Schellack – Öko-Rohstoff mit hohem Ansehen

Schon vor 4.000 Jahren schätzte man den Seidenglanz des Naturharzes aus den Larvenhülsen der nur in Süd- und Südostasien heimischen Schildlaus Kerria lacca. Eine Renaissance erlebt der Öko-Werkstoff in neuester Zeit auf breiter Front. Seien es Bindemittel in lebensmittelechten Druckfarben, Mattierungen für die Holzbearbeitung, Sockelkitt in Glühbirnen, magensaftresistente Dragees, mit Schellack zur Frischhaltung überzogene Äpfel aus Übersee oder die bewährten Eigenschaften des Farbstoffs in Lippenstift und Nagellack – der umweltverträgliche Naturharz schwimmt derzeit ganz oben auf der Ökowelle mit.

“Wir beziehen unsere Rohware zum überwiegenden Teil aus Indien, aus Bihar oberhalb von Kalkutta”, informiert Cord Brüggemann, Geschäftsführer bei der Bremer Firma Stroever Schellack Bremen (SSB), nach eigenen Angaben der einzige Schellack verarbeitende Betrieb in Europa. Die harzigen Wohnhülsen der Larven werden von ihren Wirtspflanzen von den Ärmsten des Landes geerntet, die diesen “Stocklack” an Fabriken verkaufen, die daraus wiederum durch Waschen und Zerkleinern den Rohstoff “Körnerlack” erhalten. In Jutesäcke verpackt, gelangt dieser dann per Schiffsfracht in die Lagerhallen der SSB auf der Muggenburg.

“Überwiegend besteht unsere Verarbeitung aus der Reinigung des Körnerlacks”, erläutert Cord Brüggemann, “mittlerweile verarbeiten wir jährlich rund 680 Tonnen Rohstoffe.” Der Körnerlack wird in Äthanol aufgelöst und mit Aktivkohle versetzt, die sowohl einen Teil der Farbstoffe als auch das Wachs bindet, welches nachher wieder aus der Aktivkohle ausgewaschen wird “Die kosmetische Industrie, die Schellack braucht als Überzug für Lippenstifte oder als viskos-festigende Substanz in Wimperntuschen, nimmt auch gern diese Wachse”, berichtet Brüggemann. Der gereinigte Schellack – je nach Ausgangsqualität des Körnerlacks – läuft dann wie zäher Honig unterschiedlicher Färbungen auf ein Abrollband, wo er zu einem dünnen Film ausgezogen wird. Während des Erkaltens verliert das Material seine Elastizität und bricht am Ende des Förderbandes von selbst in kleine Stücke.

Die gerade in Betrieb genommene neue Produktionsanlage für Blätterschellack ist derzeit der ganze Stolz des Geschäftsführers: “Die weltweit modernste, deren Realisierung wir in großem Maße der Unterstützung durch die Bremer Sondermüll-Beratungsgesellschaft zu verdanken haben.” Denn: “Alle Zusätze, die der Reinigungsvorgang benötigt, werden fast zu hundert Prozent zurückgewonnen. Unserer Deponie-Abfall ist in den vergangenen Jahren um 90 Prozent geschrumpft.” Diese Anlage ermöglicht dem Unternehmen nun auch, die Nachfrage der pharmazeutischen Industrie nachhaltig zu befriedigen. “Mit Schellack, der den Anforderungen der pharmazeutischen Industrie und Kosmetik gerecht wird, lassen sich natürlich ganz andere Preise erzielen als mit Industrieschellacken beispielsweise für Lacke”, erklärt Brüggemann, der sich mit seinen Mit-Inhabern, den Vettern Bernhard, Hermann und Viktor Stroever sicher ist, dass sich die vier Mio. Euro teure neue Anlage rechnen wird.

Kontakt:
Stroever GmbH & Co. KG
Auf der Muggenburg 11
28217 Bremen
Tel.: +49-(0)421-386 13-0
Fax: +49-(0)421-386 13-44
E-Mail: info@stroever.de

Autorin: Marion Kupfer (nova)
Endredaktion: Michael Karus (nova)
Quelle: Weser Kurier Online vom 2002-03-10.

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Weser Kurier Online vom 2002-03-10.

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