Wildpflanzen sind nicht nur Basis intakter Ökosysteme, sondern sind als pflanzengenetische Ressourcen auch für die Züchtung der von ihnen abstammenden Kulturpflanzen wichtig. In Adaptation an unterschiedliche Standorte entwickelten sie eine genetische Diversität, die nicht durch langjährige Züchtungsprozesse reduziert wurde und spielen damit beispielsweise eine bedeutende Rolle als wichtige Resistenzträger. Dennoch sind sie bislang in den großen Saatgutsammlungen weltweit unterrepräsentiert. Genbanken, in denen Wildpflanzensaatgut unter Tiefkühlbedingungen gelagert wird, sind eine sinnvolle Ergänzung zur Bewahrung der pflanzlichen Vielfalt. Mit diesem vergleichsweise kostengünstigen Verfahren steht eine große Anzahl pflanzengenetischer Ressourcen zur Verfügung, die in Forschung, Züchtung und im Naturschutz vermehrt eingesetzt werden.
Im zweiten Weltzustandsbericht über pflanzengenetische Ressourcen, der 2012 erschien, wurde auf diese Erhaltungslücken eindringlich hingewiesen. Das zweite Nationale Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen sah daher die Etablierung einer Genbank für Wildpflanzen für Ernährung und Landwirtschaft vor.
Im Rahmen eines Modell- und Demonstrationsprojektes des Projektträgers Agrarforschung der BLE wurde 2009 mit dem Aufbau der Genbank für Wildpflanzen für Ernährung und Landwirtschaft (WEL) begonnen. Koordiniert wird das Netzwerk aus fünf Verbundpartnern vom Botanischen Garten Osnabrück, der bereits durch den Aufbau der Loki-Schmidt-Genbank umfangreiche Erfahrungen mit der Saatgutlagerung von Wildpflanzensaatgut besaß. Daneben beteiligen sich die Botanischen Gärten Berlin, Karlsruhe und Regensburg sowie die Pädagogische Hochschule Karlsruhe. Ermöglicht wird dieses Projekt durch finanzielle Mittel des BMEL.
Erstmalig wird mit der Genbank für Wildpflanzen für Ernährung und Landwirtschaft (WEL) deutschlandweit koordiniert Saatgut von heimischen Wildpflanzenarten gesammelt, die einen Nutzungswert für den Menschen haben. Proben werden von ca. 300 Wildarten gesammelt, die in den vier Regionen Nordwest, Nordost, Südwest und Südost und somit in unterschiedlichen Naturräumen Deutschlands vorkommen. Hierdurch wird in der WEL Genbank neben der zwischenartlichen auch eine hohe innerartliche Vielfalt dieser Wildpflanzen gesichert. Das Saatgut wird in den vier am Netzwerk beteiligten Botanischen Gärten aufgearbeitet und eingelagert. Die Abgabe von Saatgut erfolgt für die Zwecke der Züchtung, Forschung und Ausbildung über eine standardisierte Materialübertragungsvereinbarung des Internationalen Saatgutvertrages. Eine Übersicht über den Genbankbestand erhält man im Nationalen Inventar pflanzengenetischer Ressourcen PGRDEU (http://pgrdeu.genres.de/), das beim Informations- und Koordinationszentrum für Biologische Vielfalt (IBV) der BLE geführt wird.
Am 29./30. April 2014 fand nun die Abschlusstagung der Projektlaufzeit und damit auch der Startschuss zur dauerhaften Etablierung der Genbank für WEL in Regensburg statt. Hier wurde ein Blick auf das bisher Erreichte geworfen, aber auch Optionen für die zukünftige Weiterentwicklung der Genbank WEL aufgezeigt.
Source
Genbank WEL, Pressemitteilung, 2014-05-02.
Supplier
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
Genbank WEL (Uni Osnabrück)
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