In der Gegend um die kleine Ortschaft Eiterfeld im Landkreis Fulda spielt Raps und insbesondere das daraus gewonnene Öl seit einiger Zeit eine wichtige Rolle. Auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft Pflanzenöl, die 1998 gegründet wurde, soll hier eine “Modellregion Pflanzenöl” entstehen.
Jürgen Klose, Sprecher der “Arge Pflanzenöl” und Diplom-Forstingenieur, ließ bereits vor vier Jahren seinen privaten Pkw auf den Betrieb mit Pflanzenöl umrüsten. Als er sich mit seiner Idee einer Modellregion an die Verwaltungsstelle des Biosphärenreservates Rhön (BRR) wandte, stieß er dort auf reges Interesse. Denn die Rhön ist eines von derzeit 14 deutschlandweit anerkannten Biosphärenreservaten, in denen die Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger, umweltverträglicher Nutzungsweisen aufgezeigt werden sollen. Die regionale Erzeugung und Nutzung von Rapsöl passt genau in dieses Konzept. Gemeinsam mit dem BRR wurden diverse Vortrags- und Informationsveranstaltungen durchgeführt, um die Bevölkerung über die Vorzüge von Rapsöl als Kraftstoff und die Umrüstung von Fahrzeugen auf den Betrieb mit dem “Diesel vom Acker” aufzuklären.
Um für die potenziellen Abnehmer eine Versorgungssicherheit zu gewährleisten, gründete Klose gemeinsam mit Michael Peter und Gerald Stumpf eine eigene Gesellschaft zwecks Errichtung und Betrieb einer Ölmühle.
Seit Ende 2000 wird in der Ölmühle Großentaft Rapsöl aus der Region für die Region produziert. Das Herzstück der Mühle, die Presse von der Firma Reinartz aus Neuss, verarbeitet in der Stunde 200 kg Rapssaat zu rund 80 Litern Reinöl. Die Rapssaat, die in der Ölmühle Großentaft verarbeitet wird, stammt von Landwirten aus der Region. Gewisse Voraussetzungen muss jede Lieferung erfüllen. Jede einzelne Charge Reinöl wird daher auf Wasser- und Phosphorgehalt, auf Verunreinigungen etc. untersucht.
So schließt sich der Kreis
Die Ölmühle hat eine Jahreskapazität von 550.000 Litern Rapsöl und 1.000 Tonnen Presskuchen. Die Errichtung der Ölmühle war zwar ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Modellregion, forderte aber von den Betreibern auch einen gewissen Mut zum Risiko. Gerald Stumpf, Mitgesellschafter und Geschäftsführer der Ölmühle ist Haupterwerbslandwirt und baut rund 20 Hektar Raps an. Die Ernte liefert er zu 100 Prozent an die Ölmühle; gleichzeitig nimmt er Rapsöl als Kraftstoff für den Traktor und die Pkw sowie Presskuchen als Futterzusatz für seine Mastschweine ab.
Erntereste und das Rapsstroh verbleiben als organischer Dünger auf dem Acker. Das vom Rapsöl-betriebenen Traktor ausgestoßene CO2 entspricht der Menge, die von der Rapspflanze beim Wachstum aufgenommen wurde.
Früher war der Einsatz von Rapspresskuchen in der Tierfütterung wegen geschmacklicher Nachteile umstritten. Ursache dafür waren die Glucosinolate und deren Abbauprodukte (u.a. Senföle), die die Futteraufnahme und die Bekömmlichkeit beeinträchtigten. Heute werden überwiegend glucosinolatarme Sorten (00-Sorten) angebaut. Dennoch muss bei den Landwirten durch Information und Aufklärung erst einmal eine Akzeptanz gegenüber Rapspresskuchen als Viehfutter erreicht werden.
Dr. Friedrich Schöne von der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft wies während eines Themenabends in der Ölmühle darauf hin, dass bei Soja- und auch bei Rapsextraktionsschrot aufgrund des hohen Rohfaser- und Ligningehaltes ein Ausgleich mit Fettzusätzen notwendig ist. Beim Einsatz eines fettreichen Rapspresskuchen hingegen ist eine Fettzugabe nicht erforderlich, weil das Futtermittel aufgrund des höheren Restölgehaltes das Fett in Form des wertvollen Rapsöls bereits enthält.
Mit der Errichtung der Ölmühle in Großentaft hat das Pflanzenölprojekt in der Rhön eine neue Dimension erreicht. Die Landwirte haben nicht nur einen weiteren Abnehmer für Raps, sondern auch eine neue Bezugsquelle für ein hochwertiges Eiweißfutter. Für alle Pflanzenöl-Abnehmer in der Region bietet die Ölmühle Versorgungssicherheit. Und nicht zuletzt wird auch durch die ortsnahe Erzeugung von Rapsöl eine bessere Identifizierung mit diesem Produkt erreicht.
Insgesamt haben Jürgen Klose, Gerald Stumpf und Michael Peter rund 250.000 Euro und viel Eigenleistung in die Ölmühle investiert und in hoffnungsvoller Voraussicht hat man die Kapazität der Filteranlage in der Ölmühle so ausgelegt, dass die Installation einer zweiten Presse kein Problem ist.
(Anm. d. Redaktion: Den vollständigen Artikel zum Thema Modellregion Pflanzenöl in der Rhön “Raps macht mobil” von Heike Bartelingh findet man im Magazin energie pflanzen Ausgabe 3/2002).
Source
Magazin energie pflanzen: "Raps macht mobil"; Ausgabe 3/2002.
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