Umfassendes Maßnahmenpaket zur Unterstützung der biologischen Transformation: Regierung stellt „Landesstrategie Biologisierung“ vor

Landesregierung Niedersachsen will einen Wandel hin zu einer umfassenden, nachhaltigen und klimaneutralen Wirtschaftsform, der unsere Gesellschaft grundlegend ändern wird

Mit der „Landesstrategie Biologisierung“ hat die Landesregierung heute ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Unterstützung der biologischen Transformation vorgelegt, das von den Ministerien für Wirtschaft (MW), Landwirtschaft (ML), Umwelt (MU) und Wissenschaft (MWK) gemeinsam erarbeitet wurde.

Mit Blick auf globale Herausforderungen wie Klimawandel, Rückgang der Artenvielfalt und Anwachsen der Weltbevölkerung ist eine der drängendsten Fragen: Wie können wir einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Ernährungs- und Ressourcensicherheit leisten? Eine Antwort lautet: durch Biologisierung. Gemeint ist der Wandel hin zu einer umfassenden, nachhaltigen und klimaneutralen Wirtschaftsform, der unsere Gesellschaft grundlegend ändern wird. Denn durch eine ganzheitliche Herangehensweise können Lösungsansätze für die oben genannten globalen Herausforderungen geschaffen werden. Es geht darum, den Konflikt zwischen einer prosperierenden Wirtschaft und Wohlstand einerseits und Nachhaltigkeit und Umweltschutz andererseits durch Innovationen zu mildern.

Ziel der Landesstrategie ist es, in den in Niedersachsen bereits leistungsstarken Feldern Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie Life Sciences gezielt von den sich ergebenden Innovationspotenzialen zu profitieren und die Bedingungen für eine erfolgreiche biologische Transformation zu verbessern.

Die Biologisierung kann – ähnlich wie die Digitalisierung – einen grundlegenden Wandel in Gesellschaft und Industrie auslösen. Im medizinischen Bereich ermöglicht sie beispielsweise neue Therapie- und Behandlungsmethoden, während es der umfassende Einsatz biobasierter Produktionsverfahren erlaubt, viele Grundstoffe und Konsumgüter qualitativ besser und ressourcenschonender herzustellen. Insbesondere Weiterentwicklungen und eine bessere Nutzung der Nebenströme in bestehenden Produktionssystemen wie zum Beispiel in der Lebensmittelverarbeitung führen zu einer steigenden Effizienz und tragen damit zur CO2-Reduktion bei.

Kernstück der Strategie ist das ressortübergreifende Maßnahmenpaket, das in neun Handlungsfeldern 42 sowohl bereits laufende als auch neue Maßnahmen umfasst. Es basiert auf einer Vielzahl von Empfehlungen, die Akteurinnen und Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft im Frühjahr 2021 im Rahmen des – coronabedingt digitalen – Beteiligungsprozesses formuliert haben. Ausgangspunkt sind die Stärken Niedersachsens auf den Gebieten „Agrar- und Ernährungswirtschaft“, „Rote Biotechnologie und Medizintechnik“ sowie „Materialwissenschaft und Prozesstechnik“. Die zentralen Ergebnisse dieser Gespräche sind in das Maßnahmenpaket eingeflossen.

Die Handlungsfelder mit ihren Maßnahmen zielen insbesondere auf

  • die Stärkung von Forschung und Lehre,
  • Anreize für mehr interdisziplinäre Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung,
  • die Stärkung von Start-ups als Motor der Biologisierung,
  • Impulse für Innovationen,
  • die Unterstützung von KMU auf dem Weg in die biologische Transformation,
  • die Verbesserung des Zugangs zu Fördermitteln,
  • die Förderung der Digitalisierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette,
  • die Unterstützung von Vernetzung und Kooperation sowie
  • den Ausbau von Kommunikation und Partizipation.

Regelmäßige Anstöße von außen soll zukünftig ein Bioökonomierat Niedersachsen mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft geben, der als unabhängiges und ehrenamtliches Beratungsgremium die Umsetzung der Landesstrategie begleitet.

Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann: „Niedersachsen ist ein Innovationsland und es trägt mit seinen vielfältigen Unterstützungsangeboten für KMU und Start-ups bereits viel zum Gelingen der biologischen Transformation bei. Diesen Weg wollen wir konsequent weitergehen und vorantreiben – für ein lebenswertes und nachhaltiges Niedersachsen und insbesondere mit Blick auf zukünftige Generationen.“

Umweltminister Olaf Lies: „Angesichts des Klimawandels und seiner Folgen stehen wir vor gewaltigen Herausforderungen. Die biologische Transformation unserer Wirtschaft ist gemeinsam mit der Energiewende dabei sicher kein leichter Weg, aber sie bietet enorme Chancen. So wird uns gerade sehr drastisch vor Augen geführt, wie wichtig die größtmögliche Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen ist. Daher werden wir als Land den Weg unserer Unternehmen hin zu einer größeren Anwendung von der Natur inspirierten Prinzipien, Materialien und Strukturen aktiv begleiten. Das kann uns nur gelingen, wenn wir auf dem Weg hin in die Bioökonomie unsere Anstrengungen verstärken, die uns gegebenen Ressourcen zu schonen, die Kreislaufwirtschaft weiter auszubauen und so einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“

Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast: „Bei der Transformation zur Bioökonomie ist die Verfügbarkeit von erneuerbaren und biologischen Rohstoffen eine zwingende Voraussetzung. Niedersachsen ist Agrarland Nr. 1 in Deutschland, 35.000 Betriebe bewirtschaften 2,6 Mio. ha landwirtschaftlich genutzte Fläche. Zudem sind 1,1 Mio. ha der Landesfläche Wald. Damit bietet unser Land beste Voraussetzungen für eine umfassende Bereitstellung an erneuerbaren und biologischen Ressourcen. Eine nachhaltige Produktion von Nahrungsmitteln und Biomasse in der Land-, Fischerei- und Forstwirtschaft bildet eine Schlüsselfunktion der Transformation.“

Wissenschaftsminister Björn Thümler: „Die Wissenschaft nimmt im Prozess der biologischen Transformation eine wichtige Rolle ein. Die niedersächsischen Wissenschaftseinrichtungen sind dafür hervorragend aufgestellt und tragen mit ihrer Forschung wesentlich dazu bei, mögliche Zielkonflikte zwischen Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft zu identifizieren, Lösungsmöglichkeiten anzubieten und Handlungsempfehlungen aufzuzeigen. Außerdem fördern wird bereits Maßnahmen wie den Forschungsverbund ‚ABA – agile Bio-inspirierte Architekturen‘ an der Universität Hannover, der durch die schnelle Entwicklung und Bewertung biotechnologischer Innovationen perspektivisch als generelle Plattform in biotechnologischen Prozessen eingesetzt werden könnte.“

Partner der Landesregierung bei der Strategieentwicklung ist das Innovationszentrum Niedersachsen (IZ). Zusammen mit Netzwerken, wie beispielsweise BioRegioN, Netzwerk EIP Agrar & Innovation Niedersachsen, Landesinitiative Ernährungswirtschaft (LI Food), 3N, Initiative startup.niedersachsen, SeedHouse und anderen, unterstützt seit 2019 auch eine Themenmanagerin am IZ die biologische Transformation in Niedersachsen.

Die nachfolgende Auswahl an niedersächsischen Unternehmen und wissenschaftlichen Projekten gibt einen ersten Einblick in das vielfältige Anwendungsspektrum der Biotechnologie in der Biologisierung:

SeedForward GmbH: Entwicklung, Produktion und Vertrieb von biobasierten Produkten zur Saatgutbehandlung für den Übergang zu einer regenerativen Landwirtschaft

Das 2018 gegründete und bereits mehrfach ausgezeichnete Start-up-Unternehmen konzentriert sich auf die Entwicklung und Produktion von biobasierten Produkten zur Saatgutbehandlung. Die innovative Behandlung von Saatgut auf Basis von Biostimulanzien und Spurenelementen sorgt für gesundes Wachstum und eine erhöhte Widerstandskraft gegenüber umweltbedingtem und abiotischem Stress. Verbunden mit einer verbesserten Nährstofferschließung erlaubt dies erhöhte Ertragsleistungen bei Kulturpflanzen.

Kontakt

Jacob P. Bussmann (Gründer/CEO)
Tel.: +49(0)541/20280880
E-Mail: info@seedforward.de

Bioweg UG, Entwicklung bioabbaubarer Inhaltsstoffe basierend auf mikrobieller Zellulose als Ersatzstoff für flüssiges Mikroplastik

Das Start-up wurde ursprünglich als Cellulosic Technologies im Jahr 2019 in Leinfelden-Echterdingen (Baden-Württemberg) gegründet und hat seinen Sitz im Oktober 2020 in den BIQ Business- und Innovationspark Quakenbrück in unmittelbarer Nachbarschaft des Deutschen Instituts für Lebensmitteltechnik (DIL) verlegt. Das Unternehmen entwickelt bioabbaubare Inhaltsstoffe basierend auf mikrobieller Zellulose als Ersatzstoff für flüssiges Mikroplastik. Dabei kombiniert Bioweg UG Biotechnologie, Materialwissenschaften und molekulare Simulationen. Aktuelle Produkte umfassen hochreine Mikrokügelchen auf Cellulosebasis, umwelt- und gesundheitsfreundliche Rheologie-Modifizierer sowie nachhaltige Hydrokolloide. Die Anwendungsfelder der Produktpalette sind breit und reichen von der Kosmetikindustrie, über die Verpackungs- bis hin zur Lebensmittelindustrie.

Kontakt

Dr. Prateek Mahalwar (CEO)
E-Mail: prateek@bioweg.com

Forschungsverbundvorhaben Demo-BioBZ, Nachhaltiges Wassermanagement: Energieerzeugende Abwasserbehandlungsanlage

Im Fokus des Forschungsvorhabens Demo-BioBZ steht die bio-elektrochemische Brennstoffzelle (BioBZ) als Baustein einer energieerzeugenden Abwasserbehandlungsanlage. Der Einsatz dieser Brennstoffzellen eröffnet eine neue Möglichkeit, gelöste organische Inhaltsstoffe abzubauen und gleichzeitig Strom oder Wasserstoff zu gewinnen. Damit könnte die BioBZ einen wesentlichen Beitrag zur Wandlung kommunaler Abwasserbehandlungsanlagen in Energie liefernde Anlagen leisten.

Kontakt

Projektkoordinator Professor Michael Sievers,
Dipl.-Ing. Dennis Haupt
Tel.: +49(0)5323/726231
E-Mail: Michael.sievers@cutec.de
E-Mail: dennis.haupt@cutec.de

Schaper & Brümmer, Entwicklung und Herstellung von pflanzlichen Arzneimitteln

Schaper & Brümmer ist einer der führenden Hersteller pflanzlicher Arzneimittel und vertreibt seine Produkte zusätzlich zum Herstellungsland Deutschland in fast 40 weiteren Ländern. Das 1923 gegründete mittelständische Pharmaunternehmen hat sich auf die Herstellung von Phyto-Arzneimitteln fokussiert.

Kontakt

Simone Marschall
Tel.: +49(0)5341/307690
E-Mail: Simone.Marschall@schaper-bruemmer.de

Source

Niedersächsische Staatskanzlei, Pressemitteilung, 2022-06-07.

Supplier

3N Kompetenzzentrum Nachwachsende Rohstoffe Niedersachsen
Bioweg
Clausthaler Umwelttechnik-Institut GmbH (CUTEC)
Innovationszentrum Niedersachsen (IZ)
Niedersächsische Landesregierung
Niedersächsisches Ministerium für Ernährung
Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung
Niedersächsisches Ministerium für Umwelt und Klimaschutz
Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK)
Schaper & Brümmer (Pflanzliche Arzneimittel)
SeedForward GmbH

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