
Ein von der deutschen „Plattform Forst und Holz“ koordiniertes Projektkonsortium entwickelte im zweijährigen Forschungsvorhaben „DRMdat“ den ersten elektronischen Datenstandard für die Forst- und Holzwirtschaft in Mitteleuropa. Das Forschungsvorhaben wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aus dem Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe gefördert.Das Ziel des Forschungsvorhabens war es, einen mitteleuropäischen Standard für effiziente IT-Applikationen und Geschäftsprozesse zu schaffen. Dieser sollte als Vorbereitung zur Entwicklung und Implementierung neuer Dienstleistungskonzepte hin zu einer Forstwirtschaft 4.0 dienen. Forstwirtschaft 4.0 bedeutet hierbei, dass die im Rahmen von „Industrie 4.0“ entwickelten Ansätze auf die Forstwirtschaft übertragen werden. Daran beteiligt waren das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik GmbH (KWF), die Arbeitsgemeinschaft Rohholz e. V. (AGR) und der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) zusammen mit der „Kooperationsplattform Forst Holz Papier“ aus Österreich.
DRMdat für einen europäischen, homogenen Datentransfer
Mit Hilfe des neuen Datenstandards gelang nun der erste Schritt zu einer europaweiten, einheitlichen Datenübermittlung und Prozessabbildung zwischen Unternehmen verschiedener Länder Mitteleuropas. Unternehmen, in denen der Standard verwendet wird, profitieren von der vereinheitlichten technischen Sprache für den Informationsaustausch. Schnittstellen- und digitale „Sprachbarrieren“, die bislang an den Ländergrenzen auftraten, gehören dadurch der Vergangenheit an, denn aufwendige Zwischenschritte zur Übersetzung und Verarbeitung entfallen. So trägt DRMdat wesentlich zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Wertschöpfungskette Holz bei und stellt eine über länderspezifische Belange hinausgehende Innovation im Bereich Wald und Holz dar.

DRMdat besteht in seiner Grundstruktur aus 5 Modulen, die zukünftig um weitere Module, die zeitlich vor der Holzbereitstellung einzuordnen sind, ergänzt werden sollen. Noch dient DRMdat dem Datenaustausch zwischen Deutschland und Österreich. In der weiteren Entwicklung sollen mehr europäische Länder DRMdat anwenden können.
Praxisbewährte Datenstandards als Ausgangsbasis
Die Standards FHPDAT (Österreich) und ELDATsmart (Deutschland) bildeten die Grundlage zur Realisierung von DRMdat. Da die Datenstandards für den jeweils nationalen Anwendungsbereich entwickelt und konzipiert wurden, führten diese seither zu Herausforderungen beim grenzüberschreitenden Handel von Rundholz. In der Informationsverarbeitung zwischen den Vertragsparteien waren entlang der Bereitstellungskette vom Rohholz bis zur Verarbeitung im Sägewerk bisher zeit- und kostenaufwendige Konvertierungen nötig. Die jeweils verschiedenen Datenstrukturen und darin enthaltenen unterschiedlichen Bezeichnungen innerhalb der Standards waren hierfür ursächlich.
Nun bildeten die beiden Datenstandards das Fundament zur Weiterentwicklung und Realisierung eines internationalen Waren- und Informationsaustauschs. Zudem wurde insbesondere geprüft, inwieweit der von der internationalen Zellstoff- und Papierindustrie erarbeitete papiNet-Standard einzuarbeitende Elemente für die Weiterentwicklung der mitteleuropäischen Logistikprozesse bereitstellen konnte. Durch den Aufbau auf bereits existierende Datenstandards bildet DRMdat den Praxisbedarf an Dateninfrastrukturen vollständig ab. Der Datenstandard ist zudem mit anderen existierenden Standards kompatibel und schrittweise in Unternehmen umsetzbar.
Ab sofort ist der offene und somit für Anwender frei zugängliche und einsetzbare Datenstandard DRMdat auf der Homepage Home – DRMdat für Softwareentwickler und Interessierte verfügbar.
Hintergrund
Die Forst- und Holzbranche steht erst am Anfang ihrer umfassenden Digitalisierung. Die Entwicklung von DRMdat fand ihren Ursprung in der Podiumsdiskussion des DFWR im Rahmen der 4. KWF-Thementage. Die teilnehmenden deutschen und österreichischen Vertreter aus der Forst- und Holzwirtschaft arbeiteten einstimmig heraus, dass der unaufhaltsamen Internationalisierung der holzbasierten Rohstoff- und Produktemärkte dringend durch eine grenzüberschreitende Vereinheitlichung der digitalen Datenkommunikation begegnet werden muss.
Die FNR ist als Projektträger des BMEL für das Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe aktiv. Sie unterstützt außerdem Forschungsthemen in den Bereichen nachhaltige Forstwirtschaft und innovative Holzverwendung.
Fachlicher Ansprechpartner
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.
Dr. Dr. Matthias Noack
Tel.: +49 3843 6930-321
Mail: m.noack@fnr.de
Informationen zum Projekt
Verbundvorhaben: Digitales Rohstoffmanagement in Mitteleuropa DRMdat – Standard für einen digitalen Datenaustausch entlang der Wertschöpfungskette Forst und Holz
Teilvorhaben 1: https://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=22021618
Teilvorhaben 2: https://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=2219NR114
Teilvorhaben 3: https://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=2219NR115
Weiterführende Links:
Source
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V., Pressemitteilung, 2022-06-22.
Supplier
Arbeitsgemeinschaft Rohholz e.V. (AGR)
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
Deutscher Forstwirtschaftsrat (DFWR)
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
Forst Holz Papier
Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik
Plattform Forst & Holz
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