Der Anbau von Arznei- und Gewürzpflanzen (AGPs) schien Landwirten in Deutschland noch vor wenigen Jahren ein attraktives Angebot zur Einkommensdiversifizierung und Einkommensverbesserung zu sein. Hohe Erwartungen an diesen Sonderkulturanbau wurden nicht zuletzt von Seiten der Fachmedien unterstützt. Mit dem Inkrafttreten der EG-Agrarreform von 1992 haben ebenfalls viele Landwirte von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, Arznei- und Gewürzpflanzen als nachwachsende Rohstoffe auf Stilllegungsflächen anzubauen. Auch mit der stark wachsenden Nachfrage nach Bio- und Naturprodukten Ende der 90er Jahre wurde der Anbau von AGPs noch einmal ausgeweitet. Seit 1999 ist der Anbau von Arznei- und Gewürzpflanzen in Deutschland jedoch wieder stark zurückgegangen. Gleichzeitig hat es kontinuierliche Preisrückgänge bei vielen Arten gegeben, die den Landwirten zum Verhängnis geworden sind, da viele Anbauer in den 90er Jahren große Investitionen in Anbau und Verarbeitung von Arznei- und Gewürzpflanzen getätigt haben.
Der Markt für die Produktion und Vermarktung von Arznei- und Gewürzpflanzen braucht verlässliche Grundlagen. Deshalb wurde im vergangenen Jahr eine von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, Gülzow, finanzierte Studie zu den Potenzialen des Arznei- und Gewürzpflanzenanbaus in Deutschland durchgeführt. Die Studie basiert auf einer Literaturrecherche und 50 Expertengesprächen. Sie bezieht sich sowohl auf den konventionellen, als auch auf den Markt für Kräuter aus kontrolliert-ökologischem Anbau. Bereits im Jahr 1999 hatte die FNR eine durch die Forschungsvereinigung der Arzneimittelhersteller (FAH) in Sinzig durchgeführte Studie finanziert, die aber auf Anbau und Verwendung von rein pharmazeutisch genutzten Arten beschränkt war.
Anbau und Markt von Arznei- und Gewürzpflanzen
In Europa werden derzeit etwa 400 Arten von Arznei- und Gewürzpflanzen kultiviert. In Deutschland sind knapp 100 Arten dieser Pflanzengruppe anbaufähig. Nach Angaben der Forschungsvereinigung der Arzneimittelhersteller (FAH) wurden 1999 immerhin 82 Prozent der Anbaufläche von 15 Arten dominiert. Die restlichen 18 Prozent der Fläche werden mit weiteren 79 Arten bebaut. Pank und Hoppe (1996) geben im Rahmen einer EU-weit durchgeführten Studie (vgl. Concerted Action AIR3-CT-94-2076, 1995-1996) an, dass 1996 auf 92,5 Prozent der Fläche 26 Arten wachsen.
In Deutschland bauen derzeit (Stand 2001) zwischen 650 und 800 Betriebe Arznei- und Gewürzpflanzen an. Für 1996 wurden von Pank und Hoppe lediglich etwa 500 Betriebe angegeben. Hieraus wird die sprunghafte Entwicklung des Anbaus in der zweiten Hälfte der 90er Jahre ersichtlich. Die durchschnittliche mit AGPs bebauten Fläche pro Betrieb beträgt 13,5 Hektar. Der maximale Fruchtfolgeanteil der AGPs macht 33 Prozent aus. Weniger als ein Zehntel der Anbaubetriebe sind Großbetriebe, woran sich gegenüber den 90er Jahren nichts geändert hat (Hoppe, 2001, mündliche Mitteilung; FAH 2001).
Der Anbau von Arznei- und Gewürzpflanzen ist in Deutschland im Wesentlichen auf wenige Bundesländer konzentriert. Allein auf die Länder Thüringen und Bayern entfällt über die Hälfte des bundesdeutschen Arznei- und Gewürzpflanzenanbaus. Nimmt man Hessen und Niedersachsen hinzu, dann decken diese vier Länder über 70 Prozent des Arznei- und Gewürzpflanzenanbaus ab (FAH 1999, Hoppe 2001).
Ein wachsender und dennoch begrenzter Markt
Deutschland deckt nur zwischen fünf und zehn Prozent seines Bedarfs an Arznei- und Gewürzpflanzen aus eigenem Anbau (Kupke et l. 2000, Pank und Hoppe 1996), im Biobereich liegt der Selbstversorgungsgrad bei einigen Kulturen bedeutend höher. Mit Ende der 90er Jahre traf auch die Ökoanbauer der Preisverfall mit einem jährlichen Preisrückgang von durchschnittlich zehn Prozent. Ein Überangebot gibt es seit Ende der 90er Jahre auch im Ökoanbau bei Echinacea, Johanniskraut und Artischocke (Winter, Rieger, 2001, mündliche Mitteilungen). Die Vermarktung von ökologisch angebauten Gewürzen versucht dieser Entwicklung durch regionalen Absatz zu entrinnen, indem hier die Frische und Qualität der Ware im Direktabsatz hervorgehoben werden. Seit Ende der 90er Jahre hat besonders der Absatz von Frischkräutern in Öko-Qualität gerade in Großstadtnähe zugenommen. Noch immer ist der Anteil von Biogewürzen mengenmäßig sehr klein (zwischen zwei und vier Prozent), hat aber Ende 1999 und in der ersten Jahreshälfte 2000 ein starkes Wachstum erfahren, das sich mittlerweile wieder auf Normalmaß, aber auf hohem Niveau, eingependelt hat. In der Gewürzverarbeitung zeichnet sich ein ähnlicher Trend ab wie bei den Lebensmitteltees: Die Verbraucher fragen verstärkt „Exoten“ nach.
Produktion von Bio-Arznei- und Gewürzpflanzen
Der ökologische Anbau von Arznei- und Gewürzpflanzen sowohl in Deutschland als auch im europäischen Ausland und weltweit wächst ständig (vgl. IFOAM annual report). Die Angaben über den Umfang des ökologischen Anbaus von Arznei- und Gewürzpflanzen in Deutschland lagen für die 90er Jahre zwischen 350 und 600 Hektar (Pank und Hoppe 1996, Bomme, Winter 2001, mündliche Mitteilungen).
Laut Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) wurden im Jahr 2000 in Deutschland 810 Hektar AGP ökologisch angebaut. Die durchschnittliche Anbaufläche pro Betrieb im ökologischen Anbau von Arznei- und Gewürzpflanzen beträgt knapp fünf Hektar. Der ökologische Kräuteranbau ist damit sehr klein strukturiert: Fast die Hälfte der Betriebe wirtschaftet auf Flächen, die kleiner als ein Hektar sind, weitere 38 Prozent auf Flächen unter zehn Hektar Größe (Lück 1995). Die in Deutschland am häufigsten ökologisch angebauten Arten sind Kamille, Pfefferminze, Melisse, Johanniskraut, Salbei, Brennessel, Petersilie, Basilikum, Fenchel, Kümmel und Koriander.
Hauptprobleme bei Anbau und Verarbeitung von Öko-Kräutern in Deutschland
Der Anbau in Deutschland ist durch die für diese Sonderkulturen ungünstigen Klimavoraussetzungen sowie hohe Lohn- und Energiekosten gekennzeichnet. Wegen der Vielzahl von Arten mit den unterschiedlichsten Ansprüchen hinsichtlich Standort, Anbautechnik, Trocknung und Aufbereitung und den allgemein hohen Qualitätsanforderungen stellt der Anbau dieser Kulturen für die Landwirte ein hohes Produktionsrisiko dar. Außerdem gibt es in der EU keine Marktordnung für Arznei- und Gewürzpflanzen, das heißt, dass der Anbau den Preis- und Nachfrageschwankungen zu Weltmarktbedingungen ausgeliefert ist.
Ein weiterer hemmender Faktor ist die Lückenindikation, die die AGP-Anbauer vor unlösbare Probleme im Pflanzenschutz stellt. Die bisherige deutsche Pflanzenschutzmittelzulassungspraxis laut Pflanzenschutzmittelgesetz 1986 musste zur Angleichung an das EU-Recht in eine Indikationszulassung umgewandelt werden. Daraus ergibt sich eine große Zahl von nicht abgedeckten Anwendungsgebieten für Pflanzenschutzmittel im AGP-Anbau. In diesen kleinen und untergliederten Markt werden aber von seiten der Pflanzenschutzmittelhersteller keine Forschungsmittel investiert. Daher fällt auch im konventionellen AGP-Anbau viel Arbeit durch mechanische Unkrautbekämpfung an. Es ist aus diesem Grund und wegen der günstigen förderpolitischen Lage überdies mit einer Zunahme von umstellungswilligen Arznei- und Gewürzpflanzenanbauern zu rechnen.
Neben der mechanischen Unkrautbekämpfung kommt im ökologischen Landbau nur noch die thermische Unkrautbekämpfung in Frage, über die jedoch bei vielen Kulturen noch keine Erfahrungswerte existieren. Weitere Probleme ergeben sich beim AGP-Anbau durch das Fehlen von Erntemaschinen. Für die Blütenernte gibt es zum Beispiel kein serienmäßig produziertes Pflückgerät.
Der Hauptgrund für Verarbeitungsfirmen des pharmazeutischen, Lebensmittel- oder Gewürzbereichs für den Rohwareneinkauf im Ausland ist der hohe Preis für in Deutschland produzierte AGPs. Dieser ergibt sich aus der hohen Arbeitsintensität dieses Bereichs und den daraus resultierenden hohen Lohnkosten. Mehr und mehr wird für Verarbeiter von Ökokräutern die Sortenwahl beziehungsweise die Sortenreinheit zum Problem. Die angelieferte Ware enthält oftmals unbekannte, verwilderte oder auch „alte Landsorten“, die in ihrem Inhaltsstoffspektrum selbst in der Lebensmittelverarbeitung problematisch sind (zum Beispiel ein hoher Estragonalgehalt in einigen Fenchelsorten, Mangel an grünem (süßen) Fenchel). Der ökologische Anbau von Arznei- und Gewürzpflanzen erfordert noch mehr Handarbeit als der konventionelle Anbau, so dass es hier – nicht nur in der Erntesaison – oft an Arbeitskräften mangelt.
Mangelnde Unterstützung durchVerbände und Druck durch die Abnehmer
Auch auf Verbandsebene erhalten die AGP-Anbauer wenig Unterstützung: Die großen Anbauverbände Bioland, Demeter, Naturland, GÄA und andere führen weder im Anbau noch in der Vermarktung eine spezielle Beratung für Arznei- und Gewürzpflanzenanbau durch.
Auch der ökologische AGP-Anbau wird in Zukunft durch den Druck der Abnehmer – obwohl die GAP-Richtlinien allgemein noch nicht bindend sind – sowohl nach Verbandsrichtlinien als auch nach den Richtlinien der Good Agricultural Practice (GAP) wirtschaften müssen. Diese Richtlinien legen auf europäischer Ebene Qualitätsstandards für Produktion, Erstverarbeitung, Lagerung und Transport von pflanzlichen Rohwaren fest. Das Qualitätsbewusstsein und die Flexibilität der Öko-AGP-Erzeuger wird sich den Ansprüchen konventioneller Verarbeiter anpassen müssen. Denn oft gibt es in Verarbeitungsbetrieben mit Bio-Zertifizierung bei der Verarbeitung von Ökokräutern aufgrund der starken mikrobiellen Kontamination und der schlechteren optischen Qualität Schwierigkeiten.
Bei Bio-Drogen, die im Naturwarenhandel angeboten werden, ist der Anteil der Ware aus Kultur sehr hoch (bei einigen Arten bis zu 100 Prozent). Das Sortiment der ökologisch gehandelten Arznei- und Gewürzpflanzen ist deshalb erheblich kleiner als das im konventionellen Handel und beschränkt sich oft auf die klassischen Tee- und Gewürzkräuter.
Ungewisse Regelung bei Saisonarbeitskräften
Die deutschen AGP-Anbauer sind – wie alle Sonderkulturproduzenten in Deutschland – auf die Verfügbarkeit von Saisonarbeitskräften zur Bewältigung von Arbeitsspitzen angewiesen. Die derzeitige Regelung für den Einsatz von Saisonarbeitskräften wird in 2003 auslaufen und ungeachtet der dann getroffenen Veränderungen nicht ohne Auswirkungen auf den AGP-Anbau bleiben.
Vorteile des Anbaus in Deutschland
Angesichts des wachsenden Marktes für öko-zertifizierte Nahrungsergänzungsmittel in Deutschland sollten sich die Hersteller dieser Waren über die Vorteile eines inländischen Anbaus und Rohwarenbezugs im Klaren sein. Vorteile ergeben sich für die Abnehmerseite bei Anbau in Deutschland vor allen Dingen durch die Rückverfolgbarkeit der Rohstoffproduktion und die gute Qualität der Ware. Insofern sind die Abnehmer an der langfristig abgesicherten Zusammenarbeit mit Anbauern in Deutschland interessiert. Diese langfristige Zusammenarbeit ist aber nur dann möglich, wenn den Landwirten neben der pharmazeutischen Verarbeitung auch noch andere Absatzmärkte offenstehen.
Abhängigkeit der AGP-Produzenten von der pharmazeutischen Industrie
Der Arzneipflanzenanbau in Deutschland ist zu annähernd 90 Prozent Vertragsanbau für die pharmazeutische Industrie, der Rest wird frei gehandelt. Die ständig wachsenden Qualitätsanforderungen an Phytopharmaka, die für den gesamten Produktionsprozess und damit auch für die Rohstoffe „ab Feld“ gelten, und die gleichzeitig sinkenden Preise stellen den Landwirt vor schier unlösbare wirtschaftliche und technische Probleme. Trotzdem zeichnet sich eine Entwicklung zur engeren Zusammenarbeit zwischen den Anbauern und den (pharmazeutischen) Verarbeitern in Deutschland ab. Bei Arznei- und Gewürzpflanzen stehen mittlerweile 32 Sorten unter Sortenschutz (EU-weit sind es bereits 49), das heißt, dass in der Züchtungsforschung eine enge Kooperation mit der pharmazeutischen Industrie besteht. Zucht von Sorten, die für den ökologischen Anbau geeignet sind, spielt aufgrund des sehr kleinen Marktes eine untergeordnete Rolle.
Wildsammlung
Bestimmte Arten von Arznei- und Gewürzpflanzen stammen auch in Deutschland – was aufgrund der hohen Lohnkosten bestimmt kein klassisches Sammelland mehr ist – noch aus Wildsammlung, wobei bereits Inkulturnahmeversuche bei Weidenröschen, Birkenblätter, Lindenblüten, Misteln, Weißdorn und Schlehe durchgeführt werden. Die Angaben über die Menge der wild gesammelten pflanzlichen Rohstoffe variieren zwischen 26 und 100 Tonnen jährlich seit Ende der 90er Jahre.
Der Markt für Lebensmitteltees
Die seit Jahren zunehmende Beliebtheit von Tee und teeähnlichen Erzeugnissen sichert den Aufgussgetränken aus Pflanzen und Pflanzenteilen im gesamten Teemarkt den Spitzenplatz. Die aktuellen Absatzdaten der Wirtschaftsvereinigung Kräuter- und Früchtetee e.V. (WKF)*, Hamburg, weisen für 2000 wie in den Jahren zuvor ein Wachstum aus. Wurden 1999 noch 32.500 Tonnen Kräuter- und Früchtetees gekauft, waren es im Jahr 2000 bereits 32.900 Tonnen, was einem Zuwachs von 1,2 Prozent entspricht.
Mit knapp 7.800 Tonnen und einem Anteil von 24 Prozent führen die aromatisierten Kräuter- und Früchtetees auch im Jahr 2000 die Liste der Teeprodukte an, sie konnten gegenüber 1999 sogar noch ein Prozent hinzugewinnen. Die Monodroge Pfefferminz liegt mit einem Anteil von 18 Prozent noch immer an vorderster Stelle. Die Absatzzahlen von Hagebutte/Hibiskus und Kamille sind mit jeweils 12 Prozent gegenüber 1999 gleich geblieben. Auch die nicht aromatisierten Mischungen sowie Fencheltee sind mit jeweils 11 Prozent konstant geblieben. Rooibos-Tee – noch vor 1999 statistisch unter „sonstige Monodrogen“ aufgeführt, findet besonders bei jungen Käufern Anklang und ist mittlerweile mit vier Prozent in den Verkaufslisten vertreten.
Der geschätzte Anteil von Biorohstoffen liegt nach Angaben der WKF bei Schwarz- und Grüntee bei etwa fünf Prozent, bei Kräuter- und Früchtetees zwischen zwei und vier Prozent. Galke (2001, mündliche Mitteilung) erwartet bei Pfefferminz-, Fenchel- und Kamillentee in Bioqualität in den nächsten Jahren ein langsames, aber stetiges Wachstum. Der geschätzte Anteil von aus Deutschland stammenden Rohwaren für die Verarbeitung zu Kräuter- und Früchtetees liegt nach Angaben der WKF bei etwa 10 Prozent. Der Anteil der Rohwaren aus Deutschland ist jedoch steigend (Beutgen, 2001, mündliche Mitteilungen).
Das anhaltende Interesse der Verbraucher an den Kräuter- und Früchtetees führt die WKF unter anderem auf die kreativen Produktneuheiten in den Teefachgeschäften und im Lebensmittelhandel zurück. Neue Geschmacksrichtungen sowie ungewöhnliche Kompositionen vor allem bei Kräutertees beleben den Markt und wecken auch Interesse bei neuen Käufergruppen. Immer stärker wird von großen Teeherstellern versucht, den Verbrauchern Kräutertees als Wellness-Produkt zu verkaufen.
Zukünftige Wege für den AGP-Anbau in Deutschland
Aufgrund der Ergebnisse der Recherche wurden einige Forschungsfragen neu formuliert, die sich auf die Verfügbarkeit von Sorten für den Ökolandbau, die Mechanisierung des Anbaus, die Schaffung innovativer Vermarktungswege und die Inkulturnahme von bisher in Deutschland oder im europäischen Ausland wild gesammelten Kulturen beziehen.
Die Studie der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, die KTBL-Datensammlungen und private Recherchen belegen es: Der Anbau von AGPs lohnt sich in Deutschland erst bei hohen Preisen und überdurchschnittlichen Erträgen. In der pharmazeutischen Industrie haben viele Firmen bereits ein Bonussystem für die besondere Honorierung von Qualitäten eingeführt. Vielleicht sollten sich auch die Bio-Lebensmittelverarbeiter ein Beispiel daran nehmen.
Selbst bei Ausweitung der AGP-Nachfrage durch die Lebensmittelindustrie ist der Fortbestand des Arzneipflanzenanbaus nicht gewährleistet. Deshalb muss ein Teil der Verantwortung für den Fortbestand dieses Sonderkulturanbaus in Deutschland der Agrarpolitik zugesprochen werden. Zum einen gilt dies für die Kommunikation von besonderen Qualitäten und den Preisen für bestimmte Qualitäten. Seit Jahrzehnten werden in Deutschland und Europa unwirtschaftliche landwirtschaftliche Produktionsstrukturen subventioniert. Parallel dazu werden strukturpolitische Maßnahmen zur „Abfederung“ der so entstehenden Strukturverzerrungen durchgeführt. Neben dem Appell an Verarbeitungsfirmen hinsichtlich von Rohstoffqualitäten, nachhaltiger Produktion und Kommunikation von Qualität muss auch die Agrarpolitik in ihrer Einstellung zum AGP-Anbau in Deutschland eine klare Stellung beziehen. Es stellt sich also die Frage, ob nicht auch für einen sehr kleinen und „wirtschaftlich uninteressanten“ landwirtschaftlichen Markt dieselben Argumente wie für andere Sektoren gelten sollten: Gewährleistung eines gewissen Selbstversorgungsgrads auf nationaler Ebene, Erhaltung der Biodiversität und Weitung der auch im Biolandbau immer enger werdenden Fruchtfolgen.
Auf die Dauer kann der Arznei- und Gewürzpflanzenanbau aber nur überleben, wenn Anbau, Verarbeitung, Handel und Kommunikation einen engeren Verbund eingehen und gemeinsam kreative Verarbeitungs- und Vermarktungskonzepte für die in Deutschland angebauten Arznei- und Gewürzpflanzen entwickeln.
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E-Mail: info@biopress.de
*Wirtschaftsvereinigung Kräuter- und Früchtetee e.V. (WKF)
In der Wirtschaftsgemeinschaft Kräuter- und Früchtetees, der dem Deutschen Teeverband angegliedert ist, sind 16 Firmen organisiert. Dem Verband obliegt die Wahrung und Förderung der besonderen fachlichen Belange und Interessen der Mitgliedsunternehmen, die sich mit der Einfuhr, Herstellung, Abpackung und/oder dem Inverkehrbringen von Kräuter- und Früchtetees in allen Darreichungsformen (teeähnliche Erzeugnisse) befassen, auf sachlichem sowie wirtschaftlichem Gebiet. Die WKF befasst sich schwerpunktmäßig mit Fragen des Lebensmittelrechts und der Lebensmittelkunde sowie ernährungsphysiologischen Fragen im Hinblick auf Kräuter und Früchtetees.
(Vgl. auch Meldung vom 2002-05-07.)
Source
bioPress No. 31/02: „Potentiale des Arznei- und Gewürzpflanzenanbaus in Deutschland“, pers. Mitteilung vom 2002-06-11.
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