Die DaimlerChrysler AG hat am Montag in Stuttgart im Rahmen ihrer Umwelt-Pressekonferenz den weltweit ersten synthetischen Diesel-Kraftstoff vorgestellt, der beim Autofahren die CO2-Bilanz in der Atmosphäre nicht belastet. Dieser Kraftstoff wird durch vollständige Verwertung von organischen Substanzen hergestellt. Das bei der Verbrennung im Motor entstehende Kohlendioxid ist beim Wachsen der Pflanzen der Luft entnommen worden.
Damit entfällt die seit der Geburtsstunde des Automobils gegebene Situation von zusätzlichem Eintrag von Kohlendioxid in die Atmosphäre durch den aus Erdöl hergestellten Kraftstoff beim Autofahren. Entsprechend hoch bewertet der Konzern die Herstellung des Biokraftstoffs: Prof. Jürgen Hubbert, im DaimlerChrysler-Vorstand verantwortlich für die Mercedes Car Group: “Wir stehen am Anfang einer hoffnungsvollen Entwicklung.”
Der Kraftstoff – laut Dr. Thomas Weber, stellvertretendes Mitglied des Vorstands der DaimlerChrysler AG und verantwortlich für Forschung und Technologie, “der sauberste und umweltfreundlichste Diesel, den es je gab” – wird in einem vom BMWA geförderten Forschungsprojekt gemeinsam mit der Firma Choren in Freiberg in Sachsen hergestellt. Dort hat Choren eine Anlage aufgebaut, in der Biomasse aus Holzresten zu Kraftstoff umgesetzt wird. Dies ist die erste Anlage ihrer Art weltweit. Dem Forschungsprojekt hatte sich im Herbst letzten Jahres auch Volkswagen angeschlossen.
Der neue Biokraftstoff, dem DaimlerChrysler den Kunstnamen “Biotrol” gegeben hat, kann den bisherigen Kraftstoffen bedenkenlos beigefügt werden. Ob er sogar zu 100% getankt werden kann, oder ob dann Modifikationen an den Motoren erforderlich sind, wird in den jetzt beginnenden Forschungsarbeiten geklärt. Dazu hat der Konzern heute eine eigene Tankstelle eröffnet, an der Forschungsfahrzeuge in wachsender Zahl den neuen Kraftstoff tanken werden. Gegenstand der Forschung sind außerdem Wirtschaftlichkeitsberechnungen, Fragen der nachhaltigen Produktion und Fragen zur Energiebilanz.
Weil der Kraftstoff ohne Probleme beigemischt werden kann, senkt sich nicht nur die CO2-Neuemission von neuen Fahrzeugen in bestehenden Flotten, sondern alle Dieselfahrzeuge könnten ab Verfügbarkeit des Kraftstoffes ihre CO2-Neuemissionen je nach Umfang der Beimischung senken. Nach Ansicht des Unternehmens ließen sich aus heutiger Sicht im nächsten Jahrzehnt erhebliche Anteile des EU Dieselverbrauchs mit dem Biokraftstoff decken.
Dr. Weber bot der Mineralölindustrie Zusammenarbeit an. Die Politik in Berlin und Brüssel ermutigte Weber, die weitere Entwicklung mit “klugen Weichenstellungen” zu erleichtern und insbesondere in Umweltdiskussionen zwischen CO2-Emissionen aus biogenen und fossilen Quellen zu unterscheiden.
Die Herstellungskosten für Biotrol liegen nach Angaben des Konzerns mit zur Zeit rund 70 Cent je Liter noch beim Zwei- bis Dreifachen der Kosten konventioneller Kraftstoffe. Mit der Weiterentwicklung der Herstellungstechnik und optimierter Distribution erwartet DaimlerChrysler, dass die Kosten weiter sinken. Da biogene Kraftstoffe seit dem letzten Jahr von der Mineralölsteuer ausgenommen sind, könnte Biotrol schon heute zu wettbewerbsfähigen Preisen angeboten werden.
Prof. Herbert Kohler, Umweltbevollmächtigter des Konzens und Forschungsdirektor, sagte während der Eröffnung der ersten Zapfsäule: “Der neue Biokraftstoff, eine farblose, klare Flüssigkeit, unterscheidet sich grundsätzlich von allen anderen bisherigen aus Biomaterial hergestellten Kraftstoffen”.
Noch steht der Kraftstoff nur in kleinen Mengen zur Verfügung. Die Produktionsanlage von Choren ist ein Pilotprojekt, das aber bald durch eine zweite Anlage mit einer höheren Herstellungskapazität und weiter entwickelter Technik ergänzt werden soll. Zuvor stehen intensive Forschungsarbeiten mit dem neuen Kraftstoff an, DaimlerChrysler und Choren seien jedoch zuversichtlich, dass die Erwartungen an den neuen Kraftstoff auch erfüllt werden.
Zusätzlich berichtete DaimlerChrysler von wesentlichen Fortschritten bei der Senkung des Kraftstoffverbrauchs durch weiterentwickelte konventionelle Antriebe. Allein im letzten Jahr habe sich der Flottenverbrauch um fast 4% auf 7,5 Liter pro 100 Kilometer verringert. In 2002 wendete der Konzern für den Umweltschutz 1,7 Mrd. Euro auf.
© DaimlerChrysler 2003
(Vgl. Meldung vom 2003-01-06.)
Source
Pressemitteilung der DaimlerChrysler AG vom 2003-06-30.
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