Kleiepolster ersetzen unverrottbare Verpackungsmaterialien

Brantex in zwei bis drei Wochen vollständig kompostierbar

Forscher der Technischen Universität Chemnitz haben gemeinsam mit der Rolle Mühle Waldkirchen ein Verpackungsmaterial entwickelt, das vollständig biologisch abbaubar ist. Die neue Ökoverpackung aus Sachsen besteht zu etwa 85 Prozent aus Getreidekleie, die bei der Mehlproduktion anfällt.

BildBRANTEX
Klaus Nendel (links), Experte für Fördertechnik an der TU Chemnitz, und Thomas Rolle, Geschäftsführer der Rolle Mühle Waldkirchen (rechts) prüfen den Prototypen einer Verpackung von Werkzeugen.

Der Verpackungsrohstoff wurde von Forschern der Professur Fördertechnik der TU Chemnitz gemeinsam mit der Rolle Mühle aus dem erzgebirgischen Waldkirchen bei Zschopau entwickelt und zur Marktreife gebracht. Mittlerweile werden bereits hochwertige Geräte- und Maschinenbauteile, bruchempfindliche Keramiken sowie schwere Rollläden in das stoßfeste Kleiekleid gehüllt. Brantex ist der Markenname dieser Verpackung, die ebenso patentrechtlich geschützt ist wie ihr Herstellungsverfahren. “Nach Gebrauch der Verpackung lässt sie sich ohne Einschränkungen innerhalb von zwei bis drei Wochen kompostieren”, versichert Thomas Rolle, Geschäftsführer der Rolle Mühle in Waldkirchen. Weitere Einsatzmöglichkeiten von Brantex sehen die Entwickler in der Bauindustrie, beispielsweise als Schalung oder als Transportverpackung für Fenster und Türen. “Damit wollen wir eine interessante Alternative gegenüber traditionellen Verpackungsmaterialien wie etwa dem Schaumpolystyrol anbieten, das – wie seine anderen künstlichen Verwandten auch – praktisch nicht verrottet. Für deren kostspielige Entsorgung muss letztendlich der Verbraucher bezahlen.”

Anders bei Brantex: Hier wird Kleie verwendet, die beim Mahlen des Getreides sowieso anfällt. Hinzu kommt in geringen Mengen ein ebenfalls abbaubarer Zusatzstoff – nämlich Baumwollfasern. Beide Rohstoffe werden mit Wasser vermischt. Die so entstandene pastöse Masse wird anschließend in Formen gepresst. Hierbei entweicht etwa 40 Prozent des Wassers. Im Anschluss werden die Formkörper getrocknet. Und gerade dieser Teil der Prozesskette verlangte den Chemnitzer Wissenschaftlern um Prof. Klaus Nendel eine Menge ab. “Wir benötigten unzählige Versuche im Labor, bis die mehrstufige Trocknung mittels großer Mikrowellen einwandfrei funktionierte”, berichtet der Fördertechnikexperte der TU Chemnitz. Besonders schwierige, nicht in einem Pressvorgang herstellbare Formen können übrigens in modularer Bauweise durch Verkleben einzelner Teilformen produziert werden.

Die neuartige Öko-Verpackung profitiert in erster Linie von den natürlichen Eigenschaften der Getreidekleie. Dazu zählen das Rückverformungsvermögen der Struktur der Kleiepartikel nach mechanischer Belastung und die verkleisternde Wirkung der in der Kleie enthaltenen Weizenstärke. Hinzu kommt, dass die lange Struktur der Baumwollfasern für die Festigkeit sorgt. “Stöße werden deshalb von Brantex sehr gut abgefedert”, berichtet Prof. Nendel. Im Test hält die Ökoverpackung dem Aufprall eines 18-Kilo-Hammers aus einem Meter Höhe aus.

Die Verpackungsformkörper werden derzeit noch in einer kleintechnischen Versuchsanlage in einem Betriebsteil der Rolle Mühle Waldkirchen produziert. “Wenn die Wirtschaft positiv auf unsere Ökoverpackung reagiert, werden wir expandieren”, verspricht Thomas Rolle. Das Projekt wurde bisher mit Mitteln der Deutschen Bundesstiftung Umwelt sowie von der Sächsischen Aufbaubank unterstützt. Für ihre Innovation ist die Rolle Mühle für den “Mittelstandsoscar 2005” nominiert.

Weitere Informationen geben
Prof. Dr. Klaus Nendel
Tel.: 0371-531-23 23
E-Mail: klaus.nendel@mb.tu-chemnitz.de und

Dr. Brit Clauß
Tel.: 0371-531-27 27
E-Mail: brit.clauss@mb.tu-chemnitz.de oder

Thomas Rolle
Tel.: 03725-3473-0
E-Mail: info@rolle-muehle.de

Source

Uni-protokolle und Pressetext Austria vom 2005-06-27.

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