitung von Schadholz angesichts schlechter Holzabsatzmöglichkeiten führen zu einem hohen Risiko weiterer Schäden.
Am morgigen Samstag ist der Tag des Baumes. Und das nimmt die Bundeswaldministerin Julia Klöckner zum Anlass, eine Aufforstungsfläche im rheinland-pfälzischen Rehborn zu besichtigen, zusammen mit der Landesforstministerin Ulrike Höfken aus Rheinland-Pfalz.
Die Fläche wurde vor der aktuell herrschenden Trockenheit mit 500 Baumhaseln wiederaufgeforstet. In den vergangenen beiden Jahren haben wir erlebt, dass Teile unserer Wälder nicht ausreichend Widerstandskräfte gegen lange Trockenphasen gebildet haben, ganze Waldgebiete vertrockneten und wurden durch den Borkenkäfer zerstört.
Angesichts der sehr ernsten Lage hatte sich Bundesministerin Julia Klöckner für ein groß angelegtes, nachhaltiges Wiederaufforstungs- und Anpassungsprogramm mit standortangepassten Bäumen für robuste Mischwälder ausgesprochen. Für dieses Programm und die anschließende Pflege stellt die Bundesregierung den Ländern eine knappe halbe Milliarde Euro zur Verfügung. 478 Millionen Euro in den kommenden vier Jahren sind vorgesehen von Bundesseite, die von den Ländern kofinanziert werden, sodass rund 800 Millionen Euro für den Wald zur Verfügung stehen. In 2020 stehen vom Bund 98 Millionen Euro für die Schadensbewältigung, weitere 40 Millionen Euro Bundesmittel für Maßnahmen zur Anpassung der Wälder bereit.
Mit Blick auf den wichtigen Beitrag des Waldes zum Klimaschutz und dem Allgemein-wohl warnt die Bundesministerin Julia Klöckner: “Wälder sind unverzichtbar für den Klimaschutz, für Einkommen und Arbeit in den ländlichen Räumen, als Lieferant des nachhaltig verfügbaren und klimafreundlichen Roh-, Bau-, Werkstoffs und Energie-trägers Holz, für die Erholung der Bevölkerung und für die Biodiversität. Diese Funktionen können die Wälder aber nur erfüllen, wenn ihnen in Not geholfen wird. Die Bäume, die fehlen, können nicht zur Senkung des CO2-Ausstoßes beitragen. Der Schutz unserer Wälder ist eine Generationenaufgabe. Dafür werden wir einen langen Atem brauchen und viele Menschen, die die Ärmel hochkrempeln und zusammenarbeiten.”
Und die rheinland-pfälzische Umwelt- und Forstministerin Ulrike Höfken ergänzt: “Der Klimawandel macht in Corona-Zeiten keine Pause. Das sehen wir direkt vor unserer Haustür. Die Trockenheit der letzten beiden Jahre hat bislang ungekannte Schäden in unseren Wäldern angerichtet. Ein dritter Dürre-Sommer in Folge wäre katastrophal. Wir wollen den Wald fit für die Zukunft machen und leisten in unserem rheinland-pfälzischen Staatswald eine konsequente Krisenvorbeugung, indem wir auf naturnahe Mischwälder mit geeigneten Baumarten setzen. Zum Klimaschutz gehört auch der Einsatz von Solar- oder Wind-Energie im Forstbereich. Denn was dem Klima hilft, hilft auch dem Wald. Dazu kann jede und jeder einzelne etwas beitragen.”
Bundesministerin Klöckner: “Wer aufforstet, hat kommende Generationen im Blick. Die Hilfen sind eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wichtig ist, dass die Förderung des Bundes und das Engagement der Länder Hand in Hand gehen, damit das Geld auf der Fläche ankommt.”
Bereits im vergangenen Jahr wurden auf Initiative von Bundesministerin Klöckner neue Fördermaßnahmen in der “Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz” (GAK) auf den Weg gebracht, um Schäden zu bewältigen. Hilfen gibt es:
- zur bestands- und bodenschonenden Räumung von Schadflächen und zur Lagerung von Schadholz,
- zur Überwachung, Vorbeugung und Bekämpfung von Schadorganismen,
- zur Prävention und Bekämpfung von Waldbränden und
- für Maßnahmen zur Wiederaufforstung.
Bundesministerin Klöckner hatte zudem zusätzliche steuerliche Erleichterungen beim Bundesfinanzministerium für betroffene Waldeigentümer und eine neue Waldförder-sparte bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank erreicht.
Hintergrund
Nationaler Waldgipfel
Im vergangenen Jahr hatte das Bundeswaldministerium zu einem Nationalen Waldgipfel nach Berlin geladen. Mit dabei waren über 230 Teilnehmer aus Verbänden, Wirtschaft und Politik. Hier hat man sich auf Eckpunkte und Maßnahmen zu “Deutschlands Wald im Klimawandel” geeinigt.
Kurzfristige Hilfen sind wichtig – aber gleichzeitig gilt es, langfristig zu denken und das Ökosystem Wald verstärkt an die Herausforderungen, die mit dem Klimawandel ein-hergehen, anzupassen.
Aspekte dabei sind:
- trockenheitstolerantere Baumarten zu pflanzen
- Wasserspeicherfähigkeit der Waldböden zu verbessern
- Baumarten mit unterschiedlichen Ansprüchen und Eigenschaften (etwa Bäume mit tieferen und flacheren Wurzelsystemen) zu mischen,
- Waldzustand, Schadensrisiko und Schädlingssituation zielgerichtet zu analysieren (Waldschutzmonitoring),
- die Waldhygiene deutlich zu intensivieren (zum Beispiel rasche Beseitigung von Brutmaterial für Schaderreger).
- Risiko- Krisenmanagement
Zudem wurde eine Expertenrunde “Risiko- und Krisenmanagement Forst & Holz” ein-berufen, in der regelmäßig Vertreter der Länder, des Waldeigentums, aus Forst- und Holzwirtschaft und der Wissenschaft über die aktuelle Lage und Handlungserfordernis-se beraten und geeignete Maßnahmen vorschlagen.
Baumhasel
Der Baumhasel (Corylus colurna) ist der große Bruder der einheimischen Haselnuss. Sie wird in Mitteleuropa bereits seit Jahrzehnten als Stadt- und Parkbaumart genutzt und hat auch unter teils schwierigen Standortbedingungen dort bewährt. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Baumhasel, das sich von der Balkanhalbinsel über den Norden der Türkei bis in die Kaukasusregion erstreckt, ist durch Klimabedingungen geprägt, die in Folge des Klimawandels auch für Deutschland erwartet werden können. Die Art erweist sich dort als ausgesprochen klimastabil und kann Temperaturextreme von -38 °C bis +40 °C selbst bei trockenen Standortbedingungen ertragen.
Source
BMEL, Pressemitteilung, 2020-04-24.
Supplier
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
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