

Wie kann der öffentliche Sektor den Holzbau europaweit voranbringen? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Studie der European Wood Policy Platform (WoodPoP), deren Ergebnisse am 15. Oktober 2025 im Rahmen eines High-Level Meetings in Slowenien vorgestellt wurden. Die Untersuchung „Öffentliche Beschaffung von Gebäuden aus Holz“ (Public Procurement for Wooden Buildings) analysiert Programme, Förderinstrumente und Beratungsangebote aus sieben europäischen Ländern und zeigt, wie öffentliche Bauaufträge durch den verstärkten Einsatz von Holz gezielt zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors beitragen können.
WoodPoP: Europäische Plattform für Holzpolitik und Wissenstransfer
Die WoodPoP-Plattform vereint aktuell rund 100 Regierungsvertreterinnen und -vertreter aus 27 europäischen Ländern sowie etwa 150 Fachleute aus Forschung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Ziel ist es, den Austausch zu politischen Strategien, regulatorischen Rahmenbedingungen und Best-Practice-Beispielen im Holzsektor zu fördern und Holz als klimafreundlichen Werkstoff europaweit sichtbarer zu machen.
Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) leitet im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) die Technische Arbeitsgruppe „Bauen“ innerhalb von WoodPoP. Diese Arbeitsgruppe initiierte und koordinierte die aktuelle Studie zur öffentlichen Beschaffung von Holzbauten.
Sieben Länder, ein Ziel: Mehr Holz im öffentlichen Bauen
Die Studie vergleicht nationale Maßnahmen in Österreich, der Tschechischen Republik, Finnland, Frankreich, Deutschland, Slowenien und Spanien. Sie zeigt, dass alle Länder Holz als zentralen Baustoff für den Klimaschutz begreifen – allerdings mit unterschiedlichen Ansätzen:
- Österreich fördert öffentliche Holzbauprojekte über einen CO₂-Bonus (1 € je kg verbautes Holz) und unterstützt Kommunen über eine Bundesplattform für nachhaltige Beschaffung (naBe).
- Die Tschechische Republik stärkt mit der Nationalen Holzpolitik (2024-2035) den Holzbau durch Leitlinien für öffentliche Auftraggeber, normative Anpassungen und eine nationale Plattform für nachhaltige Beschaffung.
- Finnland verfolgt mit dem „Wood Building Programme“ das Ziel, bis 2025 rund 45% der öffentlichen Neubauten in Holzbauweise zu errichten.
- Frankreich verpflichtet sich ab 2030 zu mindestens 25% biobasierten Materialien in öffentlichen Neubauten.
- Slowenien schreibt eine Holzquote von 30% in öffentlichen Gebäuden gesetzlich fest.
- Spanien fördert regionale Initiativen im sozialen Wohnungsbau, etwa in Galicien oder Katalonien.
- Deutschland setzt auf die Kombination von rechtlichen Vereinfachungen, Förderanreizen und Bildungsmaßnahmen, um Holz als Baustoff im öffentlichen Bauwesen stärker zu verankern.
Die Situation des öffentlichen Holzbaus in Deutschland

Das föderale System mit 16 unterschiedlichen Landesbauordnungen prägt die Rahmenbedingungen für den Holzbau in Deutschland. Zwar existieren bundesweite Leitlinien wie das Bundesbaugesetz, doch die Umsetzung erfolgt dezentral. Die Studie betont daher die Bedeutung von Länder-Initiativen für den Holzbau, die lokale Kompetenzen und Strukturen gezielt einbinden – etwa in Hamburg, Baden-Württemberg, Sachsen, Rheinland-Pfalz und Bayern.
Ein wichtiger Fortschritt auf nationaler Ebene war die Verabschiedung der neuen Muster-Holzbau-Richtlinie durch die Bauministerkonferenz im Oktober 2024. Sie soll das Bauen mit Holz vereinfachen und landesweit harmonisieren, sobald die Bundesländer sie in ihre Landesbauordnungen übernehmen.
Die Charta für Holz 2.0, eine Initiative BMLEH, sowie die Holzbauinitiative des Bundes, getragen vom Bundesbauministerium (BMWSB) und dem BMLEH, bilden den übergeordneten nationalen Rahmen, um Holz als nachhaltigen Baustoff stärker in Politik, Verwaltung und Gesellschaft zu verankern. Die FNR unterstützt diese Ziele im Auftrag des BMLEH durch Fachveranstaltungen, Netzwerke und Plattformen zum Wissenstransfer zwischen Bund, Ländern und Kommunen.
Trotz wachsender politischer Unterstützung bestehen laut Studie weiterhin Herausforderungen: Die föderale Vielfalt erschwert die Vereinheitlichung von Bau- und Vergaberegeln, digitale Planungs- und Ausschreibungsprozesse sind noch unzureichend verzahnt, und kleinere Kommunen verfügen oft nicht über die personellen Ressourcen, um innovative Holzbauprojekte umzusetzen.
Gleichzeitig wächst die Akzeptanz von Holzbau – getrieben durch die Klimavorteile, die hohe Baugeschwindigkeit und die Wirtschaftlichkeit moderner Bauweisen.
Fazit
Die WoodPoP-Studie zeigt: Öffentliche Beschaffung ist ein zentraler Hebel, um Holzbau als klimafreundlichen Standard in Europa zu etablieren.
Länder, die verbindliche Ziele, finanzielle Anreize und zentrale Koordinationsstellen miteinander verknüpfen, erzielen die größten Fortschritte.
Herausforderungen bestehen insbesondere im Fachwissen öffentlicher Vergabestellen, in der mangelnden Verzahnung von Planung, Beschaffung und Bau sowie in fehlenden Schulungsangeboten.
Empfohlen wird daher ein integrierter Ansatz, bei dem Verwaltung, Politik und Wirtschaft gemeinsam an der Professionalisierung der öffentlichen Bauvergabe arbeiten.
Deutschland verfügt über stabile Strukturen und engagierte Netzwerke. Entscheidend wird sein, europäische Erfahrungen stärker zu nutzen, Akteure noch weiter zu vernetzen und Holz als festen Bestandteil nachhaltiger öffentlicher Baupraxis zu etablieren.
Weitere Informationen
- Studie „Public Procurement for Wooden Buildings“ (Englisch): Download
- woodPop Website: https://woodpop.eu
- Holzbauinitiative des Bundes: https://holzbauinitiative-deutschland.de
- Fachinformation der FNR zum Bauen mit Holz: https://baustoffe.fnr.de/
- Arbeitsgemeinschaft „Bauen mit Holz“ der Charta für Holz 2.0 des BMLEH: https://www.charta-fuer-holz.de/charta-handlungsfelder/bauen-mit-holz-in-stadt-und-land
Webinarreihen der FNR
- „Auf Zukunftskurs – Öffentliches Bauen mit Holz“: https://veranstaltungen.fnr.de/holzbau
- „Themennachmittage Holzbau“: https://veranstaltungen.fnr.de/themennachmittage-bau
Publikationen der FNR
- Leitfaden Bauvergabe – Öffentliches Bauen & Sanieren mit Holz“ (2022): Download
- Planungsleistungen bei Holzbau-Vergaben – Handreichung für öffentliche Bauprojekte (2025): Download
- Losbündelung bei Holzbau-Vergaben – Handreichung für öffentliche Bauprojekte (2025): Download
Fachlicher Kontakt
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
Martin Behrens (Co-Chair TWG Building)
E-Mail: m.behrens@fnr.de
Source
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), Pressemitteilung, 2025-11-12.
Supplier
Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) (formerly BMEL)
Bundesministerium für Wohnen Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB)
Charta für Holz
European Union
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
WoodPoP European Wood Policy Platform
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