Landvolk Niedersachsen: Ernüchterung bei Bioenergie-Erzeugern

"Nur wenige Biogas- und Pflanzenöl-Erzeuger schreiben noch schwarze Zahlen"

Bei der Bioenergie ist der Euphorie die Ernüchterung, zum Teil auch Frustration gefolgt. “Nur wenige Biogas- und Pflanzenölerzeuger schreiben bei den extrem gestiegenen Rohstoffpreisen noch schwarze Zahlen”, sagt Jürgen Hirschfeld, Vorsitzender des Ausschusses für regenerative Energien im Landvolk Niedersachsen. Genaue betriebswirtschaftliche Analysen und eine möglichst komplette Energievermarktung seien neben Anpassungen im EEG zwingend notwendig, um die Produktionsprozesse zu optimieren. Zudem träfe die explosionsartige Erhöhung der Rohstoffpreise die Biogasanlagen in einer Phase, in der die zweite Investitionsstufe anstehe – “Diese Investitionen sind gefährdet”. Neue Vermarktungspotentiale für Biogasanlagenbetreiber könnten sich durch eine direkte Gaseinspeisung ergeben, meinte er. Die Politik hat dies bereits in ihrem “Klimaschutzpaket” berücksichtigt.

Die Konkurrenzsituation zwischen Energie- und Lebensmittelproduktion sieht Hirschfeld gelassen. “Die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Marktfrüchten ist in den vergangenen Jahren weltweit gestiegen”, erklärt er. Die Reduzierung der Lagerbestände hätte auch ohne die Bioenergie zu Preissteigerungen im Getreidebereich geführt. Sie habe diesen Prozess allerdings beschleunigt. In Deutschland wurde ein Großteil der Energiepflanzen auf Stilllegungsflächen angebaut, der Flächenanteil betrage lediglich 10 bis 15%. Bei Biodiesel und Bioethanol gebe es jedoch einen scharfen Wettbewerb. Kurze Abschreibungszeiten sollten deshalb bei den Investitionen Pflicht sein. “Der Staat muss in die Verantwortung genommen werden und darf seine Zusagen nicht ständig, wie bei der Mineralölsteuer, wieder zurücknehmen”, fordert Hirschfeld.

Zudem müsse die CO2-Bilanz bei der Erzeugung und dem Vertrieb berücksichtigt werden. “Gerodete Urwälder für grünen Sprit in Deutschland darf es nicht geben”, machte er klar. Vielmehr müsse die CO2-Vermeidung honoriert werden. Landwirtschaftliche Rohstoffe mit ihrer geringen Energiedichte über Hunderte von Kilometern zu transportieren, um sie anschließend einer Aufbereitung zur energetischen Verwertung zuzuführen, sei ein Irrweg.

Nur bei effizienter Energieausnutzung der Rohstoffe könne das Ziel der Klimapolitik, den Anteil der Erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2020 auf 20% zu steigern, erreicht werden. “Auch bei der Nutzung von Ganzpflanzen zur Energieerzeugung gibt es Grenzen”, verdeutlichte Hirschfeld. Zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und Ertragssicherung müsse vor allem nachhaltig gewirtschaftet werden. Das bedeute die Humusbilanz zu berücksichtigen und die Humusbildung zu fördern. Selbst auf den ertragreichen Standorten könnten nur maximal 30% der Ganzpflanzen ohne anschließende Zufuhr organischer Masse abgefahren werden.

(Vgl. Meldungen vom 2007-12-06 und 2006-10-05.)

Source

Landvolk Pressedienst, 2007-12-20.

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