BIOöle nach Maß

Technisch haben sie längst das Niveau von Mineralölprodukten erreicht – ein kleiner Zusatz mit drei Buchstaben macht den großen Unterschied. BIOöle, also Motor-, Hydraulik- oder Getriebeöle aus Raps oder Sonnenblumen, wurden aufgrund ihrer Vielfalt vom Verband Deutscher Maschinen und Anlagenbauer (VDMA) in zwei Klassen eingeteilt: die nativen Pflanzenöle, HETG, und die pflanzenölbasierten synthetischen Ester, HEES.

Damit die einzelnen Produkte vergleichbarer werden, sind im Einheitsblatt VDMA 24 568 Mindestanforderungen für die Eigenschaften von Bio-Schmierstoffen festgelegt – Maßstab dafür ist ihre Fähigkeit, Mineralöl zu ersetzen. Ob Verlustschmierstoffe wie Sägekettenöle und Schalöle oder Umlauföle wie Hydraulikflüssigkeiten, Kühlschmierstoffe, Getriebe- und Motorenöle: Fast überall, wo Mineralöle verwendet werden, gewährleisten auch BIOöle den reibungslosen Betrieb.

Die Vorteile von Rapsöl und anderen nativen Ölen (HETG) sind zunächst bestechend: Sie verfügen über gute Schmiereigenschaften, sind sehr einfach herzustellen, relativ preisgünstig und besonders umweltfreundlich. Als Mehrbereichshydrauliköl in normal belasteten Arbeitsmaschinen und Fahrzeugen wie Mähdreschern, selbstfahrenden Feldhäckslern, Müllfahrzeugen oder Kehrmaschinen haben sie sich bestens bewährt. Pflanzenöle sind allerdings nur kältestabil bis –10 °C und für Betriebstemperaturen bis ca. 70 °C geeignet.

Wo die Leistungsfähigkeit von Pflanzenölen aus Raps- oder Sonnenblumensaat an natürliche Grenzen stößt, kann nachgeholfen werden: Chemische Modifikationen ermöglichen es, synthetische Ester nach Maß zu gewinnen (HEES). Für eine höhere Beanspruchung mit Temperaturen über 70 °C sind diese besser geeignet. Synthetische Ester werden künstlich durch Veränderung natürlicher Ester hergestellt. Durch Umesterung oder Derivatierung, können ganz spezifische technische Eigenschaften erreicht werden. Je nach Zusammensetzung gibt es bedeutende Unterschiede: Ester mit gesättigten Fettsäuren, die beispielsweise in Forstmaschinen zum Zuge kommen, sind deutlich haltbarer, aber auch teuerer als ungesättigte Ester. Abgesehen von den hohen Herstellungskosten überzeugen synthetische Ester allgemeinen durch ihre breitgefächerten Einsatzmöglichkeiten, ihre Temperaturfestigkeit, lange Lebensdauer und umweltschonenden Eigenschaften.

Im Grundsatz gibt es inzwischen für jede Anforderung das richtige BIOöl. Berücksichtigt werden müssen allerdings die spezifischen technischen Eigenschaften der pflanzlichen Schmier- und Druckflüssigkeiten. Wichtiger als die Einteilung in Stoffklassen sind hier die Angaben des Herstellers auf dem Produkt-Datenblatt. So kann ein HETG mit guter Additivierung in der Praxis leistungsfähiger sein als manches HEES-Produkt.

Wie löst nun der unerfahrene Anwender diese Fragen und Probleme?
Ganz einfach – bei der Auswahl sollte sich jeder Ölanwender eingehend mit seinem Schmierstofflieferanten beraten. Folgende Kriterien sind wichtig:

  • Eignet sich das BIOöl für den Betrieb? Bei der Frage nach der Temperaturbeständigkeit gilt: je extremer die Betriebstemperatur, desto aufwändiger und teurer das Druckmedium.
  • Verträgt sich das BIOöl mit den Komponenten der Anlage wie Dichtungen, Schläuchen, Filtern?
  • Weist das BIOöl bei Betriebstemperatur die richtige Viskosität auf? Wegen des guten Viskositätsindex sollte bei BIOöl generell eine niedrigere Viskositätsklasse als die des Mineralöls verwendet werden. Ein Beispiel: Mineralöl HLP 46 wird ersetzt durch BIOöl HEES 32.

Deutlich wird, dass die Produktvielfalt Spiegel der Anwendungsvielfalt ist. So unterschiedlich die Produkte auch sein mögen, zusammengefasst ist ihnen allen folgendes gemeinsam:

Unter Berücksichtigung einiger Besonderheiten ist der Umstieg auf biogene Schmierstoffe völlig problemlos und lohnt sich: Aufgrund niedriger Viskosität können BIOöle den Energieverbrauch senken. Gleichzeitig lassen sich die Ölwechselintervalle verlängern, da synthetische BIOöle eine ausgeprägte Alterungsstabilität aufweisen. Beim Einsatz von biogenen Hydraulikölen sollte allerdings streng darauf geachtet werden, dass keine Feuchtigkeit in den Ölkreislauf eindringen kann. Bio-Schmierstoffe – vor allem einfache Pflanzenöle – reagieren empfindlicher auf Verunreinigungen mit Wasser als Mineralöl.

Ihre große Leistungsfähigkeit haben BIOöle in der täglichen Praxis bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt – gerade in umweltsensiblen Bereichen. Dennoch bleibt noch viel zu tun, um den biogenen Schmierstoffen den Marktanteil zu verschaffen, der ihren eindeutigen umwelttechnischen Vorzügen entspricht. Dafür setzt sich das Markteinführungsprogramm des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) ein. Die förderfähigen Produkte, die bei Erstbefüllung oder Umstellung eingesetzt werden können, sind in der so genannten Positivliste aufgeführt: Sie umfasst inzwischen rund 220 Produkte unterschiedlicher Hersteller (vgl. www.pflanzenoel-initiative.de).

Weitere Informationen zu diesem Thema und zum Förderprogramm finden Sie im Internet unter www.pflanzenoel-initiative.de, oder Sie wenden sich an das Servicebüro der Pflanzenöl-Initiative, Telefon: 02 28/9 85 79 99.

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
V.i.S.d.P.: Dr.-Ing. Andreas Schütte
Hofplatz 1
18276 Gülzow
Tel.: 03843/69 30-0
Telefax: 03843/69 30-102
E-Mail: info@fnr.de
Internet: www.fnr.de

Source

Pressemitteilung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) vom 2002-06-20.

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