Wetterau: Brotgetreide zur Verfeuerung? – Preisverfall gefährdet Landwirtschaft

Anbau zur energetischen Nutzung auf Stilllegungsflächen beschlossen

Der FDP-Landtagsfraktionsvorsitzende und Wetterauer Kreisvorsitzende der FDP, Jörg-Uwe Hahn, hat jüngst die Forderung erhoben, Getreide zur Energiegewinnung einzusetzen. Dieses Fazit einer Gesprächsrunde zu diesem Thema in den Geschäftsräumen des Kreisbauernverbandes sollte auch dem Grundtenor ethischer Gegner dieser Vorgehensweise widersprechen. Den Gegnern dieser Verwendungsart, die es für verwerflich halten, dass hierzulande Getreide verbrannt wird, während in anderen Erdteilen Menschen hungern, hielt Hahn entgegen, dass auf den beschriebenen Flächen, “weil es Stilllegungsflächen sind”, kein Getreide für den Nahrungskreislauf produziert werden darf.

Sowohl der Vorsitzende des Regionalbauernverbandes Wetterau-Frankfurt, Heinz-Christian Bär, Kreislandwirt Herwig Marloff als auch Hahn sind sich bei diesem Thema einig: Wer sich gegen die Nutzung von “Brot-Getreide” zur Energiegewinnung ausspreche und dafür ethische oder moralische Gründe anführe, müsse Moral auch für die Wirtschaftlichkeit und damit die Existenzsicherung von Bauern gelten lassen. Angesichts des extremen Preisverfalls beim Getreide müsse es den Landwirten gestattet sein, für ihr Produkt vor allem preislich lukrativere Verwertungswege zu suchen.

Gegenüber dem vergangenen Jahr hätten die Wetterauer Landwirte nochmals rund 15 Prozent Preisverluste allein bei der Wintergerste hinnehmen müssen, erläuterte Bär. “Die Franzosen haben mit ihrem wesentlich günstigeren Preis bereits die Rheinlinie fest im Griff.” Die deutschen Bauern seien im Vergleich zu ihren französischen Kollegen bis zum Vierfachen mit Steuern belastet, was sich erheblich auf den Markt auswirke, so der Kreislandwirt. Daher habe man im Wetteraukreis inzwischen die Nutzung von Getreide zur Energiegewinnung forciert.

Auch für den Rapsanbau wollen regionale Landwirte einen Teil dieser Flächen nutzen. “Die Nachfrage nach diesem nachwachsenden Rohstoff ist gigantisch”, so Bär. Mit dem Ergebnis der Rapsernte und auch dem Absatz sei man in diesem Jahr rundum zufrieden. Die Nachfrage nach der Ölpflanze für die Kraftstofferzeugung steige ständig an, führte Marloff aus. Rund ein Fünftel der über 25.000 Hektar Anbaufläche im Kreis werden derzeit zum Anbau der Ölpflanze genutzt.

(Vgl. Meldung vom 2004-07-16.)

Source

Kreis Anzeiger vom 2004-08-17.

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