ttz Bremerhaven erforscht wertvollen Doppelnutzen: Nachwachsende Energieträger und Abwasserreinigung in Einem

In dem neuen EU-Projekt BIOPROS trägt der Anbau von schnell wachsenden Gehölzen in sogenannten Kurzumtriebsplantagen gleichzeitig zur Produktion nachwachsender Rohstoffe und zur Abwasserentsorgung bei. Für die Bewässerung der Energiepflanzen werden Abwässer verwendet. Die Pflanzen erhalten so wertvolle Düngung und können optimal gedeihen. Nach einer kurzen Wachstumsphase werden die Bäume geerntet und als nachwachsender Rohstoff genutzt.

Bremerhaven, Oktober 2005. Ende September trafen sich die Vertreter von 25 Organisationen aus zwölf europäischen Ländern zum Projektstart in Brüssel. Die Koordination des Projekts übernahm die Europäische Vereinigung der Biomasse Industrie EUBIA (European Biomass Industry Association). Unter dem Namen BIOPROS -“Solutions for the safe application of wastewater and sludge for high efficient biomass production in Short-Rotation-Plantations”- (“Lösungen für die sichere Anwendung von Abwässern und Klärschlämmen für die hocheffiziente Biomasseproduktion in Kurzumtriebsplantagen”) werden die europäischen Partner gemeinsam forschen und ihr Wissen gezielt an Landwirte und Ingenieure weitergeben.

Dieses von der Europäischen Kommission mit über 2 Millionen Euro finanzierte “Collective Research” Projekt soll innerhalb von drei Jahren offene Fragen über den sicheren Einsatz kommunaler und bestimmter industrieller Abwässer und Klärschlämme zur Düngung und Bewässerung in Kurzumtriebsplantagen beantworten. In diesen Plantagen geht es um den Anbau von schnellwachsenden Baumarten (z.B. Weiden oder Pappeln) auf landwirtschaftlichen Flächen.

Nach relativ kurzen Wachstumszeiten von zwei bis acht Jahren können diese Bäume bereits geerntet werden. Vorteil dieser Methode: der Landwirt muß die Bäume im Folgejahr nicht neu pflanzen, da der zurückbleibende Stock wieder austreibt. Die Wiederverwendung der Ressourcen Abwasser und Klärschlamm soll zur Steigerung der Produktion der schnell wachsenden Gehölze beitragen.

“In Zeiten der drastischen Verteuerung fossiler Energieträger bei wachsendem Energiebedarf und starker Abhängigkeit von Importen in den europäischen Volkswirtschaften sind effizientere Verfahren zur Erzeugung nachwachsender Rohstoffe besonders gefragt”, begründet Projektleiter Steffen Föllner vom deutschen Forschungsinstitut ttz Bremerhaven das internationale Engagement.

Zusätzlich zur Deckung des steigenden Bedarfs an nachwachsenden Energieträgern kann das Holz außerdem als Rohstoff für die chemische und pharmazeutische Industrie eingesetzt werden. “Die effizientere Energieholzproduktion durch kostengünstige Düngung und Bewässerung und die Aussicht auf zusätzliches Einkommen durch eine biologische Reinigung von Abwasser und Klärschlamm macht den Betrieb von Kurzumtriebsplantagen für immer mehr Landwirte in Europa interessant”, erklärt Föllner. So werde der Landwirt zum Energiewirt, zum Rohstoffzulieferer für die Industrie und zum Dienstleister im Bereich der alternativen Abwasserreinigung.

Um potentielle negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt durch Abwasser und Klärschlamm auszuschließen, widmet sich ein Großteil der Forschungsarbeit im BIOPROS Projekt der Sicherheit des Verfahrens. Die am Projekt beteiligten fünf Forschungszentren befassen sich in Labor- und Feldtests mit Fragestellungen zu allen wesentlichen Aspekten des ökonomisch sinnvollen Betriebes von abwasserbewässerten Kurzumtriebsplantagen unter verschiedenen klimatischen Bedingungen.

Das von den Forschern generierte Know-how wird im Rahmen des Projektes an die elf aus verschiedenen europäischen Ländern teilnehmenden Bauern-, Biomasse- und Ingenieurverbände durch gezielte Trainingsmaßnahmen weitergegeben. Geschulte Vertreter der einzelnen Verbände sorgen dann für den Transfer der Projektergebnisse in eigenen Workshops an ihre Mitglieder. So tragen sie zu einer europaweiten Verbreitung dieses Ansatzes zur effizienten landwirtschaftlichen Biomasseproduktion und zur lokalen Schließung von Wasser- und Stoffkreisläufen bei.

Neben elf Verbänden und fünf Forschungspartnern wird auch die eigentliche Zielgruppe des Projektes, die kleinen und mittelständischen Unternehmen (sog. KMUs) aktiv in BIOPROS eingebunden. Die Erfahrungen und Bedürfnisse von neun Landwirten und Ingenieuren aus acht europäischen Ländern, darunter ein Landwirt aus Schleswig-Holstein, sollen direkt in die Forschungsarbeit einfließen und zu praktisch anwendbaren Ergebnissen führen.

Für die Forschungsbereiche Abwasser und nachwachsende Rohstoffe sind die Wissenschaftler am Umweltinstitut des ttz Bremerhaven schon seit Jahren Experten. Geschäftsführer Werner Mlodzianowski ist stolz mit BIOPROS schon ein drittes Projekt dieser Art an den Standort Bremerhaven geholt zu haben: “BIOPROS ist eine gelungene Fortsetzung unserer bereits laufenden Projekte im Bereich ökologischer Abwasserreinigung und kombinierter Biomasseproduktion. So kann unser Forscherteam einen weiteren wichtigen Beitrag leisten, die besonders umwelt- und klimafreundliche Biomasse als Energieträger im Europa von morgen zu etablieren.”

Die EU-Projekte INAWAB und WACOSYS setzen sich mit der gleichen Thematik unter anderen Gesichtpunkten auseinander. Hier geht es unter anderem um den Einsatz von Kurzumtriebsplantagen im südostasiatischen Raum und die Entwicklung eines Prototypen für ein effizientes und sicheres Bewässerungssystem mit Abwässern.

Dem ttz Bremerhaven sind sechs Forschungsinstitute zugehörig, die sich der Entwicklung moderner marktfähiger Produkte und Prozesse verschrieben haben. Dies sind jeweils das Umweltinstitut; das Bremerhavener Institut für Lebensmitteltechnologie und Bioverfahrenstechnik (BILB); das Institut für Energie- und Verfahrenstechnik (IEV); das Bremerhavener Institut für Gesundheitstechnologien (BIGT); das Bremerhavener Institut für Biologische Informationssysteme (BIBIS) sowie das Bremerhavener Institut für Organisation und Software (BIOS).

Kontakt:
ttz Bremerhaven
Anke Janssen (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
Tel. 0471 / 4832-121
Email: ajanssen@ttz-bremerhaven.de

(Vgl. Meldung vom 2005-05-10.)

Source

Technologie-Transfer-Zentrum Bremerhaven vom 2005-10-07.

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