Mit knapp 300 Teilnehmern aus 21 Ländern und 30 Ausstellern konnte der “Vierte Deutsche WPC-Kongress” in Köln (13. und 14. Dezember 2011) wieder seiner Rolle als größter Branchentreff in Europa gerecht werden. Veranstalter nova-Institut sowie Sponsoren Reifenhäuser, Werzalit, STAEDTLER und BASF (Innovationspreis) zeigten sich sehr zufrieden. Die Stimmung der Branche ist ungebrochen gut.
Marktdaten Europa
Seit 2005 ist der europäische Markt für Wood-Plastic-Composites (WPC), im deutschsprachigen Raum auch als Holz-Polymer-Werkstoffe bezeichnet, jährlich um durchschnittlich 35% gewachsen. Aufgrund aktueller Investitionen in Produktionserweiterungen und wachsenden Interesses bei Handel und Verbrauchern blickt die Branche optimistisch nach vorne und erwartet auch in den nächsten Jahren zweistellige Wachstumszahlen.
Im Jahr 2010 wurden in Europa etwa 220.000t WPC (Deutschland: ca. 100.000t) produziert und auch in Europa abgesetzt, davon ca. 50.000t in der Automobilindustrie (primär Formpressen) und 167.000t im Bereich Terrassen-Bodenbeläge (WPC-Deckings haben in Deutschland einen Marktanteil von etwa 15%), Zäune und Fassaden (primär Extrusion). Auch in den Bereichen Möbel, Büro- und Haushaltsartikel (Tafelgeschirr, Komposteimer, Zahnbürsten etc.) sowie technischer Kleinteile und Gehäuse werden immer mehr WPC-Materialien eingesetzt (primär Spritzguss). Die Gesamtmenge dürfte hier aber im Jahr 2010 noch unter 5.000t liegen.
In den nächsten Jahren werden in allen Sektoren noch erhebliche Zuwächse erwartet. Heute wird WPC vor allem in Anwendungen eingesetzt, in denen die Produkteigenschaften wie hohe Steifigkeit und geringe Schwindung (gegenüber reinen Kunststoffen) und verbesserte Halt- und Formbarkeit (gegenüber reinen Holzprodukten) zum Tragen kommen. Mit steigenden Kunststoffpreisen ist es aber nur eine Frage von wenigen Jahren, wann WPC-Granulate preiswerter als reine Kunststoff-Granulate sein werden (aktuell liegen sie noch 20-30% darüber) und dann Massenmärkte erobern können – darauf wies u.a. Ingomar Henning von der Rotho Kunststoff AG auf dem Kongress hin. Die WPC-Branche hat sich in den letzten Jahren soweit professionalisiert, dass dem Bedienen von Massenmärkten nun technisch gesehen kein Hindernis mehr entgegensteht. Mit bio-basierten Anteilen zwischen 20 und 80% stellen Holz-Polymer-Werkstoffe volumenmäßig die größte Gruppe der neuen Biowerkstoffe dar – klar vor den bio-basierten Kunststoffen.
Marktdaten USA und China
Dies wird noch deutlicher, wenn man sich internationale Zahlen anschaut: Aktuell liegen die USA mit einer Produktionsmenge von ca. 1,5 Mio. t WPC an erster Stelle. Das Wachstum hat sich in den letzten Jahren allerdings aufgrund von Qualitätsproblemen bei den Deckings verlangsamt. Der russisch-amerikanische Branchenkenner und Fachbuchautor Anatole Klyosov berichtete auf dem Kongress von zahlreichen Reklamationen, die in den vergangenen Jahren außergerichtlich oder vor US-Gerichten zu Schadensersatzansprüche gegen mehrere Hersteller in Millionenhöhe geführt haben. Parallel ist die Zahl der Hersteller von 27 auf 16 gesunken. Inzwischen haben sich die Qualitäten erheblich verbessert und erreichen mehr und mehr das europäische Niveau, wo durch das Gütesiegel des Verbandes der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI) schon früh die Messlatte bewusst hoch gelegt wurde. Dr. Peter Sauerwein kündigte auf dem Kongress auch aktuell weiter verschärfte Prüfwerte für das VHI-Gütesiegels an.
Besonders dynamisch entwickelt sich der WPC-Markt in China, wo im Jahr 2010 schon 700.000t WPC produziert wurden – bis 2015 soll die Menge sogar auf 5 Mio. t anwachsen und damit China zum größten WPC-Produzenten aufsteigen. In China werden ganze Häuser aus extrudierten WPC-Profilen hergestellt, selbst die Türen werden in voller Breite extrudiert. Als Rohmaterial verwenden die etwa 300 WPC-Produzenten in China neben Holzmehl auch lignocellulosehaltige Agrarreststoffe wie Reisstroh und Reisschalen.
Der Kongress
Auf dem Kongress wurden aktuelle Fragen, Entwicklungen und Trends rund um das Thema WPC präsentiert und diskutiert. Um bei der Themenauswahl den Belangen der Branche gerecht zu werden, fand die Auswahl der Vorträge im erweiterten Beirat des WPC-Kongress mit Vertretern von Herstellern, Wissenschaft und Presse statt. Das Resultat war ein pralles Programm mit 26 Vorträgen an zwei Tagen.
Die knapp 300 Kongressbesucher und 30 Aussteller sowie Partner und Sponsoren zeigten sich mit dem Verlauf des “Vierten Deutschen WPC-Kongresses” in Köln sehr zufrieden, denn aus ihrer Sicht war es nicht nur das größte und wichtigste WPC-Ereignis in Europa 2011, sondern vor allem die positive und kooperative Stimmung des Kongresses war geradezu ansteckend.
Andreas Thies vom Sponsor STAEDTLER Mars GmbH & Co. KG, sprach es wie folgt aus: ” … mein Kompliment an Sie und Ihr Team für den äußerst gelungenen Kongress mit tollen Inhalten und vielen neuen Kontakten, Ideen und Themen für mehrere Jahre Entwicklung! Darüber hinaus hat man selten Gelegenheit einen Kongress aktiv mit einem kleinen Konzert zu beenden – hat uns allen Spaß gemacht!”
Herr Thies bezog sich dabei auf die WPC-Instrumente von Heikki Koivurova vom Tona Innovation Center (TONIC) aus Finnland. Herr Koivurova entwickelt spezielle WPC-Mischungen, mit denen man seltene tropische Hölzer im Instrumentenbau durch WPC ersetzen kann – ohne jeglichen Verlust der Klangeigenschaften. Infolge des geringeren Verzugs müssen die Instrumente nach Temperaturwechsel nicht einmal neu gestimmt werden. Koivurova brachte als Beispiel eine Geige und eine E-Gitarre mit, von deren Qualität sich die Teilnehmer in der Kaffeepause selber überzeugen konnten.
Gewinner des WPC-Innovationspreises: Evonik, Möller und Werzalit
Hohe Aufmerksamkeit genoss die Verleihung des “WPC-Innovationspreises”, der in diesem Jahr von der BASF Color Solutions Germany GmbH gesponsert und nunmehr zum dritten Mal vergeben wurde. Nie zuvor hatte es so viele und hochwertige Einreichungen gegeben – was die Professionalisierung und Dynamik der Branche zeigt. Der Beirat des Kongresses traf eine Vorauswahl von sechs Innovationen, die von den jeweiligen Firmen mit Kurzvorträgen und Exponaten in der Ausstellung dem Publikum nähergebracht wurden. Anschließend wählten die Zuschauer ihre Favoriten.
Platz 1: Evonik Industries AG – PMMA-Holz-Verbund PLEXIGLAS® Wood
Am besten konnte Carlo Schütz von Evonik Industries AG, einem der führenden PMMA-Hersteller mit der Marke “Plexiglas®”, das Fachpublikum überzeugen. In einer Kooperationsarbeit mit der Reifenhäuser Extrusions GmbH & Co. KG wurde erstmalig ein PMMA-Holz-Composite entwickelt, mit dem im Direktextrusionsverfahren Profile gefertigt werden können. Laut Evonik bringt das neue Material “WPC-Materialien in Sachen Witterungs-, Farb-, Dimensionsstabilität und Festigkeitswerten auf ein neues Niveau”. Ob Evonik selbst in die PLEXIGLAS® Wood-Produktion von Bodendielen (“Deckings”) einsteigen wird, oder ob Lizenzen vergeben werden, ist noch offen. Grundsätzlichen soll das Material aber später auch für andere Anwendungen zur Verfügung stehen.
Platz 2: Möller GmbH & Co. KG – Schallschutzwand-Profil aus WPC
Auf Platz 2 wurde Michael Mette von der Möller GmbH & Co. KG für eine Schallschutzwand aus WPC gewählt. Das neue Produkt wurde in einem Verbundprojekt zusammen mit der Berg- und Hüttenakademie Krakau, der Universität Bydgoszcz und Möller-Polska z.o.o. entwickelt. Die WPC-Profilteile sind witterungs- und tausalzbeständig und sparen durch ihr einfaches Stecksystem mit bis zu 6 m Profilbreite Montage-Arbeit. Die innere Dämpfungsleistung des WPC-Materials wurde ebenso genutzt wie eine speziell entwickelte Oberflächengestaltung zur Schallstreuung. Anwendungen sind Schallschutz für Straßen und Industrieanlagen.
Platz 3: Werzalit GmbH + Co. KG – Verfahrenstechnologie zur Inmould-Beschichtung von WPC-Spritzgussteilen
Jörg Golombek freute sich über den dritten Platz für ein Gemeinschaftsprojekt von der Werzalit GmbH + Co. KG mit Hummel-Formen GmbH, Reholz GmbH und dem Verein zur Förderung der Kunststofftechnologien Paderborn e.V. Entwickelt wurde ein Verfahren zur Inmould-Beschichtung von WPC-Spritzgussteilen mit 3D-Furnier, beispielsweise für Bürostühle. Mit diesem Verfahren wird es erstmals möglich, großflächige, stark dreidimensional verformte Konturen in nur einem Arbeitsgang mit einer Echtholz-Furnieroberfläche zu versehen. Die Verwendung von WPC bietet sich durch ihre Materialeigenschaften des geringen Verzugs und Schwindung an und konnte technologisch voll genutzt werden.
Die Verleihung des Innovationspreises fand in gewohnter Weise im Rahmen der festlichen Abendveranstaltung vor dem Gala-Buffet statt. Werner Tschersich, Geschäftsführer der BASF Color Solutions GmbH, zeigte sich begeistert von der Preisverleihung: “Es ist für uns eine große Ehre, den diesjährigen Innovationspreis zu sponsern. Wir beschäftigen uns intensiv mit dem Thema WPC und freuen uns, einen Beitrag zum Kongress leisten zu können.”
Teilnehmer- und Ausstellerlisten sowie weitere Informationen (z.B. zu den zum Innovationspreis nominierten Unternehmen) finden Sie unter www.wpc-kongress.de Ab Ende Januar werden hier auch sämtliche Vorträge des Kongresses zu finden sein. Frei für Teilnehmer des WPC-Kongresses, alle anderen zahlen 100 € zzgl. 19% Umsatzsteuer.
Download this press release as PDF file: 12-01-10_PM_WPC
Source
nova-Institut GmbH, Pressemitteilung, 2012-01-10.
Supplier
BASF SE
Evonik Industries AG
Möller GmbH & Co. KG
nova-Institut GmbH
Reifenhäuser EXTRUSION Technology GmbH & Co. KG
Staedtler Mars GmbH & Co. KG
WERZALIT GmbH + Co. KG
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