Am Anfang jeder neuen Entwicklung steht die zündende Idee, die Faszination des Neuen. Markus Swoboda bildet da keine Ausnahme: Seine BioFactur stellt Produkte aus Bio-Kunststoff her.
Markus Swoboda beschäftigt sich schon lange mit Kunststoffen, ist seit elf Jahren mit seiner Swoboda Engineering als Produktentwickler im Bereich Kunststoff und Metall erfolgreich unterwegs. Aber dieser eine Plan hat den 47-jährigen Recklinghäuser nie losgelassen: Kunststoffprodukte aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen.
Vor einem Jahr hat er den Sprung gewagt, hat neben seiner Engineering GmbH mit Sitz in Räumen der ehemaligen Dattelner Kettenfabrik Becker-Prünte die BioFactur eröffnet. “Öko-Plastik, darin liegt mein Herzblut.” Der Maschinenbau-Ingenieur zählt auf: Stärke aus Mais und Kartoffeln, Cellulose aus Holz beziehungsweise Baumwolle, Pflanzenöle aus Raps oder Zucker. “Unser Ansatz ist: wenn wir Bio-Produkte auf den Markt bringen, dann für eine bestimmte Zielgruppe.” Und diese Gruppe ist jung an Jahren, abenteuerlustig, nicht zimperlich im Umgang mit Dingen . . . wie Kinder eben so sind. Für sie hat Markus Swoboda ein Spielzeug-Set entwickelt: Förmchen, Eimerchen, Harke, Schüppchen, Sieb. Alles Bio, ungiftig, fast unkaputtbar. Eltern, die am Sandkastenrand warten, können ihr Erfrischungsgetränk aus Bio-Plastebechern trinken.
Mit seinen Premiere-Produkten aus Bio-Kunststoff, basierend auf Cellulose-Basis, hat sich Martin Swoboda jüngst auf der “Grünen Woche” in Berlin präsentiert. Noch in einer Nische, weil es auf der Messe um Lebensmittel geht, aber dennoch mit beachtlichem Erfolg. Zurück kam der Recklinghäuser mit Dattelner Firmensitz denn auch mit einem dringenden Anliegen: Er wird als nächstes eine Gießkanne produzieren. “Ein absolutes Muss, hat man mir versichert.” Swoboda lacht. Der Mann ist bodenständig. “Wir sind ja nicht so naiv zu glauben, dass wir jetzt den großen Markt mit Bio-Kunststoffprodukten erobern können. Aber wir können Nischen besetzen.” Im Bereich Verpackung sei die Öko-Konkurrenz groß, beim Spielzeug sähe das noch anders aus. Sein Plan: “Wir haben uns vorgenommen, zehn Produkte im Jahr auf den Markt zu bringen.”
Wenn der 47-jährige BioFactur-Geschäftsführer “wir” sagt, dann meint er damit das sechsköpfige Team der Swoboda Engineering. Die Grenzen sind zurzeit fließend. Auch die finanziellen. Die Engineering GmbH mit ihrem Jahresumsatz von rund 1 Millionen Euro sichert die BioFactur, bis die auf eigenen Beinen steht. Swoboda ist optimistisch. Obwohl Bio-Kunststofferzeugnisse bis zu 30 Prozent teurer sind. “Das liegt am Granulat aus Baumwoll-Cellulose, das teurer ist als Granulat aus Erdöl”, sagt der BioFactur-Chef. Am weltweiten Kunststoffmarkt ist der Anteil der Werkstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen mit 250.000 Tonnen noch verschwindend gering. Zum Vergleich: 260 Millionen Tonnen Kunststoffe kamen 2010 auf den Markt. Wissenswertes, Shop und Bauer Hubert, ein Special für Kids, gibt’s auf der Homepage www.BioFactur.de.
Source
Der Westen, 2011-02-07.
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