Die deutsche Rapsernte 2002 wird die Vorjahresmenge von 4,16 Millionen Tonnen deutlich verfehlen. Nach Schätzungen des Bundesverbraucherministeriums ist mit einer Erzeugung von 3,94 Millionen Tonnen Raps- und Rübsensamen zu rechnen, das wäre ein Rückgang von 5,3 Prozent. Zwar wurden die Anbauflächen spürbar vergrößert, die ungünstige Witterung im August hat jedoch vor allem im Osten und Norden des Bundesgebietes zu erheblichen Ertragseinbußen geführt.
Nach vorläufigen amtlichen Angaben summiert sich die deutsche Erzeugung an Raps und Rübsen in diesem Jahr auf 3,94 Millionen Tonnen, das wären 5,3 Prozent weniger als vor Jahresfrist. In den süddeutschen Ländern konnten die Landwirte insbesondere aufgrund von Flächenausweitungen ähnlich viel oder sogar mehr einbringen als 2001, während in Nord- und Ostdeutschland ertragsbedingt zum Teil deutliche Rückgänge zu verzeichnen sind. Und das Bundesministerium schließt nicht aus, dass die augenblickliche Ernteschätzung noch nach unten korrigiert werden muss.
Die deutsche Anbaufläche von Raps und Rübsen zur Ernte 2002 stieg im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent auf die neue Rekordhöhe von 1,30 Millionen Hektar. Der Zuwachs geht ausschließlich auf das Konto von Winterraps, der mehr als 95 Prozent der gesamten Ölsaatenfläche einnimmt. Dabei wurde der Anbau von Nonfood-Winterraps auf Stilllegungsflächen im Vergleich zu 2001 um rund sieben Prozent ausgedehnt und der Anbau von Food-Winterraps um etwa 15 Prozent. Die Ausweitung ist nach Angaben des Bundesministeriums eine Folge der relativ hohen Rapspreise und wurde durch den Wegfall der gesonderten Ölsaaten-Garantiefläche begünstigt. Die weitere Senkung der Flächenzahlung für Ölsaaten auf das Niveau der Getreideprämie hat die Anbauentscheidungen der Erzeuger offensichtlich kaum beeinflusst. Geschrumpft ist in diesem Jahr jedoch der Anbau von Sommerraps und – rübsen, und zwar um 3,3 Prozent auf rund 21.000 Hektar. Dagegen weiteten die Landwirte den Anbau von Körnersonnenblumen erstmals seit Jahren wieder um 6,1 Prozent auf 26.000 Hektar aus.
Die Erträge bei Raps und Rübsen dürften erheblich unter dem Vorjahresergebnis von 36,6 Dezitonnen je Hektar liegen. Man geht von einem Rückgang um rund 17 Prozent auf 30,4 Dezitonnen je Hektar aus, doch sind die Witterungseinflüsse im August noch nicht ausreichend berücksichtigt. Der langjährige Durchschnitt von 32,7 Dezitonnen je Hektar wird ebenfalls verfehlt. Aufgrund der unterschiedlichen Niederschlagsverteilung haben sich wie beim Getreide die Erträge im Norden des Bundesgebietes ungünstiger entwickelt als in Süddeutschland. Die Rapskörner wurden mit sehr unterschiedlichem Feuchtigkeitsgehalt geborgen. Teilweise kam es zu größeren Ausfällen durch geplatzte Schoten, und regional gab es Probleme mit Auswuchs. Der Anteil kleinerer Körner ist regional überdurchschnittlich hoch. Die Ölgehalte erreichen aber ein durchschnittliches bis gutes Niveau.
EU-Ölsaatenernte kaum verändert
Nach Schätzungen der europäischen Verbände COPA/COGECA ist die Ölsaatenfläche in der EU insgesamt um fast fünf Prozent auf 5,07 Millionen Hektar gesunken. Dies ist auf Einschränkungen bei Sonnenblumen und Sojabohnen zurückzuführen, während der Rapsanbau um etwa drei Prozent auf 3,11 Millionen Hektar zunahm. Da sich das Ertragsniveau im Schnitt verbessern dürfte, wird die EU-Ölsaatenerzeugung 2002 mit voraussichtlich 13,2 Millionen Tonnen eine ähnliche Größenordnung wie im Vorjahr erreichen. Dabei dürfte die Rapsernte um rund sechs Prozent auf 9,4 Millionen Tonnen zunehmen, während die Erzeugung von Sonnenblumen auf schätzungsweise 2,9 Millionen Tonnen und die von Sojabohnen auf 0,9 Millionen Tonnen schrumpft.
Die weltweite Produktion der zehn wichtigsten Ölsaaten wird für das Wirtschaftsjahr 2002/03 auf rund 320 Millionen Tonnen geschätzt, das wäre genauso viel wie im vorangegangenen Wirtschaftsjahr. Von der Gesamtmenge entfallen 58 Prozent auf Sojabohnen, jeweils elf Prozent auf Raps und Baumwollsaat sowie je sieben Prozent auf Sonnenblumen und Erdnüsse.
Die Gewinnung pflanzlicher Öle wird voraussichtlich nur wenig zulegen, so dass bei stärker steigender Nachfrage mit einem weiteren Abbau der Vorräte zu rechnen ist. Die Nachfrage nach Ölschroten wird voraussichtlich ebenfalls deutlich zunehmen – vor allem wegen wachsender Vieh-bestände in Asien und Osteuropa, aber auch, weil weniger Fischmehl zur Verfügung steht und weil die Verfütterung von Fleisch- und Knochenmehl stark eingeschränkt oder verboten wurde.
Uneinheitliche Preisentwicklung
Die Weltmarktpreise für Ölsaaten sind im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Dies ist nahezu ausschließlich eine Folge der deutlich erhöhten Notierungen für pflanzliche Öle. Da die Produktion hier wohl auch weiterhin nicht mit der Nachfrage Schritt halten kann, dürfte der preissteigernde Einfluss auf Ölsaaten fortbestehen. Vor allem infolge der niedrigeren Produktion an Palm-, Raps- und Sonnenblumenöl wird mit Preisauftrieb gerechnet.
Am deutschen Markt wurden im Vorfeld der Ernte 2002 Rapskontrakte zu Preisen zwischen 22,50 und 23,60 Euro je 100 Kilogramm frei Ölmühle abgeschlossen. Viele Mühlen sind nur knapp mit Rohstoff versorgt. Auf der Erzeugerstufe werden für nicht kontrahierte Ware Preise zwischen 20 und 24 Euro je 100 Kilogramm erwartet. Das sind etwa fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Die weitere Preisbildung für Raps der Ernte 2002 wird auch von der EU-Ernte und der Verwendung von Raps als nachwachsendem Rohstoff abhängen.
© ZMP 2002
(Vgl. Meldung vom 2002-09-15.)
Source
ZMP-Nachrichten Jahrg. 40, Nr. 71 vom 2002-09-06.
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