Chancen für mehr Baldriananbau in Deutschland

Erntetechnik erfolgreich weiterentwickelt

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Abb.: Ein zum Baldrianwurzelernter umgebauter Kartoffelrodelader
(Foto: Dr. G. Fröhlich / LfL)

Die Ernte von Baldrianwurzeln erforderte bislang viel Handarbeit. Nun steht ein vollmechanisches Ernteverfahren zur Verfügung, das Ansätze aus der Kartoffel- und Rübenernte übernimmt. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) hat die Umbauanleitung für einen Kartoffelrodelader zum Baldrianwurzelernter auf ihrer Internetseite veröffentlicht.

Gefördert wurde die Entwicklung im Rahmen des Demonstrationsprojektes Arzneipflanzen von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Auf fnr.de steht der Abschlussbericht zum Teilvorhaben „Entwicklung eines Systems für die schonende Ernte von Baldrianwurzeln“ im Menü Projekte & Förderung unter dem Förderkennzeichen 22011509 zur Verfügung.

Nahezu jeder kennt Baldrian als mildes Schlaf- und Beruhigungsmittel. Die jährliche Nachfragemenge hiesiger Hersteller liegt aktuell bei rund 900 Tonnen Rohdroge. Doch nur etwa zehn Prozent davon stammen aus heimischem Anbau, der sich auf weniger als 50 Hektar beläuft. Grund dafür ist der derzeit noch bestehende hohe Handarbeitsaufwand bei dieser Kultur. Die LfL entwickelte deshalb im Rahmen des „Demonstrationsprojektes Arzneipflanzen“ ein schonendes maschinelles Ernteverfahren für die Wurzeln des Geißblattgewächses. Die bestehenden Erfahrungen von Praxisbetrieben und deren Mechanisierungslösungen wurden vorher intensiv analysiert.

Die Grundlage der neuen Erntemaschine bildet ein Kartoffelrodelader, der um Reinigungssysteme aus der Rübenerntetechnik ergänzt wurde. Kernelemente des Reinigungssystems sind nun drei Siebbänder, von denen zwei durch spezielle hydraulische Verstelleinrichtungen die Wurzeln in schnelle Rotation versetzen können, und ein Siebstern. Während Siebbänder bereits in der Baldrianernte etabliert sind, wurden das System „Rotation“ und der Siebstern erstmals für die Arzneipflanze adaptiert. Zusätzlich wurde hinter die ebenfalls speziell angepassten Schare eine Reißtrommel eingebaut, die zusammenhängende Wurzeln vereinzeln kann.

Im Vorfeld hatten die LfL-Wissenschaftler die drei Systeme analysiert und verglichen. Im Ergebnis reinigen Rotation und Siebstern effizienter als das Siebband, erhöhen allerdings die Wurzelverluste. Diese liegen insgesamt aber auf einem sehr niedrigen Niveau. Eine Zusammenfassung des Vergleichs steht hier zur Verfügung, die Umbauanleitung für den Kartoffelrodelader kann hier heruntergeladen werden.

Eine in der beschriebenen Form umgebaute Maschine hat sich bereits während der Entwicklungsphase im Praxiseinsatz bewährt und kann nach vorheriger Absprache bei der Agrarprodukte Ludwigshof e.G. bei Ranis in Thüringen besichtigt werden.

 

Hintergrund: Arzneipflanzen sind Spezialkulturen, die hohe Erstinvestitionen erfordern, dem Landwirt aber potenziell eine hohe Wertschöpfung ermöglichen. Der Bedarf der Abnehmer an einheimischer Rohware wird derzeit nicht gedeckt. Arzneipflanzen bieten somit interessante Perspektiven für die Landwirtschaft und wurden als eines von zwölf Handlungsfeldern im „Aktionsplan der Bundesregierung zur stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe“ benannt. Die Bundesregierung strebt die Ausweitung der heimischen Anbaufläche von derzeit 12.000 auf 20.000 Hektar bis zum Jahr 2020 an.

Source

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), Pressemitteilung, 2014-09-01.

Supplier

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)

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