Methanquellen der Tiefsee: Ein Bakterienschmaus für Steinkrabben

Mikroben wandeln Methan und Sulfat aus dem Meerwasser in Schwefelwasserstoff um

Cold Seeps, kalte Quellen, sind die Grundlage für eine überraschende Artenvielfalt in der Wüste Tiefsee. Vor der Küste Costa Ricas dokumentierte ein internationales Wissenschaftlerteam mit Beteiligung des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, der Universität Basel und des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie, wie Steinkrabben der Gattung Paralomis sp. Bakterienmatten an einer Methanquelle abgrasen. Ihre Analyse-Ergebnisse und eine Zeitrafferaufnahme, veröffentlicht im Online-Fachmagazin PLOS ONE, belegen, dass nicht nur sesshafte Organismen von der Produktivität rund um die Cold Seeps profitieren.

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Krebs auf der Bakterienmatte in der Nähe des Schlammvulkans Mound 12, fotografiert mit Hilfe eines Tiefseeobservatoriums. Foto: GEOMAR

Auf Tauchgängen mit dem Tauchboot ALVIN und dem Unterwasserroboter QUEST vor der Küste Costa Ricas beobachteten die Forscher im Sommer 2005 an einer Methanquelle in der Nähe des Schlammvulkans „Mound 12“ Steinkrabben, die Bakterienmatten abgrasten. „Soweit wir wissen, wurden bisher ein einziges Mal Tiefseekrabben beim Fressen an Bakterienmatten entdeckt“, erläutert Linke. „Unser Team war das erste, dem auch eine fotografische Dokumentation über einen längeren Zeitraum gelang, der wissenschaftliche Interpretationen zulässt.“ Dafür wurde ein Tiefseeobservatorium mit einer Kamera versehen und über einer Bakterienmatte platziert. Über rund 400 Stunden löste die Kamera automatisch alle 30 Minuten aus. „Auf 184 Bildern waren Krebse zu sehen, die über die Bakterienschicht krochen und offenbar den Bakterienrasen abgrasten, beschreibt Niemann die Beobachtungen. „Nach dem ,Grasen’ dauerte es jeweils einige Stunden, bis die Tiere zurückkehrten. So konnten immer neue Bakterien nachwachsen.“

Tiefseeobservatorium am Meeresboden vor der Küste Costa Ricas. Foto: MARUM

Mit dem Tauchboot ALVIN brachten die Meeresbiologen einen der Krebse an Bord ihres Forschungsschiffs ATLANTIS. Für den Vergleich mit den Bakterien zog der Tauchroboter QUEST von Bord der METEOR kurze Sedimentkerne aus dem Meeresboden. „DNA- und Isotopen-Analysen am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie ergaben, dass sich die Krebse tatsächlich von der Bakterienmatte ernähren und größere Mengen chemisch produzierten Kohlenstoffs aufnehmen. Wir haben in den Körperzellen aber auch Spuren von Kohlenstoff gefunden, der unter Lichteinfluss durch Photosynthese gebildet wurde“, fasst Hauptautor Niemann die Ergebnisse zusammen. „Deshalb gehen wir davon aus, dass Cold Seeps einen wichtigen, aber nicht den einzigen Beitrag zur Ernährung von wandernden Tieren am Boden der Tiefsee leisten und auf diesem Weg Kohlenstoff, der durch Chemosynthese aus Methan gewonnen wird, ins marine Nahrungsnetz eingeht.“

Originalarbeit:
Niemann, H.; Linke, P.; Knittel, K.; MacPherson, E.; Boetius, A.; Brückmann, W.; Larvik, G.; Wallmann, K.; Schacht, U.; Omoregie, E.; Hilton, D.; Brown, K.; Rehder, G.: Methane-carbon flow into the benthic food web at cold seeps – a case study from the Costa Rica subduction zone. http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0074894

Kontakt
Dr. Peter Linke (GEOMAR FB2-MG)
Tel. 0431 600-2115
E-Mail: plinke@geomar.de

Maike Nicolai (GEOMAR, Kommunikation & Medien)
Tel. 0431 600-2807
E-Mail: mnicolai@geomar.de


Source

GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, Pressemitteilung, 2013-10-07.

Supplier

Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven
Centro de Estudios Avanzados de Blanes (CEAB-CSIC), Blanes, Spain
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW)
Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie
Scripps Institution of Oceanography
Sonderforschungsbereich 574 Volatile und Fluide in Subduktionszonen, Kiel
University of Basel

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