Ölsaaten Osteuropa: Industrie kurbelt Produktion an

ZMP Marktanalyse zur Ölsaatenerzeugung in den neuen Beitrittsländern

Die Ölsaatenerzeugung in den neuen Beitrittsländern der europäischen Gemeinschaft fiel 2004 aufgrund einer Zunahme der Anbauflächen und durchweg günstiger Vegetationsbedingungen höher aus als in den Jahren zuvor. Ersten Schätzungen zufolge dürfte die Ernte 2005 aber trotz der Flächenausdehnungen wieder hinter dem Vorjahr zurückbleiben.

Ölsaatenbilanz

Nachdem das Jahr 2003 infolge der Auswinterungsschäden und der Sommertrockenheit nur eine eher unterdurchschnittliche Ernte von Ölsaaten in den osteuropäischen Beitrittsländern der EU zuließ, gestaltete sich die Ertragsentwicklung im vergangenen Jahr recht positiv. Im Jahr 2004 wurden insgesamt rund 5 Mio. t Ölsaaten geerntet, das waren 2,2 Mio. t mehr als im Jahr 2003. Die Produktion macht rund 24% des Ölsaatenanbaus in der gesamten EU aus.

Die Anbauflächen für Ölsaaten wurden in Polen, Tschechien, Ungarn, der Slowakei sowie in den baltischen Staaten ausgedehnt. Dabei nahmen die Flächen von Land zu Land recht unterschiedlich zu. Bei Raps fand eine Flächenausdehnung vor allem in Tschechien, Ungarn, Polen und in der Slowakei statt, bei Sonnenblumen insbesondere in Ungarn und der Slowakei. Der Anbau von Sojabohnen ist im Verhältnis zu Sonnenblumen und Raps in den neuen Mitgliedsstaaten der EU unbedeutend.

Auf einer Gesamtanbaufläche von knapp 1,8 Mio. ha wurden im Jahr 2004 auf 64% der Fläche Raps angebaut, auf 33,5% der Fläche Sonnenblumen und nur 2,4% der Fläche wurden für den Anbau von Soja genutzt.

Mohn, Senf und Öllein

Die Produktionsflächen von Mohn, Senf oder Öllein nehmen in einigen der neuen Beitrittsländer durchaus einen beachtlichen Umfang ein. Sowohl in Tschechien als auch in der Slowakei spielt der Anbau dieser Kulturen eine Rolle, und zwar sowohl im Binnenmarkt als auch für die Exportgeschäfte. So hat sich in Tschechien nach Markteinbrüchen die Erzeugung von Mohn bei 15.000 bis 25.000 t, von Senf bei 15.000 bis 60.000 t und bei Öllein zwischen 2.300 und 5.000 t eingependelt. In Tschechien ist man mit den erzielten Mengen in der Lage, in großem Umfang zu exportieren. In der Slowakei betrug die Mohnproduktion in den Jahren 2000 bis 2003 zwischen 150 bis 160 t und bei Senfsaat zwischen 1.700 und 6.500 t.

Auf dem Balkan, wie beispielsweise in Rumänien, Bulgarien oder Serbien und in der GUS, zum Beispiel in der Ukraine oder Kasachstan spielen auch Erdnüsse oder Baumwolle zur Gewinnung pflanzlicher Öle eine gewisse Rolle.

Weitere Ausdehnung des Anbaus

Infolge der sehr großen Ernte 2004 in Osteuropa haben die Erzeugerpreise für Rapssaat trotz der guten Nachfragesituation nachgegeben. Insgesamt dürfte die Ölsaatenanbaufläche in den neuen Mitgliedsländern in diesem Jahr deutlich ansteigen. So veranschlagt der europäische Getreidehandelsverband COCERAL 1,89 Mio. ha Ölsaatenanbaufläche zur Ernte 2005. Die Fläche liegt knapp 5% über der des Vorjahres.

Beim Rapsanbau wird sogar ein Plus von 6% erwartet. Unter Voraussetzung deutlich geringerer Erträge errechnet COCERAL ein Ernteergebnis in Höhe von 4,2 (Vj.: 5,01) Mio. t Ölsaaten, davon 2,8 (Vj.: 3,42) Mio. t Raps. Diese Entwicklung wird von dem Agrarhandelsunternehmen Toepfer International ähnlich bestätigt.

Nicht nur in den mittel- und osteuropäischen EU-Ländern, sondern auch in der Ukraine und in Russland werden Ölsaaten umfangreich angebaut. Die russische Produktion betrug 2004 rund 4,74 Mio. t und erreichte somit annähernd die Gesamtproduktion in den EU-Beitrittsländern. In der Ukraine dürften es im vergangenen Jahr etwa 3,1 Mio. t Ölsaaten gewesen sein.

Zukunftsmarkt Biodiesel

Die von der EU-Kommission verabschiedete “Richtlinie zur Förderung von Biokraftstoff” sieht vor, die Mengenanteile von Biokraftstoffen schrittweise von 2,5% in diesem Jahr auf 5,75% bis 2010 zu erhöhen.

Diese Richtlinie wird in den neuen EU-Mitgliedstaaten mit unterschiedlicher Intensität umgesetzt. In Tschechien zum Beispiel können jährlich 230.000 t Raps als Rohstoff für die Biodieselherstellung durch den Interventionsfonds aufgekauft werden. In Polen will man im nationalen Rahmen die Vorgaben der Europäischen Kommission überschreiten. So soll bis 2020 der Anteil von Biokraftstoffen am gesamten hergestellten Kraftstoff 14% betragen. Damit könnte eine jährliche Rapsproduktion von 2 Mio. t Realität werden. Im Jahr 2004 wurden bereits 1,5 Mio. t Raps geerntet.

Der führende tschechische Ölsaatenverarbeiter Setuza hatte 2004 in etwa 10 Mio. Euro, insbesondere in die Abfüllung von Speiseölen, die Margarineproduktion und in Lagerkapazitäten investiert. In diesem Jahr soll eine Glyzerinproduktionstätte in Betrieb gehen und es wird an einer Konzeption für den Bau neuer Produktionsstätten zur Erzeugung von Rapsmethylester gearbeitet. Die Biodieselproduktion wird bis Ende Juni 2005 mit rund 233 EUR/t gefördert.

In Polen ging letztes Jahr, in einer zum Unternehmen Orlen gehörenden Raffinerie, eine der größten Anlagen Mitteleuropas in Betrieb. In dieser Anlage können jährlich 100.000 t Rapsmethylester und 11.000 t Pharmaglyzerin hergestellt werden. In Litauen ist eine Biodieselanlage geplant, die 1.500 bäuerlichen Unternehmen den produzierten Raps abnehmen soll.

oelsaaten EU
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Source

ZMP-Newsletter, Ausgabe 20/2005 vom 2005-05-20.

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