Die Nutzung von trockener Biomasse steckt derzeit noch in der Ambivalenz der Möglichkeiten. Kostenträchtige Gewinnung, Anlagenbau, Transportwege und mangelnde Information werfen zunächst große wirtschaftliche Probleme auf, wenngleich die Möglichkeit einer optimalen Verwertung der gesamten anfallenden Reststoffe ein großes Energiepotenzial in sich birgt.
Nach Ansicht von Dr. Joachim Fischer, dem Projektleiter des Biomasse-Infozentrums (BIZ) in Stuttgart fehle derzeit noch ein Markt und die nötige Infrastruktur, was mit der “energiepolitischen Weichenstellung” zusammenhängt, die biogene Brennstoffe erst jetzt langsam in das Bewusstsein brächte. Die bislang existierenden Anlagen arbeiten zudem noch mit herkömmlicher Verbrennung der Stoffe, was Schadstoffe wie Stickoxide, aromatische Kohlenwasserstoffe und Halogenverbindungen freisetzt. Laut Fischer hat sich bei den in Deutschland betriebene Anlagen aber gezeigt, dass die gesetzlichen Emissionsgrenzwerte bei weitem unterschritten werden. Der Vorwurf, dass Biomasseheizwerke “Dreckschleudern” sind, ist damit nicht haltbar. Trotzdem bleiben Gewinnung und anschließender Transport der Brennstoffe über lange Strecken zur Verarbeitung oft ein unwirtschaftliches Unterfangen, da es bisher noch zu wenige Verwertungsbetriebe gibt.
Eine mögliche Lösung des Transportkostenproblems bietet jetzt das Forschungszentrum Karlsruhe an, das ein neues, zweistufiges Verfahren der Umwandlung von Biomasse in Synthesegas entwickelt hat (vgl. Meldung vom 2002-08-12). Mittels Pyrolyse wird der Reststoff in eine breiartige Substanz (“Slurry”) von zehnfacher Energiedichte umgewandelt und anschließend in Großanlagen zu Synthesegas verarbeitet, einem Ausgangsmaterial für Treibstoff oder andere Anwendungen der chemischen Industrie.
Eine erfolgreiche Nutzung erneuerbarer Energien setzt auch voraus, dass sie sich nach einer gewissen Zeit selbst tragen können, ihre Konkurrenzfähigkeit muss sich erhöhen – was zunächst Geduld voraus setzt: “Wer auf Biomasse setzt, hat einen langen Atem nötig – und wir müssen ein Bewusstsein schaffen, dass auch ein Biomasseanteil von zehn Prozent sehr gut ist”, realisiert Fischer, der vor allem den Kosten-Nutzen-Faktor nicht unterschätzt. Aber nicht nur an der Verbreitung der alternativen Energiegewinnung fehlt es, auch die Anschaffung ist noch viel zu teuer. Eine realistische Anzahl von Verwertungsanlagen in Deutschland würde Kosten von rund 500 Mio. EUR aufwerfen – diese Summe zeigt, dass der Wunsch nach einer stärkeren Förderung solcher Anlagen kaum erfüllt werden kann, da eine substanzielle Förderung durch öffentliche Kassen. erhebliche Mittel beanspruchen würde.
(Vgl. Meldungen vom 2002-06-23 und 2002-05-21.)
Source
netzeitung vom 2002-08-08 und pers. Mitteilung von Dr. J. Fischer (BIZ) vom 2002-08-16.
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