Wohnen mit Lehm, Kork und Stroh

Aus Flaschenkorken wird Dämmstoff

Noch vor elf Jahren landeten die meisten Flaschenkorken auf der Mülldeponie. Daran hat sich zwischenzeitlich einiges geändert.

In der Absicht, Arbeitsplätze für behinderte Menschen zu schaffen, wurde von der Diakonie in Kehl-Kork eine Aktion mit der griffigen Bezeichnung „Korken für Kork“ ins Leben gerufen.

Korken

Dem engagierten Einsatz von Mitarbeitern und Freunden ist es zu verdanken, dass rund ein Zehntel des bundesweiten Korkenaufkommens heute der Wiederverwertung zugeführt wird. Abfallsammelstellen und Recyclinghöfe bei Kreisen und Kommunen wurden angeregt, Flaschenkorken vom übrigen Müll getrennt anzunehmen. Auf Anforderung stellt man Mehrwegsammelsäcke zur Verfügung. Mengen ab fünf Kubikmeter werden kostenfrei abgeholt. Das Sammelvolumen im Jahre 2001 lag bei 2.500 Kubikmeter – Tendenz steigend.

Gesundes Wohnen mit Naturbaustoffen
Mit der Weiterverarbeitung sind derzeit die Arbeitsplätze von 12 Mitarbeitern gesichert. Korkschrot wird zu Wärme- und Schalldämmung als lose Schüttung in zweischalige Wand- und Deckenaufbauten eingebracht. Zur Verarbeitung kommen Naturstoffe wie Lehm, Stroh, Korkschrot und Wasser. Das Recykork-Lehmbausystem vereinigt die positiven Lehmeigenschaften mit dem Wärmedämmvermögen von Stroh und Kork. Lehmbausteine werden von Hand geformt und drei Wochen lang im Regal getrocknet, bevor sie über den Fachhandel verkauft werden. Im Gegensatz zu Ziegeln werden sie nicht gebrannt. Die Recykork-Produktpalette reicht über Leichtlehmmörtel bis zu verschiedenen Putzen.

Mit einer Wärmeleitzahl von 0,046 braucht Kork den Vergleich mit anderen Dämmstoffen nicht zu scheuen. Neben guten Dämmeigenschaften gegen Hitze und Kälte zeigt es ein hervorragendes Brandverhalten.

Lehmbaustoffe – preiswerte Klimaanlage
Lehm besteht aus Ton und Sand. Die Zahl der Lehmhäuser in Deutschland schätzt man auf ungefähr 2,2 Millionen. Es handelt sich überwiegend um Fachwerkgebäude. Lehmwände und Lehminnenputze sorgen für eine konstante Luftfeuchtigkeit zwischen 45 und 55 Prozent. Ein Austrocknen der Schleimhäute wird vermieden, die Feinstaubbildung reduziert. Auch in bestehenden Häusern kann man mit Lehmputz die Schimmelpilzbildung in den Griff bekommen.

Massive Lehmwände transportieren überschüssige Feuchtigkeit nach draußen. Sie binden Schadstoffe und unterdrücken Gerüche (z.B. Zigarettenrauch). Wände aus Lehm nehmen nur 30 Prozent der Wärmestrahlung auf und werfen den Rest zurück. Wer im Winter heizt, behält die Wärme im Haus, im Sommer wird es gekühlt. Durch die Zugabe von Korkschrot und Stroh lässt sich die Wärmedämmeigenschaft erheblich steigern, ohne dass die erwünschte Speicherfähigkeit verloren geht. Auf den chemischen Holzschutz kann verzichtet werden. Lehmwände eignen sich sehr gut für Wandheizungen. Beim Dosensetzen verwendet man keinen Gips, sondern Lehmmörtel mit Quark und Leinöl.

Weitere Informationen zur Korkenlogistik oder zu Workshops in Sachen Lehmbausteine gibt es bei:

Diakonie Kork Epilepsiezentrum
Landstraße 1 • 77694 Kehl – Kork
Tel.: 07851-84-505, Fax: -84-559

Infos zu Lehmbauworkshops, Lehmbaukunst, Fachwerkhaussanierungen, historische Ziegel:

Dipl.-Ing. Karl Spielmann
Ring der Einheit 28 • 01689 Niederau
Tel.: 035243-52143
Mobil: 0170-342 00 53

(Anm. d. Redaktion: Den vollständigen Artikel zum Thema „Wohnen mit Lehm, Kork und Stroh“ von Manfred W. Oestreich findet man im Magazin energie pflanzen Ausgabe 4/2002).

Source

Magazin energie pflanzen Ausgabe 4/2002.

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