nova-Bericht: PLA startet durch – 800.000 t in der EU im Jahr 2015 erwartet

2nd PLA bottle conference in München im Rahmen der "drinktec 09"

Knapp 80 internationale Teilnehmer trafen sich in München auf der vom Bioplastics Magazine veranstalteten 2. PLA Bottle Conference, um sich über die aktuellen Entwicklungen im Bereich “Flaschen aus PLA” auszutauschen. Und in der Tat gibt es hier viel zu berichten. So wird PLA in immer mehr Anwendungen anstelle von PET in stillem Mineralwasser, Fruchtsäften und Milch erfolgreich eingesetzt, vor allem in den USA. Bevor es auf der Konferenz um alle möglichen Prozess- und Produktdetails bei PLA-Flaschen (z.B. die Barriere-Eigenschaften) ging, konnte man einiges Neues zum Thema Biokunststoffe und speziell PLA erfahren.

Zunächst zeigten die Referenten Michael Carus (nova-Institut), Wolfgang Tietz (Uhde), Rainer Hagen (Uhde Inventa-Fischer) und Bernd Merzenich (Pyramid Bioplastics) auf, dass es beim Einsatz von Zucker und Stärke für die PLA-Produktion keinerlei Konflikte zwischen Lebensmitteln und Biokunstoffen gäbe. Zum einen seien die notwendigen Flächen selbst bei einem großen Markterfolg von PLA im globalen Maßstab verschwindend klein, zum anderen gäbe es noch große Flächenpotenziale für die Landwirtschaft und die Produktivität nähme auch unvermindert weiter zu.

Rohstoffpotenzial durch freie Ackerflächen in Südamerika und Afrika
Michael Carus (nova-Institut) stellte aktuelle Daten der OECD und FAO vor, die in ihrer neuesten Studie von 1,6 Mrd. ha freien Agrarflächen sprechen, auf denen ohne künstliche Bewässerung und ohne Wälder oder Schutzgebiete zu gefährden Ackerkulturen angebaut werden können. Dies bedeutet bei den aktuell 1,4 Mrd. ha genutztem Ackerland eine Verdoppelung der weltweiten Anbauflächen. Die meisten der potenziellen Anbauflächen liegen in Südamerika und Afrika.

Ganz anders die Situation beim Erdöl. Hier werden neue Preisrekorde erwartet, sobald sich die Weltwirtschaft erholt hat. Diskutiert wurde, ob Peak Oil – der Punkt der maximalen Erdölförderung – bereits im Jahr 2006 eingetreten ist oder erst im Jahr 2020 zu erwarten ist. In jedem Fall gehört die Zeit des preiswerten Erdöls in wenigen Jahren der Vergangenheit an.

Prognosen für 2015: 0,3 bis 0,8 Millionen Tonnen PLA in der EU
Rainer Hagen (Uhde Inventa-Fischer) hielt es für realistisch, dass bis 2015 etwa 5% der Verpackungen in der EU aus PLA bestünden, was etwa 800.000 t PLA pro Jahr bedeuten würde. Hierzu würden dann in ganz Europa 133.000 ha Zuckerrüben oder 267.000 ha Mais oder 400.000 ha Weizen benötigt.

Bernd Merzenich (Pyramid Bioplastics) nannte ähnliche Zahlen. Er erwartet in der EU im Jahr 2015 18 bis 20 Mio. t Verpackungsaufkommen, von welchem 5% aus Biokunststoffen hergestellt würde, was einer Menge von 900.000 bis 1 Mio. t entsprechen würde. Seiner Meinung nach würde PLA aber nur etwa 30% des Marktes abdecken und der Rest würde durch andere Biokunststoffe auf Basis von Zucker und Stärke oder auch Cellulose bereitgestellt.

Die Zahlen in der Größenordnung 300.000 bis 800.000 t/Jahr erscheinen für PLA im Verpackungsbereich durchaus realistisch, wenn man betrachtet, wie dieser Biokunststoff aktuell durchstartet. Immer mehr Verpackungen für frische und haltbare Lebensmittel sowie Flaschen oder Trinkbecher werden aus PLA produziert. Immer bessere Produkteigenschaften, insbesondere bessere Barriereeigenschaften, erlauben zunehmend neuen Anwendungsbereiche. In Japan werden bereits die ersten Pkw-Fußmatten aus PLA-Fasern produziert. In solchen Anwendungen sieht Bernd Merzenich (Pyramid Bioplastics) noch erhebliche Potenziale: Bekleidungs- und Heimtextilien, technische Non-wovens und “engineering plastics”. Hans van der Pol (Purac) stellte die neuen Sc-PLA-Varianten seines Unternehmens vor, die bis 180 Grad Celsius thermostabil sind. Hiermit können weitere Anwendungen erschlossen werden, die bisher aufgrund der geringen thermischen Belastbarkeit nicht möglich waren. Er zeigte ein Video, in dem ein PLA-Becher selbst die Temperaturen in einer Friteuse unbeschadet überstand.

Fortschritte bei der Verfahrenstechnik verbessern CO2-Bilanz
Auch die CO2-Bilanz wird durch optimierte Prozesstechnik immer besser. So berichtete Stefano Cavallo (Natureworks), dass 2005 2 kg CO2-Äquivalente pro kg PLA freigesetzt wurden. Der Wert konnte in diesem Jahr bereits auf 1,3 kg gesenkt werden, Ziel sind nun 0,8 CO2-Äquivalente pro kg PLA, womit PLA sämtliche petrochemischen Kunststoffe deutlich schlägt.

Pyramid in Brandenburg: Kommerzielle PLA-Produktion für 2012 geplant
Bernd Merzenich (Pyramid Bioplastics) gab am Ende seines Vortrags den neuesten Stand der ersten PLA-Produktionsanlage in Guben (Brandenburg) bekannt. Durch die Finanzkrise habe sich das Projekt um sechs Monate verzögert. Die Pilotanlage soll nun im Sommer 2010 den Betrieb aufnehmen und die kommerzielle Produktion ab 2012 jährlich 60.000 t PLA produzieren.

Weitere Informationen
Internetseiten der 2. PLA bottle conference

Branchentrends und Entwicklungen zu Naturfaserverstärkten Polymeren und anderen Biowerkstoffen bietet der Biowerkstoff-Kongress am 26. und 27. Oktober 2009 im Internationalen Congresscenter Stuttgart (ICS), den das nova-Institut in Zusammenarbeit mit der AVK und der Composites Europe veranstaltet. Informationen zu Kongress, Ausstellung und Innovationspreis Biowerkstoff des Jahres 2009: www.biowerkstoff-kongress.de

Source

nova-Institut GmbH, Eigenrecherche, 2009-09.

Supplier

bioplastics MAGAZINE (Zeitschrift)
NatureWorks LLC
nova-Institut GmbH
PURAC S.A.
Pyramid bioplastics Guben GmbH
Uhde GmbH
Uhde Inventa-Fischer

Share

Renewable Carbon News – Daily Newsletter

Subscribe to our daily email newsletter – the world's leading newsletter on renewable materials and chemicals

Subscribe