Unkontrollierter Holzeinschlag bedroht Borneos Regenwaldbestand

Ölpalmen und Shrimpsfarmen prägen das Landschaftsbild

Der Weltmarkt verlangt es: Edelhölzer, Shrimps und nicht zuletzt das gewinnträchtige Palmöl, das von Malaysia schon als Zahlungsmittel eingesetzt wird, sind Produkte, die das ehemalige Regenwaldparadies Borneo inzwischen zur Agrar-Monokultur verelenden lassen. Der vom Forstministerium in Djakarta vorgeschriebene Maximaleinschlag wurde zwar von 18 auf sechs Mio. Kubikmeter pro Jahr drastisch herabgesetzt, aber seit Suhartos Sturz finden die Vorgaben der Zentrale kaum noch Beachtung. Zu begehrt sind die Devisenbringer, zu denen nicht nur Borneos berühmtes Eisenholz zählt. Und gleich zweifach wird Profit gemacht: Auf den abgeholzten Flächen entlang der Flüsse entstehen Ölpalmenplantagen, die dem Wald keine Chance mehr lassen, sich zu regenerieren.

Nach allgemeiner Einschätzung von Experten ist der unkontrollierte wilde Holzeinschlag – logging genannt – die größte Bedrohung für den noch vorhandenen Wald. Den Anleitungen zu einer nachhaltigen Forstwirtschaft, wie sie in den 80er und 90er Jahren durch die Forstleute der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) vorbereitet wurde, folgte in der Vergangenheit kaum jemand, auch wenn diese mittlerweile in die malaysischen wie indonesischen Nutzungsbestimmungen aufgenommen wurden.

“Hier wird auf viele, viele Jahre kein neuer Wald wachsen”, folgert Walter Kollert, Forstmann der GTZ, bei seiner Inspektion der Provinz Sabah, wo sich die Ölpalmenplantagen bereits über eine Million Hektar erstrecken. Von allen Ballungszentren entlang der Flussküsten wird die Erschließung des Landesinneren längs der Flüsse und Forststraßen vorangetrieben, auch durch die Ansiedlung von Menschen, die von den überbevölkerten indonesischen Inseln Java und Sulawesi kommen. Und wo einst geschlossene Mangrovenwälder standen, haben sich ganze Inseln und Küstenabschnitte innerhalb weniger Jahre in schlammige Shrimpsfarmen verwandelt.

Wenngleich der illegale Holzeinschlag auf der indonesischen Seite der Rieseninsel ein größeres Problem darstellt als auf der malayiischen, so ist auch dort die Übernutzung unübersehbar: “80 Prozent unserer Produktionswälder sind übernutzt und der Rest unberührter Wälder wird in wenigen Jahren ebenfalls ausgeholzt sein”, so lautet das Resümee des renommierten malaysischen Forstinstituts Frim. Es ist daher auch nicht weiter verwunderlich, dass Holz mittlerweile zur Mangelware avanciert und die Abnehmer nach der Herkunft ihres Rohstoffes nicht mehr lange fragen. Möglich gemacht wird dieses subversive Geschäft allerdings nach Expertenaussagen durch die erkaufte Mitwirkung von Behörden und einflussreichen Hintermännern.

(Vgl. Meldung vom 2002-08-09.)

Source

Frankfurter Rundschau vom 2002-08-20.

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