Künast: Ernte bringt 2004 Spitzenerträge und gute Qualitäten

(Anm. d. Redaktion: Die Pressemitteilung wurde inhaltlich auf NR-relevante Aussagen gekürzt. Den gesamten Wortlaut incl. sämtlicher Original-Anlagen finden Sie hier!)

2004 zeichnet sich für Landwirte und Verbraucher eine erfreuliche Entwicklung ab: Sowohl bei Getreide als auch bei Raps können Rekordergebnisse gemeldet werden. Allerdings wurde der diesjährige Ernteverlauf zu einer harten Geduldsprobe für unsere Landwirte. Den anfangs guten Wachstumsbedingungen folgte im Frühsommer feuchtes und kühles Wetter, das wenig erfreuliche Erinnerungen an die Vorjahre aufkommen ließ. Die dann noch rechtzeitig einsetzende trockene und warme Witterungsperiode erlaubte eine zügige Einbringung der Ernte. Die Getreideernte ist bis auf die traditionellen Spätdruschgebiete überwiegend abgeschlossen. Aufgrund der häufigen niederschlagsbedingten Unterbrechungen seit Mitte August konnten aber auch in den übrigen Regionen, vor allem im Norden, Restflächen noch nicht abgeerntet werden.

Nach den vorläufigen Ergebnissen der Sachverständigen in den Statistischen Landesämtern und in den Landesagrarministerien liegt die Getreideernte bei 50,1 Mill. Tonnen und lässt das seit Jahren beste Ergebnis von 2001 (49,7 Mill. t) hinter sich. Im Vergleich zu der von der Dürre beeinflussten Erzeugung des Vorjahres (39,4 Mill. t) bedeutet dies einen Anstieg von 27,2 %. Um die Zufälligkeiten eines Einzeljahres auszuschalten, ist es sinnvoller, das aktuelle Ergebnis mit dem langjährigen Durchschnitt (von 1998 bis 2003: 44,5 Mill. t) zu vergleichen. Die diesjährige Getreideernte übertrifft diesen Durchschnitt immer noch um 12,6 %.

Bei anderen Kulturen werden die Erntemengen vom weiteren Verlauf der Witterung abhängen: Die Erntemenge bei Zuckerrüben wird bei rückläufiger Fläche voraussichtlich unter dem Vorjahr liegen. Für Kartoffeln kann noch keine sichere Prognose abgegeben werden, die Erntemenge dürfte über dem Vorjahresniveau liegen.

Für die deutschen Landwirte dürften sich die Absatzchancen außerhalb des Nahrungs- und Futterbereichs spürbar verbessern. Steuererleichterungen, der Ausbau der Verarbeitungskapazitäten und die tendenziell hohen Ölpreise sprechen für eine größere Verwendung von Getreide und Raps als Biokraftstoff.

Aus diesen Gründen und wegen hoher Preise in der abgelaufenen Kampagne ist der Rapsanbau ausgedehnt worden. Die Fläche erreichte 2004 1,26 Mill. Hektar und liegt damit 3,6 % über Vorjahr. Die Erntemenge dürfte mit rund 5,17 Mill. Tonnen ein Rekordergebnis erreichen, 45,2 % mehr als 2003. Außerdem stimmt die Qualität. Die Preise zeigen nach anfänglicher Schwäche wieder festere Tendenzen. Sie liegen gegenwärtig 13 bis 15 % unter dem hohen Vorjahresniveau. Die weitere Entwicklung der Preise dürfte zum einen von der guten inländischen Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen und Ölen geprägt sein. Zum andern ist die Situation auf dem Weltmarkt für Ölsaatenprodukte von Bedeutung.

Der Anbau von Nachwachsenden Rohstoffen auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen in Deutschland könnte von derzeit rund 830.000 ha auf mindestens 2 Mio. ha, nach Meinung einiger Experten langfristig sogar auf ca. 3-4 Mio. ha Ackerfläche, ausgebaut werden. Die zur Verfügung stehenden organischen Nebenprodukte und Abfallstoffe (z.B. Stroh, Abfälle der Lebensmittelindustrie, Klärschlamm etc.) stellen zusätzlich einen noch kaum gehobenen Schatz dar. Auch die Nutzung von Waldholz zur Stromerzeugung erhält durch die Änderung des EEG einen wichtigen Impuls. Dabei muss man wissen: In Deutschland wächst jedes Jahr immer noch viel mehr Holz zu als genutzt wird.

Wenn diese Potenziale genutzt werden, können Land- und Forstwirte in großem Stil zu Energie- und Rohstoffwirten werden und Zehntausende Arbeitsplätze vornehmlich im ländlichen Raum gesichert und geschaffen werden.

Dabei profitiert der ländliche Raum schon heute davon. So wurden im letzten Jahr im Bioenergiesektor Umsatzerlöse von rund 1,3 Milliarden Euro erzielt, gleichzeitig wurden rund 1,5 Milliarden Euro investiert. In der Gesamtbilanz sind dies fast 2,9 Milliarden Euro allein im Bioenergiebereich. Wir können davon ausgehen, dass schon jetzt rund 50.000 Arbeitsplätze durch die Produktion und Nutzung von Bioenergieträgern geschaffen worden sind, mit wachsender Tendenz .

Allerdings: Noch sind die nachwachsenden Rohstoffe kein Selbstläufer. Geeignete staatliche Rahmenbedingungen sind genauso notwendig wie unternehmerisches Engagement, um die Chancen dieser Zukunftsbranche zu nutzen. Bundesregierung und Koalitionsfraktionen haben in den letzten Monaten wichtige Verbesserungen in der Förderpolitik erreicht. Dazu gehören die verbesserten Förderkonditionen für Bioenergieanlagen zur Wärmegewinnung im Rahmen des Markteinführungsprogrammes-Erneuerbare-Energien (MAP), die Erweiterung der Steuerbefreiung für Biotreibstoffe und die am 1. August in Kraft getretene EEG-Novelle. Damit wurden innerhalb kurzer Zeit die Rahmenbedingungen für sämtliche Nutzungsformen der Biomasse (Strom, Wärme, Treibstoffe) spürbar verbessert.

Zusammenfassend können wir von einer außerordentlich guten Ernte sprechen, die bei einigen Sorten Rekordergebnisse aufweist. Das ist erfreulich für die landwirtschaftlichen Betriebe und letztlich auch für die Verbraucher.

Diese Ernte-PK ist die letzte ihrer Art unter den Bedingungen der alten Agrarpolitik. Von Januar 2005 an arbeiten die landwirtschaftlichen Betriebe unter völlig veränderten Bedingungen. Mit der Umsetzung der von der Bundesregierung maßgeblich mitbetriebenen Reform der EU-Agrarpolitik haben wir die Agrarwende einen großen Schritt vorangebracht.

Mit den Regelungen zur

  • Entkopplung der Prämien von der Produktion
  • Der Koppelung der Zahlungen an die Einhaltung von Standards beim Umwelt- und Tierschutz sowie der Lebensmittelsicherheit (cross compliance)
  • Modulation, der Umwidmung von Geldern zugunsten der Förderung der ländlichen Entwicklung

fördern wir im Ergebnis die Klasse und nicht mehr die Masse.

Mein Rat an die deutschen Landwirte lautet: nutzen Sie die veränderten Rahmenbedingungen ab Januar 2005 und die hinzugewonnene Flexibilität auch dazu, jenseits der Nahrungsmittelproduktion Einkommensquellen zu erschließen. Die Förderinstrumente stehen bereit – sie sollten genutzt werden.

Source

BMVEL-Pressemitteilung Nr. 218 vom vom 2004-08-30.

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