Gestern wurde in Grundshagen feierlich eine europaweit erste und bislang einmalige Seegras-Aufbereitungs- und Produktionsanlage in Betrieb genommen. Mit Stolz verwies der Verwaltungs-Chef des Betreibers, Amt „Klützer Winkel“, Bernd Anders, dabei auf den Prozess der Entsandung, der bislang ein vorrangiges Hemmnis zur Weiterverarbeitung des Rohstoffs aus dem Meer war: „Wenn ich einen Container mit Seegras habe, sind da 50 bis 90 Prozent Sand drin.“
So konnten die zahlreichen anwesenden Einweihungsgäste nun verfolgen, wie das Seegras zunächst vom Sand getrennt und anschließend zerkleinert wird. Nach einer Trocknung in einer Biodiesel-betriebenen Trommel werden die Fasern in einer Separiersektion nochmals entsandet. Die langen Fasern werden dann aussortiert, um später Einsatz als Dämmmaterial zu finden, aus den kurzen Bestandteilen entstehen Pellets. Die Pellets wurden Anders zufolge aufgrund ihrer hohen Feuchtigkeits- und Geruchs-bindenden Eigenschaften von Wismarer Bürgern bereits als probate Katzenstreu entdeckt.
Eineinhalb Jahre war im Rahmen des ersten LIFE-Umweltprojektes in Mecklenburg-Vorpommern an der Anlage getüftelt worden. Insgesamt 1,8 Mio. EUR ließ sich Brüssel das Projekt kosten, an dem neun Projekt-Partner aus drei europäischen Ländern beteiligt waren. Große Unterstützung erhielt Klützer Winkel auch von Arbeitsamt und Landes-Umweltministerium: „Jeder von ihnen hat dazu beigetragen, dass die Anlage steht“, bedankte sich Anders.
Dieter Fischer, Vorsteher des Amtes „Klützer Winkel“ kündigte an, dass die Anlage künftig privatwirtschaftlich betrieben werden solle und dafür sei „die Inbetriebnahme ein Meilenstein“. Wie Anders einräumte, sei jedoch auch die Tatsache nicht zu vergessen, dass die Uridee, Seegras zu verwerten, letztlich von der Hochschule Wismar stamme, welche sich schon 1997 mit den Möglichkeiten und Eigenschaften des nachwachsenden Strandgutes beschäftigt habe.
Dennoch, trotz viel versprechender Zukunftspläne: Anders läuft die Zeit davon – ein entsprechendes anlaufendes Projekt in Südeuropa macht deutlich, dass auch andere auf die Möglichkeiten des Rohstoffs Seegras hoffen: „Ich denke, wir müssen mehr tun, um am Ball zu bleiben und nicht das ganze Know-how aus der Hand geben.“
(Vgl. Meldung vom 2002-12-23.)
Source
www.ostsee-zeitung.de vom 2003-03-13.
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