Heimische Schafwolle – die natürliche Faser besser nutzen

Vom BMEL beauftragte Marktstudie legt Empfehlungen vor

Walachenschafe haben sehr grobe Wolle
Walachenschafe haben sehr grobe Wolle.
Bild: N. Paul

Schafschurwolle ist ein nachwachsender Rohstoff mit hochwertigen Eigenschaften. Doch heute finden die Schafhalter gerade für die gröberen Wollen kaum mehr Abnehmer. Um dieses brachliegende Potenzial besser zu erschließen, beauftragte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) 2021 die Erstellung einer Marktstudie durch die white ip Business Solutions GmbH.

Das white ip-Team nahm die Erzeugerseite unter die Lupe und führte dazu u. a. eine Umfrage unter insgesamt 103 Schafhaltenden durch. Parallel wurden 15 Teilmärkte auf ihre Eignung als Absatzmarkt geprüft, zudem schauten sich die Forschenden wichtige übergeordnete Hürden genauer an. Unterstützt wurden sie dabei durch ein Expertennetzwerk, in dem 30 Akteure aus Schafhaltung, Wollhandel und -verarbeitung, Forschung und Beratung vertreten waren.

Im Ergebnis fallen in Deutschland jährlich etwa 6.000 Tonnen Rohwolle an, von denen nach der Aufbereitung etwa 4.200 Tonnen für Produkte verwertbar sind. Rund 90 Prozent des hiesigen Wollaufkommens haben eine Feinheit zwischen 24 und 40 Mikrometer und gelten damit im internationalen Vergleich als eher grob. 

Die größten Potenziale für eine stärkere Verwertung sieht white ip in den folgenden Märkten:

  • Füllmaterialien, z.B. für Outdoorbekleidung oder die Bettenindustrie
  • Teppiche 
  • Dünger
  • Pflanzsubstrate und Torfersatzstoffe
  • Geotextilien

Für diese Produkte lassen sich auch gröbere Wollen gut nutzen.

„Wir arbeiten in Thüringen seit ein paar Jahren an dem Ansatz, eine Wollwäscherei mit einer Biogasanlage zu koppeln. Ab Sommer 2023 werden wir unter Beachtung der Energie- und Stoffströme die Thüringer Anlagen diesbezüglich prüfen und dabei gleichzeitig den Nassaufschluss von Faserpflanzen wie Hanf und Flachs mitdenken.“ - Dr. Frank Augsten, Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum, Mitglied im Expertennetzwerk der Studie
„Wir arbeiten in Thüringen seit ein paar Jahren an dem Ansatz, eine Wollwäscherei mit einer Biogasanlage zu koppeln. Ab Sommer 2023 werden wir unter Beachtung der Energie- und Stoffströme die Thüringer Anlagen diesbezüglich prüfen und dabei gleichzeitig den Nassaufschluss von Faserpflanzen wie Hanf und Flachs mitdenken.“ – Dr. Frank Augsten, Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum, Mitglied im Expertennetzwerk der Studie. Bild: Susanne Frenzel/Erfurt

Zu den wichtigsten strukturellen Hemmnissen gehört die fehlende Wollwäscherei in Deutschland. Das Waschen der Wolle ist für die meisten Verarbeitungen zwingend erforderlich und erfolgt momentan im Ausland, was die Wertschöpfungskette verkompliziert. Wollwäschereien benötigen ganzjährig Prozesswärme und produzieren große Abwassermengen, die aber zum Großteil nicht chemisch belastet sind. Hier wäre die Kopplung einer Wollwäsche mit einer landwirtschaftlichen Biogasanlage denkbar. White ip empfiehlt die Erprobung der Möglichkeiten im Rahmen einer Pilotanlage.

Daneben gibt das Beratungsunternehmen insbesondere die folgenden Handlungsempfehlungen:

  • Die öffentlich geförderte Etablierung eines Siegels durch Unternehmen und Akteure der Branche. Das Siegel könnte definierte Qualitäten belegen, Transparenz schaffen und als Grundlage für die Vermarktung dienen. 
  • Die öffentlich unterstützte Schaffung einer digitalen Plattform als Instrument für Information und Marketing, Verkauf und Vernetzung. 
  • Die Durchführung einer Imagekampagne, für die Siegel und Plattform genutzt werden können.
  • Die öffentlich geförderte Entwicklung und Markteinführung regionaler, besonders nachhaltiger und innovativer Produkte aus Wolle. 
  • Ferner die Erstellung einer umfassenden „cradle-to-grave“-Ökobilanz für Produkte aus deutscher Schafwolle hinsichtlich Klimaauswirkungen und Nachhaltigkeit, auch im Vergleich mit anderen Fasern. 

Das BMEL prüft im Ergebnis der Studie insbesondere Aktivitäten in den Bereichen Ökobilanzstudie, Wollwäsche und Kennwerte-Datenbank. Aber auch die Verbände sind gefragt, zur Vernetzung und besseren Bereitstellung des Rohstoffs Wolle noch mehr beizutragen.

Die vollständige „Studie zur Analyse des Marktes für Schafschurwolle aus Deutschland – Stand, Potenziale, Hemmnisse und Handlungsempfehlungen“ steht hier zum Download zur Verfügung.

Weitere Informationen finden Sie im Hintergrund.

Source

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V., Pressemitteilung, 2023-05-25.

Supplier

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und ländlichen Raum
white ip group

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