Der letzte Handwerkertag am 8. August im Schwarzwälder Freilichtmuseum veranschaulichte den Besuchern die traditionellen Zünfte der Stroh- und Weidenflechtkunst. Vor Ort demonstrierten emsige Hände, wie aus der klassischen Weide Körbe aller Art, oder aus Welschkornblättern und anderen Materialien schöne Strohschuhe oder Trachtenhüte und -Taschen herstellt werden – leicht überschattet allerdings von Materialengpässen durch die rationelle Erntetechnik.
Die Schonacher Strohflechterinnen fürchten zwar um ihr Rohmaterial, haben zum Glück aber noch einen Landwirt an der Hand, der zumindest einen Teil seines Ernteguts per Sense einbringt, so dass die Halme für die Traditionszunft erhalten bleiben. Hieraus entstehen in alt hergebrachter Weise aufwändig verarbeitete Strohtaschen sowie die markanten Hüte für die Narrenzünfte und Trachtengruppen.
Resigniert klang indes das Statement der Eheleute Epting aus Homberg, die aufgrund der modernisierten Maisernte per Mähdrescher nun keine Rohware zur Herstellung ihrer Strohschuhe mehr nach bekommen: „Wir sind zum letzten Mal bei einem Handwerkertag im Freilichtmuseum dabei”, bedauerten sie. Dem interessierten Publikum führten sie dennoch alle Arbeitsgänge des insgesamt zehnstündigen Herstellungsprozesses vor: das Flechten der Strohbänder aus Welschkornblättern, wie das Futter und anschließend die Strohbänder für eine gute Passform über den Holzleisten gezogen werden und zum Abschluss das Aufnähen einer dünnen Gummisohle, um den Strohschuhen besseren Halt und Nässeschutz zu verleihen. Der große Kundenkreis des Handwerkerpaares muss sich nichtsdestoweniger nun nach anderen Lieferanten für seine Strohschuhe umsehen.
Der blinde Korbmacher Hubert Rauber aus Oberwolfach hat mehr Glück: Weiden gibt es samt und sonders genug und so besteht kein Anlass zur Sorge, dass der Nachschub an dekorativen Handflechtkörben einmal ausbleibt.
Source
Schwarzwälder Bote vom 2002-08-15.
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