Österreichs Wald könnte 70 Prozent mehr Holz liefern

Umweltministerium stellt Biomasse-Potenzialstudie vor

“Um die Verfügbarkeit von Biomasse abzuschätzen, hat das Lebensministerium eine Holz- und Biomasseaufkommensstudie in Auftrag gegeben. Die nun vorliegenden Zwischenergebnisse gehen von einem jährlichen Mehrpotenzial an Holz und Biomasse von 7,6 Millionen Erntefestmeter bis 2020 aus. Das ist um knapp 70 Prozent mehr Biomasse als bisher angenommen.” Dies erklärte Landwirtschafts- und Umweltminister Josef Pröll im Rahmen einer Pressekonferenz zur neuen Holz- und Biomasseaufkommensstudie im Auftrag des Lebensministeriums.

“Die neue Studie kommt zum Schluss, dass diese Mehrnutzung sowohl ökonomisch rentabel als auch ökologisch vertretbar ist. Die Ergebnisse zeigen, dass die im nationalen Biomasseaktionsplan aufgezeigten Holzmengen verfügbar sind, die Ziele realistisch angesetzt wurden und Österreich seine Klimaschutzziele im Bereich heimischer Biomasse erreichen kann. Die zentrale Herausforderung ist nun, das Mehrpotenzial tatsächlich einer energetischen Verwendung zuzuführen. Dies muss durch eine entsprechende Holzmobilisierung erreicht werden, die es nun zu forcieren gilt”, führte Pröll weiter aus.

Die Studie, die vom Forschungszentrum Wald (BFW) in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur (BOKU) durchgeführt wird, beschäftigt sich im Wesentlichen mit Fragen zur Verfügbarkeit von Nutzholz und Biomasse sowie deren Entwicklung unter verschiedenen Szenarien in den nächsten Jahren. Ausgangspunkt ist, dass in Österreich sowohl die Waldfläche als auch der Holzvorrat trotz steigender Nutzung in den letzten Jahren zugenommen hat, sodass trotz Mehrnutzung eine nachhaltige Bewirtschaftung gewährleistet ist.

Die nun vorliegenden Zwischenergebnisse orientieren sich an der Österreichischen Waldinventur (ÖWI) und gehen von einem konstant bleibenden Vorrat aus, das heißt die Holznutzung erfolgt in einem solchen Umfang, dass der Gesamtholzvorrat bis 2020 gleich bleibt und nur der Zuwachs genutzt wird. Insgesamt liegt das Potenzial für die Gesamtnutzung sowohl für Nutzholz als auch Biomasse bei 24,8 Millionen Erntefestmeter bis 2020. Derzeit werden 17,2 Millionen Erntefestmeter genutzt, davon 11,8 Millionen Erntefestmeter für Nutzholz und 5,4 Millionen Erntefestmeter für Biomasse. Das Mehrpotenzial, das bis 2020 zur Verfügung steht, liegt somit bei 7,6 Millionen Erntefestmeter.

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Dieses Ergebnis zeigt, dass die im nationalen Biomasseaktionsplan genannten Ziele erreichbar und durchaus realistisch sind. Weiters geht daraus hervor, dass mehr Biomasse im österreichischen Wald vorhanden ist, als bisher angenommen – und zwar um knapp 70 Prozent mehr. Für die energetische Verwertung von Biomasse kann eine 100-prozentige Deckung mit heimischen Ressourcen garantiert werden. Von der Studie ist darüber hinaus ableitbar, dass dieser Zustand auch in Zukunft erhalten bleibt.

“Keine Konkurrenzsituation zwischen Biomassenutzung und holzverarbeitender Industrie”
“Die Ergebnisse der Studie belegen insbesondere, dass keine Konkurrenzsituation zwischen Biomassenutzung und holzverarbeitender Industrie besteht, für beide Nutzungen ist genügend Potenzial vorhanden. Wie aus dem Biomasseaktionsplan hervorgeht, werden für die Biomassenutzung lediglich 4,5 Millionen Erntefestmeter bis 2020 benötigt”, so Pröll weiter. “Die Studie zeigt klar, dass zukünftig deutlich mehr Biomasse und Nutzholz verfügbar sein werden. Über die Aufteilung zwischen stofflicher und energetischer Nutzung wird der Markt entscheiden. Ausschlaggebend wird sein, dass die Waldbesitzer entsprechend motiviert werden, den nachwachsenden Rohstoff auch tatsächlich zu nutzen”, bestätigt Markus Neumann, stellvertretender Leiter des Forschungszentrums Wald und Mitautor der Studie.

Biomassebedarf kann aus heimischen Produktion gedeckt werden
Biomasse hat in der Österreichischen Klimaschutzstrategie einen hohen Stellenwert. Die Österreichische Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil erneuerbarer Energien von derzeit 23 Prozent auf mindestens 25 Prozent bis 2010 und auf 45 Prozent bis 2020 anzuheben. Derzeit ist die Energiegewinnung durch Biomasse mit 42 Prozent die Nummer 1 – vor Wasserkraft mit 31 Prozent. Diese Spitzenposition kann und muss weiter ausgebaut werden. Derzeit decken fossile Energieträger den Großteil des Energieeinsatzes in Österreich, welche zum überwiegenden Teil (72 Prozent) importiert werden. Das belastet nicht nur die Umwelt, sondern in steigendem Ausmaß auch die österreichische Handelsbilanz. Die aktuelle Entwicklung der fossilen Rohstoffmärkte stellt eine enorme Abhängigkeit dar und unterstreicht gleichzeitig die Wichtigkeit der heimischen Ressourcen.

“Dass Biomasse auch wirtschaftlich Sinn macht und wir mit unserem Ziel, auf erneuerbare Energieträger zu setzen, vollkommen richtig liegen, zeigt auch der aktuelle Preisvergleich von Heizöl und Pellets. Lag der Preisunterschied im Jänner dieses Jahres noch bei rund 0,70 Cent je kwh, ging die Preisentwicklung in den letzten Monaten wieder deutlich auseinander: So liegt der aktuelle Preis für Pellets bei 3,83 Cent je kwh, der aktuelle Preis für Heizöl deutlich höher bei 7,05 Cent je kwh – der Unterschied von 4,75 Cent ist beachtlich”, so der Minister weiter.

“Biomasse gehört zu den wichtigsten heimischen Energieträgern in Österreich, die stark steigende Belastung der österreichischen Handelsbilanz durch immer teurere Ölimporte aus Krisenregionen bestätigt wieder hoch aktuell die große Bedeutung der eigenen Energieerzeugung für die Versorgungssicherheit in unserem Land”, stellt Kasimir Nemestothy von der Österreichischen Landwirtschaftskammer fest. “Österreich hat im Bereich der Biomassefeuerungen und der Holzerntetechnik im Gebirgsgelände weltweite Technologieführerschaft erlangt, jetzt gilt es, diesen Vorsprung weiter auszubauen und die intelligente Nutzung unserer eigenen Ressourcen zügig weiter zu entwickeln”.

Österreichische Waldinventur (ÖWI) neu
Die aktuelle Studie basiert auf den Ergebnissen der Österreichischen Waldinventur, die zuletzt in den Jahren 2000 bis 2002 durchgeführt wurde. Um neue Daten zu erheben, fällt jetzt der Startschuss zur ÖWI 2007 bis 2009. Dabei sollen die Nachhaltigkeit der heimischen Forstwirtschaft überprüft werden und wichtige Eckpunkte zum Umfang und Zustand des Waldes erhoben werden. Konkret liefert die Waldinventur traditionell Eckdaten über Waldfläche, Holzvorrat und Holzzuwachs. Darüber hinaus ist sie in der Lage, Fragen nach der Entwicklung des Waldzustandes und der biologischen Vielfalt zu beantworten. Speziell in Hinblick auf die Holz- und Biomasseaufkommensstudie wird die Waldinventur ausgebaut. So wird nun etwa auch die technische Möglichkeit zur Holzernte detaillierter erfasst, eine bessere Abschätzung der Biomasse und des Wachstums sowie genauere Angaben zur Holzqualität. Neu und wichtig ist weiters die Feststellung von Borkenkäferbefall.

Bis 2009 werden dafür auf mehr als 11.000 Beobachtungspunkten ökologische und ökonomische Eckdaten erhoben. Mit den Informationen aus der Österreichischen Waldinventur können zahlreiche internationale Berichtspflichten der Republik Österreich abgedeckt werden, wie etwa für das Kyoto Protokoll, die UN-Klimarahmenkonvention oder die Biodiversitätskonvention.

“Zusammenfassend lässt sich sagen, dass keine Biomasse-Importe notwendig sind, um den Bedarf zu decken. Wir können auch den steigenden Bedarf aus heimischen Wäldern abdecken. Daraus geht hervor, dass wir am richtigen Weg sind und trotz technikbasierter Holzbringung im Sinne der nachhaltigen Nutzung einen positiver Gewinn für die Umwelt erzielen”, so Pröll abschließend.

(Vgl. Meldungen vom 2007-06-04, 2007-08-23 und 2006-12-11.)

Source

Lebensministerium, Pressemitteilung, 2007-11-06.

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