Mit verspieltem Online-Charme wirbt Volkswagen seit Oktober bei der kommenden Generation. Denn das Spiel um SunFuel®, den rein pflanzlichen Designerkraftstoff, können die Besucher der Wolfsburger Autostadt vom heimischen Internet-Zugang aus verfolgen. Per Pflanzroboter gesät, lässt sich das Wachstum eines Sprit-Pflänzchens am Bildschirm nachvollziehen – Erdöl ist hier nicht mehr angesagt!
Bis Mitte 2003 sollen Volkswagen und die DaimlerChrysler AG mit den ersten 1.200 Liter Synthesegas aus Pflanzen, Stroh oder Holzabfällen von der Freiberger Choren-Versuchsanlage versorgt werden, welches im Labor zu beliebigen Varianten komponiert werden kann (vgl. Meldung vom 2002-09-17). Gilt zwar bislang die Brennstoffzelle als Nachfolger der Wahl für die herkömmlichen Verbrennungsmotoren, stößt die Herstellung und Speicherung des hierzu notwendigen Wasserstoffs immer noch auf große ökonomische Hindernisse.
Ein wesentlicher Faktor für die Automobilriesen, sich zunächst gemeinsam dem “Antrieb vom Acker” zuzuwenden: “Als Realisten dürfen wir die verbleibende Zeit nicht ungenutzt verstreichen lassen”, betonen Ulrich Eichhorn, Leiter der Konzernforschung von Volkswagen, und Professor Herbert Kohler, Leiter der Forschungsdirektion Aufbau und Antrieb bei Daimler-Chrysler.
BMW dagegen setzt auf Wasserstoff als direkten Brennstoffersatz, hofft gar auf die Wasserstoffgewinnung aus Biomasse. Doch durch die aufwändige Herstellung sei Wasserstoff weder CO2-neutral noch erschwinglich, und auch die erreichte Motorleistung lasse letztlich zu wünschen übrig, wird von kritischer Seite vernommen.
Ford hat indes mit seinem Modell FFV eine Vorreiterrolle hinsichtlich eines Motors übernommen, der – für Europa erstmalig – mit einem 85%igen Ethanol-Benzin-Gemisch betrieben wird. Das eigens für den Skandinavischen Markt konzipierte Fahrzeug, dessen Treibstoff zum Großteil aus den Holzüberschüssen der Region produziert wird, bewährt sich mit seinen um 80% reduzierten CO2-Emissionen (vgl. Meldung vom 2002-04-08).
Biomasse-(Treibstoff)nutzung auf Schweizerisch: Welke Gemüse- und Obstabfälle werden zu Biogas vergoren, das wiederum die firmeneigenen LKW antreibt, oder mit Erdgas versetzt ins öffentliche Netz eingespeist werden kann.
Dies bleibt für Deutschland allerdings noch Zukunftsmusik: “Beim Holz ist die Energiedichte und die Nachhaltigkeit höher”, meint Olaf Schulze, Betriebsleiter der Freiberger Versuchsanlage – nichtsdestotrotz sei auch hier schon mit Bioabfällen und sogar Klärschlamm experimentiert worden und eine Nutzung nicht komplett auszuschließen. Immerhin sei die Vielfalt der nutzbaren Biomasse so immens, dass ihr Potenzial für mehr als 50 Prozent des jährlichen Kraftstoffverbrauchs in Deutschland denkbar wäre. Schulze: “Auf der Suche nach alternativer Energie muss man einfach größer denken.”
(Vgl. Meldung vom 2002-04-26.)
Source
Frankfurter Rundschau vom 2002-10-02.
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