Roggen aus der Uckermark begrünt Dubais Wüste

Aus der Not eine Tugend machen – dies gelang Biologen und Technologen des Instituts für Getreideverarbeitung in Bergholz-Rehbrücke bei Potsdam beispielhaft, nachdem der märkische Roggenanbau durch den künftigen Wegfall der EU-Intervention in eine Krise zu geraten droht. Die Absatzmärkte müssen den Weiteranbau rechtfertigen, sonst ist mit einem ökonomischen und ökologischen Desaster in der Uckermark zu rechnen. Die Einsatzmöglichkeiten für das Getreide schienen indes begrenzt, halten die Landwirte entgegen anderslautenden Erkenntnissen doch nicht allzuviel vom Futterwert des Roggens und verhallen auch die Auslobungen des gesunden, dunklen Brotes spätestens an Deutschlands Grenzen.

Die drängende Zeit führte die ideenreichen Wissenschaftler in die Non-Food-Nische eines ihrer bereits patentierten Verfahren, das seit einiger Zeit schon in Magdeburg Schule macht. Es handelt sich um eine ökologische Ausgleichschüttung für unebene Rohfußböden, die größtenteils aus Roggen besteht. Der eigentliche Renner war dann aber die Idee mit den “Rofa-Pflanzplatten”, die aus einem Roggen-, Kalk- und Holzfaser-Gemisch entstehen. Das Ganze wird im Anschluss “wie ein Pudding aufgeschwemmt”, erläutert Instituts-Geschäftsführer Peter Kretschmer.

Nicht nur an steilen Autobahnböschungen bei Rüdersdorf, im Braunkohlentagebau Welzow-Süd und selbst auf 1.600 Meter Höhe in den Alpen bewährten sich die mit Samen bestückten, nur 20 mm dicken Platten schon erfolgreich, inzwischen grünt bereits ein mehrere Hektar großes Luzernefeld auf den Wanderdünen Dubais. Kretschmer verhandelt mit dem dortigen Agrarministerium über die großflächige Kultivierung einheimischer Kulturpflanzen. Gegenüber herkömmlichem Material wie Rollrasen, Strohmatten oder Geotextilien vereinen die biologisch abbaubaren Rofa-Platten alle jeweiligen Vorzüge dieser Verfahren in sich und können in kurzer Zeit erosionsgefährdete Flächen begrünen. Durch ihr geringes Gewicht und die hohe Wasserspeicherfähigkeit sind sie somit universell einsetzbar. “Auf Zypern wollen wir eine Asbestmine sanieren und Syrien zeigt auch Interesse an unserem Verfahren”, verkündet der märkische Getreideforscher zufrieden, der hier mit seinem Team unabsehbar mehr als nur eine innovative Wertschöpfung vollbracht hat.

Autorin: Marion Kupfer (nova)
Endredaktion: Michael Karus (nova)
Quelle: Nordkurier Online vom 2002-03-02.

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Nordkurier Online vom 2002-03-02.

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