Seit der Novellierung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) hat die Anzahl landwirtschaftlicher Biogasanlagen erheblich zugenommen. Dieser Boom ist bis jetzt jedoch an den Betrieben des Ökolandbaus weitestgehend vorbei gegangen. Mit dem Projekt “Entwicklungsberatung Bio-Biogasanlagen” will die Modellregion Wendland / Elbetal diese Lücke schließen. Dabei gewann das innovative Vorhaben der Wendländer die Wahl zum Projekt des Monats September 2004.
“Die Nutzung von Grünaufwuchs und Futterbaukulturen über eine Biogasanlage ist für ökologische Betriebe sehr interessant”, erklärt der Projektleiter Gregor Heckenkamp. Er führt die Entwicklungsberatung in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KOEN) durch. Neben dem Stromertrag ist besonders das Endprodukt der Anlage, das Biogassubstrat als organischer Stickstoffdünger für ökologische Marktfruchtbetriebe von hohem Interesse. In der Pilot-Biogasanlage in der Modellregion Wendland/Elbetal arbeiten in diesem Sinne Futterbau- und Marktfruchtbetriebe zusammen. Der Marktfruchtbetrieb kann den Aufwuchs der Kleegrasstilllegungsflächen in die Biogasanlage einspeisen und im Gegenzug hochwertigen Biodünger entgegen nehmen. Das erst kürzlich novellierte EEG bietet zusätzliche Chancen für Ökobetriebe, da Strom aus Biomasse neben der Grundvergütung mit zusätzlich 6 Cent pro Kilowattstunde gefördert wird. “Mit der Entwicklungsberatung wollen wir aufzeigen, dass überschaubare bäuerliche Anlagen durch Optimierung der Prozesssteuerung auch im ökologischen Landbau wirtschaftlich arbeiten,” erklärt Heckenkamp die Ziele des Projektes.
Dies kann Manfred Ebeling, Vorsitzender der Regionalen Partnerschaft Wendland / Elbetal bestätigen, der mit Unterstützung der Entwicklungsberatung die erste Bio-Biogasanlage in Niedersachsen errichtet hat. Seit April 2004 ist die Pilot-Anlage nun erfolgreich in Betrieb. “Biogasanlagen bieten einen innovativen Ansatz zur Optimierung der Nährstoffkreisläufe von ökologisch geführten landwirtschaftlichen Betrieben”, berichtet der Bio-Landwirt Ebeling. Die Kühe hat er abgeschafft und “verfüttert” nun jährlich 5.000 Tonnen Kleegras und Maissilage an die Anlage, wobei ein Teil der nachwachsenden Rohstoffe von Kooperationsbetrieben geliefert wird. Die in der Biomasse enthaltenen Nährstoffe werden in der Anlage in pflanzenverfügbare Form umgewandelt und gespeichert. Beim Abbau der organischen Masse entsteht Biogas, das aufgefangen und in Strom und Wärme umgewandelt wird. Die Bilanz der Pilot-Anlage beläuft sich dabei auf Strom für etwa 600 Vier-Personen-Haushalte und 4.000 Tonnen hochwertigen Biodünger.
Bio-Biogasanlagen als Paradebeispiel zukunftsweisender Regionalentwicklung
“Der Gewinn für unsere Region ist enorm,” berichtet Ebeling. “Durch bäuerliche Biogasanlagen werden Probleme der Landwirtschaft verringert und bäuerliche Existenzen gesichert. Gleichzeitig werden die Betriebe des Ökolandbaus in unser regionales Ziels, der Umstellung auf 100% regenerative Energien eingebunden.” Die Wirtschaftskraft der einzelnen landwirtschaftlichen Betriebe aber auch der gesamten Region wird gefestigt, da alle wesentlichen Bauaufträge an heimische Handwerksbetriebe vergeben werden können.
2005 folgen zwei weitere “Bio-Anlagen”
Die Beratung der Ökologischen Betriebe nimmt bei der Verfolgung dieser Ziele einen bedeutenden Stellenwert ein. Das Angebot der Beratung reicht von der Standortauswahl und der Bewertung der Wirtschaftlichkeit in Bezug auf die hofspezifischen Randbedingungen des jeweiligen Betriebes über die Erarbeitung von Genehmigungsunterlagen bis zur Unterstützung bei der Realisierung des Projektes. Nach dem Bau der ersten Pilot-Anlage sollen 2005 nun zwei weitere “Bio-Anlagen” errichtet werden. Für die Zukunft haben sich die Wendländer vorgenommen auch die Abwärme der Anlagen zu nutzen. “Bisherige Anlagen,” so erklärt Heckenkamp “verfolgen allein die Stromerzeugung, dabei stellt die Abwärme der Biogasanlagen ein enormes Energie-Potenzial dar, das kaum genutzt wird.” In diesem Zusammenhang werden nun verschiedene Möglichkeiten auf die Wirtschaftlichkeit ihrer Anwendung und die Umsetzbarkeit im regionalen Umfeld untersucht.
REGIONEN AKTIV – Land gestaltet Zukunft
Das Modellvorhaben “REGIONEN AKTIV – Land gestaltet Zukunft ist eine Initiative des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Im Zeitraum von 2002 bis 2005 unterstützt das Bundesverbraucherschutzministerium 18 Modellregionen darin, die Zukunft ihrer Region durch innovative Ideen und Projekte nachhaltig zu verbessern. Den Modellregionen stehen dabei insgesamt mindestens 45,5 Mio. Euro zur Verfügung.
Detaillierte Informationen zum Projekt erhalten Sie bei:
Dipl. Ing. Gregor Heckenkamp, Projektleitung
Tel.: 05844-976214
E-Mail: g.heckenkamp@freenet.de
Internet: www.oeko-komp.de
(Vgl. Meldungen vom 2004-06-09 und 2004-04-13.)
Source
RA: Projekt des Monats September 2004 vom 2004-09-17.
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