Warum sind wir in Deutschland im Bereich Nachhaltigkeit hinterher?

Fristads: Ein Best-Practice Beispiel aus dem Bereich Workwear

Fristads schließt den Kreislauf
Fristads schließt den Kreislauf © Fristads
  • „Closing the loop“: Fristads, Hersteller von Workwear, nimmt in Verkehr gebrachte Kleidung zurück und verwertet sie in neuen Kollektionen
  • Schweden, Frankreich, Niederlande und Belgien: Verpflichtungen für Hersteller durch EPR (Extended Producer Responsibility) setzen hohe Maßstäbe durch erweiterte Herstellerverantwortung und Textilrecycling
  • Gesetzeslage in Deutschland unter dem Standard der Nachbarländer: Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) bildet lediglich die rechtliche Grundlage für die Abfallwirtschaft und zielt auf Abfallvermeidung ab

Weniger als 1% der produzierten Textilien werden derzeit zu neuen Textilien recycelt, und etwa 50% werden downgecycelt, verbrannt oder auf Deponien gelagert. Wie kann die Menge der recycelten Textilien erhöht werden? Fristads, der führende nachhaltige Hersteller von Arbeitskleidung, demonstriert mit dem Projekt „Close the Loop“, wie durch das Recycling von alter Arbeitskleidung neue, nachhaltige Kleidungsstücke entstehen. Mit aktuell 15% recyceltem Material in der neuen Kollektion setzt Fristads ein starkes Zeichen für reduzierten Abfall, geringere Emissionen und Wasserverbrauch.

Dieses Modell, erfolgreich mit einem Kunden in den Niederlanden angewandt, illustriert den Weg zu einer vollständig kreislauforientierten Wirtschaft. Schweden, die Heimat von Fristads, ist das zweite Land in der Europäischen Union, welches Gesetze zur erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien und Bekleidung verabschiedet hat. Die neuen Richtlinien traten am 1. Januar 2022 in Kraft, wobei die Lizenzierung von Sammlungen seit Anfang diesen Jahres 2024 gestartet sind. Obwohl diese Ideen auch von vielen hierzulande unterstützt werden, scheint der Weg dahin noch lang zu sein. Die Zerrissenheit zwischen dem Wunsch nach Nachhaltigkeit und der nötigen Wettbewerbsfähigkeit wird auch in den kontroversen Diskussionen zum EU Lieferkettengesetz deutlich.

Ein Vorbild für nachhaltiges Wirtschaften

Auf mehreren Märkten führt Fristads gemeinsam mit ausgewählten Kunden Initiativen durch, allen voran in den Niederlanden und Schweden. Dies sind auch die beiden Märkte, in denen bisher das größte Interesse besteht. Die Initiativen zielen darauf ab, abgenutzte Arbeitskleidung einem neuen Zweck zuzuführen und das Potenzial der Ressourcen voll auszuschöpfen, entweder durch Upcycling oder Downcycling. Bis 2025 sollen 50% des Fristads Sortiments aus nachhaltigeren Materialien bestehen.

„Damit Fristads die Qualität liefern kann, die es derzeit bietet, ist jedoch mehr Innovation und Investition im Bereich des Recyclings erforderlich“, sagt Lisa Rosengren, Raw Material Managerin und Nachhaltigkeitsexpertin bei Fristads.

Mit heutigem technischen Stand können nur 15% der Abfälle in einem neuen Kleidungsstück verwenden, da die Spezifikationen für die Stärke des Garns festgelegt sind.

Den Kreislauf schließen – Pilotprojekt mit der PostNL

Fristads beliefert das niederländische Post- und Logistikunternehmen PostNL seit Jahren mit seinen Poloshirts. Dank eines Pilotprogramms werden diese Shirts nun gesammelt und zu neuen Kleidungsstücken recycled.

„Damit sind wir unserem Ziel, den Kreislauf unserer Kleidungsproduktion zu schließen, einen Schritt nähergekommen“, so Lisa Rosengren.

Ungefähr 15% des Materials der neuen Kollektion besteht aus alten PostNL-Hemden, die geschreddert und zu einem neuen Stoff recycelt wurden. Dieser Stoff mit geschlossenem Kreislauf reduziert die Gesamtumweltbelastung des Kleidungsstücks, indem sowohl Abfälle vermieden als auch Emissionen und Wasserverbrauch reduziert werden.

Der Weg unserer Nachbarländer zu mehr Nachhaltigkeit

Dass wir die Ressourcen nicht weiter nutzen können, als ob sie unbegrenzt wären, weiß eigentlich jeder. Aber nicht jeder ergreift die notwendigen Maßnahmen, weil es wirtschaftlich noch nicht machbar ist. Die Gesetzgebung ist der einzige Weg, den Prozess zu beschleunigen. Das wird deutlich, wenn man einen Blick auf unsere Nachbarländer wirft. Seit Juli 2023 hat die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien in den Niederlanden weitreichende Änderungen für Produzenten und Importeure gebracht.

Auch Belgien trägt mit Initiativen wie Circletex, einer freiwilligen EPR, zur Förderung der Kreislaufwirtschaft bei. Durch ein nationales Sammelsystem, das Textilabfälle recycelt, positioniert sich Belgien als Vorreiter für nachhaltige Praktiken in Europa. Deutsche Unternehmen, die den belgischen Markt betreten möchten, stehen vor spezifischen Herausforderungen und müssen bereit sein, ähnliche Verpflichtungen einzugehen, um die Anforderungen der Kreislaufwirtschaft effektiv zu erfüllen. In Frankreich darf seit 2022 keine unverkaufte Ware mehr zerstört werden. Zukünftig darf nur derjenigen Textilien in Verkehr bringen, der seine Produkte lizenziert hat und die Verantwortung für den kompletten Lebenszyklus des Produkts übernimmt.

Deutschland auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft?

Eine Kreislaufwirtschaft würde das lineare Modell von „Ressourcen in der Natur abbauen – verarbeiten – konsumieren – wegwerfen“ überwinden. Allerdings werden Geschäftsmodelle ausgebremst, die auf einen stets wachsenden Absatz von physischen Produkten setzen. Doch auch in der Kreislaufwirtschaft können Unternehmen wachsen. Dafür muss jedoch in langfristigen Modellen gedacht werden und nicht von einem Quartal ins nächste, denn Kreislaufwirtschaft ist ein langfristiges Modell. Eine holistische Perspektive ist zwingend notwendig, auch Zulieferer und Co. müssen mitspielen.

Das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG), das seit 2012 in Kraft ist, bildet in Deutschland die rechtliche Grundlage für die Abfallwirtschaft und zielt auf Abfallvermeidung sowie Recycling ab. Erweiterte Herstellerverantwortung und ähnliche Maßnahmen erfolgen bisher nur auf freiwilliger Basis. Fristads Initiative „Close the Loop“ und die gesetzlichen Entwicklungen in den Nachbarländern bieten wertvolle Lektionen für Deutschland und Textilunternehmen.

Durch die Übernahme von Best Practices und die Anpassung an neue gesetzliche Rahmenbedingungen kann die deutsche Textilindustrie ihre Nachhaltigkeitsbemühungen verstärken. Es zeigt sich, dass eine Verbindung von ökonomischen Interessen mit Umweltschutz nicht nur möglich, sondern auch förderlich für innovative Geschäftsmodelle ist.

Über Fristads

Fristads ist die führende Arbeitskleidungsmarke in Schweden und gehört zur Hultafors Group. Wie Fristads, so ist auch die Hultafors Group schon seit langem eine etablierte Größe im Bereich der Berufsbekleidung. Die Historie der Hultafors Group reicht sogar bis ins Jahr 1883 zurück. Innerhalb der Hultafors Group fungiert Fristads als eigenständiges Unternehmen. Die Produkte werden unter eigenen Marken entwickelt, hergestellt und vertrieben. Diese sind in etwa 40 Märkten, vor allem in Europa und Nordamerika, über führende Distributoren erhältlich. Die Hultafors Group beschäftigt mehr als 1.000 Mitarbeiter, und ihr Nettoumsatz betrug im Jahr 2020 3,6 Milliarden SEK. Die Zusammenarbeit mit der Hultafors Group ermöglicht es Fristads, ihre Fachkenntnisse in der Berufsbekleidungsbranche zu bündeln und die Entwicklung der Branche mit einem besonderen Fokus auf Produktinnovation und Nachhaltigkeit voranzutreiben.

Source

Fristads, Pressemitteilung, 2024-04-19.

Supplier

Circular Flanders
Fristads
PostNL

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