natureplus-Jahrestagung: Vom Produkt zum System

Seit fünf Jahren gibt es den Verein natureplus und seit bald vier Jahren das gleichnamige Qualitätszeichen für nachhaltig-zukunftsfähige Baustoffe. Mehr als 150 Produkte wurden bereits zertifiziert. Anlass für die Verantwortlichen, die Aktivitäten des breit verankerten Vereins sowohl inhaltlich als auch organisatorisch weiter auszubauen.

“natureplus hat sich als Marke für gesundes, umweltfreundliches und qualitätsvolles Bauen etabliert”, sagte der wiedergewählte Vorstandsvorsitzende Felix Meier vom WWF aus der Schweiz auf der natureplus Jahrestagung Ende März in Heidelberg. Das liege nicht zuletzt daran, dass das natureplus-Qualitätszeichen nicht nur bei der Ökologie und der Schadstofffreiheit sondern auch bei der Produktqualität, das Label mit den höchsten Anforderungen sei, so Meier weiter.

“Ohne Glaubwürdigkeit nützen aber die schärfsten Kriterien nichts”, ergänzte natureplus-Geschäftsführer Heiner Kehlenbeck. Der Erfolg beruhe nicht zuletzt auf der breiten inhaltlichen und organisatorischen Basis von natureplus. Der Verein verknüpft die Interessen von Industrie, Handel, Anwendern und Verbrauchern. Entsprechend gehören ihm als Mitglieder alle interessierten Sparten an: Hersteller, Händler, Verbraucher-, Arbeitnehmer- und Umweltorganisationen, Planer, Berater und Anwender sowie Prüfinstitute.

Ziel ist das Haus nach natureplus-Kriterien

Trotz der zahlreichen, mit dem natureplus-Qualitätszeichen versehenen Bauprodukte, ist es heute noch nicht möglich, daraus ein ganzes Haus zu bauen. Das soll sich ändern. Die Fachleute in der Kriterienkommission des Vereins werden in den nächsten drei Jahren 40 weitere Anforderungsprofile für die unterschiedlichsten Baustoffe erarbeiten. Parallel dazu ist die Zertifizierung von Bauprodukten in vollem Gang. Erst kürzlich wurden ein Holzfaser-Wärme­Dämmverbundsystem der Firma Marmorit und eine heimwerkertaugliche Silikat-Innenfarbe von Alpina ausgezeichnet.

Wie ein Haus aus natureplus-zertifzierten Bauprodukten einmal aussehen könnte, zeigt ein von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördertes Modellvorhaben in Freiburg. Dort entsteht ein viergeschossiges Mehrfamilienhaus, dessen Baustoffe systematisch nach natureplus-Kriterien ausgewählt wurden. (S. auch www.sentinel-haus.de.)

Ziel ist ein garantiert wohngesundes Haus in optimaler Bauqualität. Gleichzeitig wird eine Musterbaubeschreibung für den Holzhausbau erarbeitet. Einige der neun Wohnungen werden in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Franz Daschner von der Universitätsklinik Freiburg zudem speziell für Allergiker ausgerüstet. (Hier Download Projektbeschreibung)

Sicherheit und Nutzen für alle Beteiligten

Dass nachhaltig-zukunftsfähiges Bauen und Wohnen nicht nur eine Frage der Technik sondern auch der Köpfe ist, wurde auf der Tagung ebenfalls deutlich. So ist in Niederösterreich unter anderem die Verwendung von natureplus-zertifizierten Produkten Voraussetzung für eine maximale Wohnbauförderung, wie Hildegund Mötzl vom Österreichischen Institut für Baubiologie und –ökologie berichtete.

Uwe Welteke-Fabricius legte seitens des BUND dar, dass ein leicht verständliches, glaubwürdiges Qualitätszeichen allen Teilnehmern der Wertschöpfungskette Bau ökonomische Vorteile bringt: Dem Hersteller, der die Kriterien als Leitlinie in der Produktentwicklung nutzen kann, dem Handel, der wie seine Lieferanten erhebliche Marketingkosten einspart, und nicht zuletzt Handwerkern und Verbrauchern, die ohne großen Informationsaufwand Sicherheit bei der Auswahl und im Umgang mit dem Baustoff erreichen.

Das natureplus-Qualitätszeichen ist als Label vom Typ ISO 14024 in das europäische System der Produktbewertung eingebunden und unterscheidet sich in Aussagekraft und Unabhängigkeit damit deutlich von rein beschreibenden Kennzeichen, die lediglich auf Deklarationen der Hersteller beruhen. Dies präsentierten anschaulich Holger König von Ascona / Legep und Dirk Scheer vom Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung. In diesem Zusammenhang soll auch die Kooperation mit anderen Europäischen Qualitätszeichen, zum Beispiel dem in Skandinavien stark verbreiteten “Nordic Swan” ausgebaut werden.

Source

natureplus-News vom 2006-04-25.

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