Das Modellprojekt mit kompostierbaren Verpackungen auf Basis nachwachsender Rohstoffe in Kassel geht in die zweite Runde: Mit neuen Produkten und abgewandelten Fragestellungen werden die Untersuchungen des Vorjahres fortgesetzt. “Uns faszinieren die möglichen Beiträge kompostierbarer Verpackungen zum Klimaschutz und zur Ressourcenschonung” erklärte Matthias Berninger, Staatssekretär im Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft anlässlich der Verlängerung und weiter: “Wir möchten wissen, wie die Verbraucher auf die nachhaltigen Verpackungen reagieren”.
Der Einsatz nachwachsender Rohstoffe wie Mais- oder Kartoffelstärke ermöglicht mindestens 20 Prozent Einsparungen bei Energieverbrauch und CO2-Ausstoß im Vergleich zu herkömmlichen, aus Erdöl hergestellten Verpackungen. Das zeigen die wissenschaftlichen Untersuchungen von Umweltfachleuten, die Biologisch Abbaubare Werkstoffe mittels Energie- oder Lebenswegbilanzen analysiert haben. “Die gesamte Branche wartet nun gespannt auf die Bewertung der Zukunftstechnologie durch die Kasseler Bürger”, so Dr. Harald Käb, Sprecher des Branchenverbandes Interessengemeinschaft Biologisch Abbaubare Werkstoffe (IBAW).
Mehr als 30 Industrie-, Handels- und Entsorgungsunternehmen, der Einzelhandelsverband Hessen-Nord sowie das Bundesverbraucherschutz-ministerium und die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe organisieren und finanzieren das Großprojekt. Die Handelskette tegut bietet jetzt Bio-Paprika, Windeln, Kekse und andere Süßwaren in kompostierbaren Folien an. Im Warenkorb sind zudem Bio-Pilze in einer neuartigen Schale, kompostierbare Tragetaschen, Bioabfallbeutel, Partybesteck und Trinkbecher. EDEKA-Geschäfte unterstützen den Versuch mit Tragetaschen, Bioabfall- und Knotenbeuteln. Blumengeschäfte verpacken ihre Waren in Folien aus Maisstärke.
An der Herstellung der neuen Verpackungen sind unter anderem die Unternehmen Autobar, Cargill Dow, Compopur, natura, Novamont, und Trespaphan beteiligt. Dabei ist auch der Windelhersteller Moltex: Dieser hatte im April diesen Jahres bundesweit eine kompostierbare Umverpackung eingeführt.
Im vergangenen Jahr wurde untersucht, wie Verbraucher die kunststoffähnlichen Verpackungen über die Biotonne entsorgen und wie BAW-Komposte technisch zu handhaben sind. Ein Ergebnis der Untersuchungen ist, dass Komposte, die aus der gemeinsamen Kompostierung von organischen Haushaltsabfällen und BAW-Verpackungen resultieren, sich genauso gut zu Rekultivierungszwecken oder Pflanzenbau eignen wie konventionelle gütegesicherte Komposte. Ebenfalls erfreulich: Die bisherigen Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Bürger durchaus richtig sortieren – die Fehlwürfe in der Biotonne hatten sich nicht erhöht.
Die Abfallwissenschaftler der Bauhaus Universität Weimar führen die Untersuchungen der Biotonne fort. Um die bisherigen Daten abzusichern, verfeinern die Wissenschaftler in der zweiten Versuchsphase ihre Methoden: Vertrieb der Produkte und Werbung konzentrieren sich auf die sechs größten tegut-Supermärkte, die den Abfallwirtschaftlern kontinuierlich exakte Daten über den Absatz der Produkte in BAW-Verpackungen liefern.
Gelingt es, das Kasseler Modell der Entsorgung auf die Fläche der Bundesrepublik Deutschland zu übertragen, so könnte die Marktentwicklung biologisch abbaubarer Werkstoffe eine erhebliche Dynamik erfahren. Die stoffliche Verwertung von kompostierbaren Verpackungen mittels Kompostierung weist gegenüber dem Kunststoffrecycling erhebliche Kostenvorteile auf. Das in Kassel festgestellte duale System der Interseroh liegt im Vergleich zu DSD Kunststoffverpackungen etwa 1 EUR je kg günstiger. Das gleicht einen Teil des Wettbewerbsnachteils der heute noch teureren aber klimaschonenden Verpackungen aus.
Der zweite Trumpf, der die Markteinführung von BAW Verpackungen beschleunigen könnte, ist die hohe Verbraucherakzeptanz. Fast 90 Prozent der Kasseler finden die Idee gut oder sogar sehr gut, der überwiegende Teil würde auch höhere Produktpreise in Kauf nehmen. Das Kölner Marktforschungsinstitut factx wird die Kasseler Käufer in Kassel in diesem Jahr zusätzlich zu nachhaltigem Einkaufsverhalten und zu den zukunftsträchtigen Verpackungen befragen. Das Modellprojekt wird Ende des Jahres abgeschlossen.
Weitere Informationen zu dem Modellprojekt in Kassel unter www.modellprojekt-kassel.de
Bei Rückfragen können sie sich an folgende Ansprechpartner wenden:
Fachöffentlichkeitsarbeit
IBAW (Interessengemeinschaft Biologisch Abbaubare Werkstoffe)
Anja Jakobi
E-Mail: jakobi@ibaw.org
Telefon + 49-(0)30-2848235-4
Fax + 49-(0)30-2848235-9
Marienstr. 19/20
D- 10117 Berlin
Internet: www.ibaw.org
Projektmanagement:
LICHTL – Beratung für Umweltkommunikation
Tel: +49-(0)69-7880 2447
E-Mail: M.Lichtl@Lichtl.com
Für die Fachöffentlichkeitsarbeit ist verantwortlich:
narocon Innovation Consult Dr. Käb, Berlin
E-Mail: [kaeb@narocon.de / harald.kaeb@t-online.de]
(Vgl. Meldungen vom 2002-06-17, 2002-05-03 und 2002-02-06.)
Source
Pressemitteilung der IBAW vom 2002-09-23.
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