Positionspapier zur getrennten Bioabfall-Sammlung mit der Unterstützung von zertifiziert kompostierbaren Bioabfall-Beuteln

Die kompostierbaren Bioabfall-Beutel der im Verbund organisierten Hersteller sind alle nach DIN EN 13432 zertifiziert und sollen bis spätestens Mai 2023 ein erforderliches Zusatzzertifikat tragen

Der Verbund kompostierbare Produkte e.V. (Verbund) ist ein nichtkommerzieller Zusammenschluss verschiedener Unternehmen mit dem gemeinsamen Ziel:
Die getrennte Sammlung von Bioabfällen zu fördern und damit diese wertvollen Ressourcen wieder in einen biologischen Kreislauf zurückzuführen. Wir unterstützen eine effiziente und nachhaltige Kreislaufwirtschaft, die Abfall vermeidet, Ressourcen schont und das Klima schützt.

Damit dieses Ziel erreicht werden kann, stellen wir 6 Forderungen:

  1. Ein flächendeckendes Angebot der Biotonne für alle Haushalte

    Das Kreislaufwirtschaftsgesetz1 schreibt seit 2015 die getrennte Bioabfallsammlung in Deutschland vor. Es soll damit verhindert werden, dass wertvolles Biogut über die Restmülltonne entsorgt und sinnlos verbrannt wird. Ein weiteres Ziel ist es, die Emission von schädlichen Klimagasen wie CO2 und Methan2 zu mindern. Bei der Verwertung organischer Abfälle kommt der Biotonne eine wichtige Bedeutung zu, insbesondere in dichter Besiedlung. Leider gibt es immer noch Kommunen, die keine Biotonne zur Verfügung3 stellen. Das Potenzial einer nachhaltigen, ressourcen- und klimafreundlichen Kreislaufwirtschaft wird somit nicht vollständig ausgenutzt.

    Alle organischen Abfälle sollten einer Biogas- und/oder Kompostierungsanlage zugeführt werden, anstatt sie zu verbrennen.
  2. Eine umfassende kommunale Zulassung zertifiziert kompostierbarer Bioabfall-Beutel als Hilfsmittel für die Sammlung von Bioabfällen

    Noch immer werden fast 40% des anfallenden Bioabfalls in der Restmülltonne entsorgt4 und entgehen einer nachhaltigen Weiterverarbeitung zu Energie und/oder Kompost. Bio abfälle können oftmals nicht sauber und geruchsneutral gesammelt werden. Zeitungspapier oder ähnliche, nicht zertifizierte Hilfsmittel zur Sammlung, werden aufgrund hygienischer Nachteile wenig genutzt5. Zertifiziert kompostierbare Bioabfall-Beutel hingegen erfahren im Alltag eine hohe Anerkennung.6,7 Gleichzeitig beweisen wissenschaftliche Studien, dass der Einsatz zertifiziert kompostierbarer Bioabfall-Beutel zu einem signifikanten Anstieg, sowohl der Qualität, als auch der Quantität des getrennt gesammelten Bioabfalls7 und auch zu einer Verbesserung der Kompostqualität führt.
  3. Eine Zertifizierung aller für die Biotonne genutzten Bioabfall-Beutel und Tüten

    Der Verbund unterstützt die Herstellung eines qualitativ hochwertigen Komposts. Dessen Qualitätssicherung beginnt bei der Sammlung im Haushalt. Fremd- und Störstoffe jeglicher Art, die u. a. zu Mikroplastik führen und Schwermetalle eintragen, haben im Kompost nichts zu suchen. Unsere Mitglieder übernehmen Verantwortung und unterstützen die strengen europäischen Zertifizierungsvorgaben. Die kompostierbaren Bioabfall-Beutel der im Verbund organisierten Hersteller sind alle nach DIN EN 13432 zertifiziert.8 Darüber hinaus werden sie bis spätestens Mai 2023 das erforderliche Zusatzzertifikat (aktuell: DINplus Bioabfall-Beutel“ 9) tragen. Somit wird sichergestellt, dass diese Produkte die gestiegenen Anforderungen der Bioabfallverordnung (BioAbfV) erfüllen.10

    Für den Verbund ist die Zertifizierung eine elementare Voraussetzung für die Qualitätssicherung des Komposts.

    Wir fordern eine verpflichtende Zertifizierung aller Bioabfall-Sammelhilfen nach gleichen Regeln und sehen hierfür die Verantwortung beim Gesetzgeber und den Kommunen.
  1. Eine schnelle Umsetzung der bundeseinheitlichen Kennzeichnungspflicht nach Anhang 5 der BioAbfV

    Zertifiziert kompostierbare Bioabfall-Beutel müssen sowohl für Verbraucher als auch Entsorger leicht und eindeutig erkennbar sein. Durch den vorgegebenen großflächigen Aufdruck des „Keimlings“ wird eine Verwechslung mit herkömmlichen, nicht kompostierbaren Plastiktüten vermieden.

    Der Anhang 5 der BioAbfV11 schreibt u.a. diese bundeseinheitliche Kennzeichnung vor. Die Umsetzung muss bis 01. November 2023 erfolgen.

    Unsere Mitglieder haben sich bereits vor Jahren zu einem einheitlichen Design verpflichtet und setzen die aktuellen gesetzlichen Vorgaben schnellstmöglich um.
  2. Eine einfache, benutzerfreundliche und nachhaltige Kommunikation

    Eine verbesserte Bioabfall-Sammlung bedarf einer verbraucherfreundlichen und einfachen Kommunikation durch kommunale und private Entsorger, um mehr Menschen hierfür zu gewinnen. Ein nachhaltiger Erfolg kann nur durch Aufklärung und Motivation erreicht werden, nicht durch Verbieten und Bestrafen.

    Die Akzeptanz von zertifiziert kompostierbaren Bioabfall-Beuteln erfordert eine faktenbasierte sowie unvoreingenommene Abfallberatung.
  3. Eine ergebnisoffene Prüfung weiterer sinnvoller Anwendungen aus Biologisch Abbaubaren Werkstoffen (BAW)

    Im Rahmen der Bioökonomiestrategie Bayern wurde der Einsatz von kompostierbaren Obst- und Gemüsebeuteln als Beitrag zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft erfolgreich getestet.6 In unseren Nachbarländern Frankreich, Italien, Österreich und Spanien sind diese bereits Standard. Dort hat sich die ressourcenschonende Mehrfachnutzung als vorteilhaft erwiesen.Auch das Projekt BioSinn11 zeigt in zahlreichen Steckbriefen auf, welche herkömmlichen Materialien durch biologisch abbaubare Produkte sinnvoll ersetzt werden können.
    Wir fordern die Politik und Kommunen auf, sich gegenüber weiteren lösungsorientierten, kompostierbaren Produkten und Anwendungen aus BAWs zu öffnen.

Schlussbemerkung

Der Verbund sieht den Verlauf der Diskussion zu den zertifiziert kompostierbaren Bioabfall- Beuteln bzw. BAW in den letzten Jahren sehr kritisch. Wir begrüßen daher die Absicht des Gesetzgebers, mit der Novelle der BioAbfV für Klarheit zu sorgen. Hier wird eindeutig zwischen zertifizierten Bioabfall-Beuteln als zugelassene Sammelhilfe und herkömmlichen Plastiktüten als potenzielle Fremdstoffe10, die aussortiert werden müssen, differenziert.

Über uns

Unsere Mitgliedsunternehmen aus Deutschland und den europäischen Ländern Frankreich, Italien sowie Österreich bilden die gesamte Wertschöpfungskette ab – von der Herstellung der Rohstoffe bis hin zu den Endprodukten, einschließlich offiziell zugelassener Zertifizierungsunternehmen und Entsorgungsdienstleister.

Wir, die Mitglieder, sehen den Bioabfall-Beutel als innovativen Lösungsbeitrag für eine erfolgreiche und nachhaltige Bioabfallsammlung.

1 Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfällen (Kreislaufwirtschaftsgesetz – KrWG) (2012): https://www.gesetze-im-internet.de/krwg/

2 IPCC, Intergovernmental Panel on Climate Change (2022): Climate Change 2022 Mitigation of Climate Change, Summary for Policymakers. https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg2/

3 DUH (2022): Nach zehn Jahren Kreislaufwirtschaftsgesetz boykottieren 48 Landkreise und Städte noch immer eine wirksame Bioabfallsammlung, https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/nach-zehn-jahren-kreislaufwirtschaftsgesetz-boykottieren-48-landkreise-und-staedte-noch-immer-eine-wi/

4 UBA (2020): Vergleichende Analyse von Siedlungsrestabfällen aus repräsentativen Regionen in Deutschland zur Bestimmung des Anteils an Problemstoffen und verwertbaren Materialien, https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/vergleichende-analyse-von-siedlungsrestabfaellen

5 M. Kern, H.-J. Siepenkothen, T. Turk (2018): Erfassung und Qualität von haushaltsstämmigen Bioabfäl-len, 12. Biomasseforum

6 C.A.R.M.E.N. e.V (2022).: Nico Arbeck, Julia Lehmann, Nadine Sporrer, Ursula Peintner Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH: Dr-Ing. Michael Kern, Hans-Jörg Siepenkothen: Abschlussbericht zum Modellprojekt, Praxistest Bio-Beutel – Kreislaufwirtschaft mit kompostierbaren Obst- und Gemüsebeuteln, Projektlaufzeit: 01.12.2020 – 28.02.2022, https://www.carmen-ev.de/wp-content/uploads/2022/02/Abschlussbericht_Praxistest-Bio-Beutel.pdf

7 Helmut Schmidt, Gerald Stutz, Dr. Timon Gruber (2017): Praxisversuch zur Steigerung der Bioabfallerfassung in München, Müll & Abfall, Ausgabe 2-2017, https://www.muellundabfall.de/ce/praxisversuch-zur-steigerung-der-bioabfallerfassung-in-muenchen/detail.html

8 DIN EN 13432:2000-12 (2000): https://www.beuth.de/de/norm/din-en-13432/32115376

9 DIN CERTCO Gesellschaft für Konformitätsbewertung mbH (2020): DINplus Bioabfall-Beutel, https://www.dincertco.de/din-certco/de/main-navigation/products-and-services/certification-of-pro- ducts/environmental-field/dinplus-bioabfall-beutel/

10 Verordnung zur Änderung abfallrechtlicher Verordnungen (2022): https://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav#__bgbl__%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27bgbl122s0700.p df%27%5D__1657714584128

11 Verena Bauchmüller, Michael Carus, Raj Chinthapalli, Lara Dammer, Nicolas Hark, Asta Partanen, Pauline Ruiz (alle nova-Institut), Silvia Lajewski (IKT Stuttgart) (2021): BioSinn – Steckbriefe sinnvoll biologisch abbaubarer Produkte auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen, April 2021, https://renewable-carbon.eu/publications/product/biosinn-steckbriefe-sinnvoll-biologisch-abbaubarer-produkte-auf-basis- von-nachwachsenden-rohstoffen/

Source

Verbund Kompostierbare Produkte e.V., Pressemitteilung, 2022-09-15.

Supplier

Verbund kompostierbare Produkte e.V.

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