Miscanthus: Ernten, wenn andere säen

Zwölf Hektar Chinaschilf in Oppenwehe - drei Meter hohes Gras gilt als vielseitige Pflanze

Während auf den meisten Feldern der Boden für die Aussaat vorbereitet wird, waren am Montag in Oppenwehe die Erntemaschinen unterwegs. Eingebracht wurden insgesamt zwölf Hektar Miscanthus – gemeinhin auch als Chinaschilf bekannt.

“Das ging schneller, als wir dachten”, freut sich Harald Redecker. Sein landwirtschaftlicher Betrieb hat zum ersten Mal das über drei Meter hohe Gras geerntet. Übrig geblieben ist ein Berg von 40 Tonnen gehäckseltem trockenen Material, das die Firma Haevescher in Oppendorf abholt und dann zu dämmenden Baustoffen verarbeitet. Nur ein einsames Reh am Feldrand scheint verwirrt. Das Chinaschilf hat ihm sowie einigen Fasanen und Hasen den Winter über als sichere Bleibe gedient.

Auf der acht Hektar großen Fläche des Landwirts Alfred Melcher ist die Ernte noch in vollem Gange: Dicke Staubwolken weisen den Weg zu seinem Miscanthus-Feld. “Zwei Jahre braucht das Miscanthus-Rhizom, bis zum ersten Mal geerntet werden kann”, erklärt Diplom-Agraringenieur Cord-Heinrich Treseler. Er begleitet das Projekt in Zusammenarbeit mit der Bonner Universität.

Auch auf den Flächen seiner Familie in Stockhausen wird zur Zeit Miscanthus geerntet. Pro Quadratmeter wird eine Pflanze gesetzt, fünf Jahre bleibt sie auf der Fläche. Von der EU wird das Gras seit Neuestem als Dauerkultur geführt. “Nicht nur, dass die Pflanze sehr anspruchslos und unempfindlich gegenüber Schädlingen ist, sie wächst auch extrem schnell und bindet dabei große Mengen Kohlendioxid”, erklärt Treseler weiter. Ein Hektar Miscanthus “schluckt” in einem Jahr immerhin 30 Tonnen dieses Treibhausgases.

Mit dem Ertrag von zehn Tonnen je Hektar sind Landwirte und Wissenschaftler zufrieden. Ab dem dritten Jahr tritt die Pflanze in ihre Hochertragsphase. “Dann lassen sich 15 bis 20 Tonnen erzielen”, meint Treseler. Nach der Ernte gibt es viele Verwendungsmöglichkeiten für den nachwachsenden Rohstoff. Die Uni Bonn sowie die Oppenweher Firmen Haevescher und SeeBA LuADo forschen dabei gemeinsam nach Wegen. Die Verwendung als Baustoff erklärt sich aus dem hohen Luftgehalt der Pflanzenstängel. Vermischt man das Material beispielsweise mit Zement, hat es einen ausgezeichneten Dämmwert.

Im Lebens- und Arbeitsdorf, das in Oppenwehe entsteht, soll bereits damit gebaut werden. “Auch als Brennstoff oder Einstreu eignet sich Miscanthus hervorragend”, berichtet Borut Zakotnik, Geschäftsführer der SeeBA LuADo.

Ernter

Unkomplizierte Ernte: Das Chinaschilf wird sofort gehäckselt und kann ohne weitere Trocknung sofort verarbeitet werden. (Foto: E. Rüger)

(Vgl. Meldung vom 2003-01-16.)

Source

NW-News online vom 2005-04-08.

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