Zum vierten Mal fand am 27./28. November das „European Resources Forum“ (ERF) im Ludwig Erhard Haus in Berlin statt. Organisiert und durchgeführt wird diese europäische Konferenz alle zwei Jahre vom Umweltbundesamt (UBA). Der Einladung gefolgt waren über 300 zumeist europäische EntscheidungsträgerInnen und ExpertenInnen aus den Bereichen Politikentwicklung und Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Industrie. Über zwei Tage hinweg diskutierten die TeilnehmerInnen bei Podiumsdiskussionen, Workshops und informellen Gesprächen intensiv über die Frage, wie effizienter Ressourceneinsatz und eine Kreislaufwirtschaft zu erreichen sind.
Ein vernachlässigtes Thema
Zur Eröffnung wies UBA-Präsidentin Maria Krautzberger darauf hin, dass die Ressourcenfrage ein in der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu Unrecht vernachlässigtes Thema ist. Die EU-Mitgliedsländer verbrauchten nahezu doppelt so viele Ressourcen wie der weltweite Durchschnitt mit erheblichen Folgen für die Umwelt. Dennoch blieben wirksame Gegenmaßnahmen bisher aus; das EU-Verbot einiger Plastikartikel sei immerhin ein erster Schritt. Bis 2050 müsste aber der Ressourcenverbrauch in der EU um 60% reduziert werden. Dies ginge Hand in Hand mit dem Klimaschutz: „Energy and resources turnaround are both possible at the same time.“ Denn, wie Prof. Helga Weisz vom UNEP International Resource Panel später erläuterte, wird ein Viertel der Energie weltweit gebraucht, um Rohstoffe zu fördern und zu bearbeiten.
180 Milliarden Tonnen Rohstoffkonsum im Jahr 2050?
Deutschlands Umweltministerin Svenja Schulze wies darauf hin, dass Deutschland eines der Länder ist, welche die meisten Ressourcen weltweit verbrauchen – ein Großteil davon kommt aus anderen Ländern und wird dort häufig unter fragwürdigen sozialen und ökologischen Bedingungen gewonnen. „Wir sollten Ressourcen aus fragwürdigen Quellen nicht mehr benutzen“, forderte Schulze. Insgesamt verbrauche die Menschheit derzeit rund 90 Milliarden Tonnen an Rohstoffen jährlich mit einer globalen Zuwachsrate von 2% pro Jahr: Wenn jetzt nicht die Ressourcenwende eingeleitet würde, würden im Jahr 2050 bereits doppelt so viele Rohstoffe, also 180 Milliarden Tonnen, konsumiert werden. Die G7-Präsidentschaft Deutschlands müsse genutzt werden, um die Ressourceneffizienz zu steigern und die Kreislaufwirtschaft zu stärken, insbesondere im Kunststoffbereich sieht sie hier kurzfristigen Handlungsbedarf.
Der Baubereich müsste im Zentrum stehen
Der Baubereich ist für die Ressourcenwende besonders wichtig, denn hier findet weltweit 40% des gesamten Ressourcenverbrauchs statt. Mehr als 50 % des Abfallaufkommens in Deutschland sind auf den Baubereich zurückzuführen. Dennoch stagniert hier die Recyclingquote oder geht gar zurück; Erdaushub und Abbruchmaterial werden ganz überwiegend zur Verfüllung von Gruben oder als Straßenunterbau „downcycled“. Für organische Materialien aus dem Baubereich bliebe meist nur die „thermische Verwertung“ an ihrem Lebensende. Kreislaufwirtschaft hat aber andere Ziele: „Für den Bausektor bedeutet das, dass wir endlich den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden und damit ganz konkret die Materialebene in den Blick nehmen müssen,“ kommentiert Thomas Schmitz, Geschäftsführer von natureplus. So ließen sich schon heute Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen zu einem hohen Grad wieder- und weiterverwenden, für mineralische Reststoffe müssten höherwertige Anwendungsbereiche gefunden werden.
Harte Kämpfe zu erwarten
Was sollen nun die Instrumente sein, mit denen sich die Ressourcenwende bewerkstelligen lässt? Dr. Harry Lehmann vom UBA thematisierte die „Internalisierung externer Kosten“ mittels einer Ressourcensteuer. Hier müsse man sich aber auf harte Kämpfe einstellen. Immer wieder wurde von verschiedenen Rednern die Chance der Digitalisierung für die Ressourcenwende beschworen. Aber andererseits wurde darauf hingewiesen, dass die Digitalisierung auch Nachteile mit sich bringt, weil zum Beispiel besonders rare Ressourcen hierfür verstärkt benötigt werden. Karmenu Vella, Europäischer Umwelt-Kommissar, forderte in seiner Video-Botschaft eine Entkoppelung des Ressourcenverbrauchs vom wirtschaftlichen Wachstum und traf damit einen Nerv.
So wies Jeremy Wates vom Europäischen Umweltbüro, einem Zusammenschluss von Europäischen NGOs, darauf hin, dass Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft auch negative Folgen für Wachstum und Beschäftigung haben werden und dass man darauf vorbereitet sein muss, etwa durch Qualifizierungsprogramme. Er meinte auch, dass sich Energie und Produkte auf fossiler Basis nicht 1:1 durch biobasierte Rohstoffe ersetzen ließen; ohne eine Reduktion des Konsums sei die Ressourcenwende nicht zu schaffen.
Source
natureplus, Pressemitteilung, 2018-12-10.
Supplier
European Environmental Bureau (EEB)
natureplus e.V. Internationaler Verein für zukunftsfähiges Bauen und Wohnen
Umweltbundesamt
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