ITA Group wird zur ITA Group International Centre for Sustainable Textiles

Ganzheitliche Biotransformation der Textiltechnik und damit die Nutzung biologischer Prinzipien für kreislauforientierte Wertschöpfungsprozesse

Der aktuelle Sachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC) zeigt nachdrücklich, dass wir Wertschöpfungsprozesse umgestalten müssen, um die Zukunft der Erde als gesunde Biosphäre zu sichern. Etwa 8 – 10 % (ca. 4 bis 5 Milliarden Tonnen) der weltweiten CO2-Emissionen werden bei der Herstellung von Textilien verursacht. Die Textilindustrie ist für etwa 92 Millionen Tonnen Textilabfälle pro Jahr verantwortlich, von denen der größte Teil deponiert oder verbrannt wird. Weniger als 1 % der 100 Milliarden Textilien, die jährlich weltweit hergestellt werden, werden recycelt und zu hochwertigen Produkten aufbereitet. Die Textilindustrie ist also noch weit von einer Kreislaufwirtschaft entfernt. Technologien für das Recycling und die Wiederaufbereitung von Textilprodukten, die sich durch einen komplexen Materialmix auszeichnen, sind rar. Die Logistik für das Sammeln, Sortieren und Trennen von Textilabfällen lässt viele Fragen offen. 

Biobasierte Fasern (Flachs, Hanf, PLA) auf einer Laborkrempel und biodegradierbare Automobil-Innentürverkleidung © ITA

Textiler Leichtbau ist eine Grundlage für einen ressourceneffizienten Verkehrssektor. Doch wie recyceln wir die teuren und komplexen Materialverbünde, wenn Autos, Flugzeuge und andere Fahrzeuge das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben? Verbrennung ist keine Lösung für die Zukunft!

Der notwendige Transformationsprozess zu einer Kreislaufwirtschaft muss alle Akteure der Textilindustrie einbeziehen: Vom Rohstoff entlang der textilen Produktionskette bis zu den Nutzern der Produkte – einschließlich der Wiederaufbereitung und des Recyclings, auch im Sinne eines Upcyclings. Erforderlich sind sowohl regulatorische Eingriffe in den Markt als auch Veränderungen in den Einstellungen und im Verhalten der Marktteilnehmer. Die Forschung muss innovative und nachhaltige Lösungen entwickeln, die für den Markteinsatz validiert und skaliert werden müssen. Klassische lineare Geschäftsmodelle werden durch neue, digital basierte Wertschöpfungsnetzwerke ergänzt oder gar ersetzt. Die Textilbranche muss sich gegenüber benachbarten Branchen öffnen, um Synergieeffekte zu nutzen – z.B. die Nutzung von landwirtschaftlichen Abfällen als Rohstoff für Textilfasern. Die Textilindustrie darf bei den Rohstoffen nicht in Konkurrenz zur globalen Nahrungsmittelproduktion stehen. Insofern gibt es keine einfachen Lösungen, die Forschungsfragen sind komplex und können nur mit einem ganzheitlichen Ansatz und transdisziplinär gelöst werden.

Vor diesem Hintergrund präsentiert sich die ITA Group als International Centre for Sustainable Textiles. Die ITA Group besteht aus dem Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen University (ITA) als Kern und mehreren Ausgründungen und Tochtergesellschaften, die spezifische Marktbedürfnisse und Themen aufgreifen.

Unser Ziel ist die ganzheitliche Biotransformation der Textiltechnik und damit die Nutzung biologischer Prinzipien für kreislauforientierte Wertschöpfungsprozesse. Dazu gehören z.B. die Schließung von Rohstoffkreisläufen, die Reduzierung des Energie- und Wasserverbrauchs für Produktionsprozesse und das Prinzip “Design for Recycling” als grundlegendes Paradigma der Produktentwicklung. Ein bestehendes Flaggschiff ist der Innovationsraum BIOTEXFUTURE . Ziel ist die Entwicklung einer biobasierten und nachhaltigen Rohstoffbasis für Kunststoffe, deren Anwendung in der Textilindustrie und die Bewältigung eines gesamtgesellschaftlichen Wandels hin zu einer Bioökonomie. Ein weiteres Vorzeigeprojekt, an dem das ITA maßgeblich beteiligt ist, ist Bio4MatPro , das Kompetenzzentrum für die biologische Transformation von Materialwissenschaft und Produktionstechnologie.

Der Transformationsprozess der textilen Welt muss auch wirtschaftliche und soziale Fragen einbeziehen. Die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen geben ein komplexes Anforderungsgefüge vor. Dazu gehören die wirtschaftliche Gestaltung von Prozessketten, die Neuausrichtung von Geschäftsmodellen und ein nachhaltiges Innovationsmanagement. Hierbei sind die Auswirkungen auf die Menschen zu berücksichtigen, die Textilien herstellen, nutzen und wiederverwerten. Die Zukunft der Arbeit ist daher ein weiterer wichtiger Schwerpunkt unserer Forschung. Arbeitsplätze, sowohl in der Produktion als auch in allen anderen Funktionsbereichen von Unternehmen, verändern sich massiv. Die damit verbundenen Transformations- und Qualifizierungsprozesse stellen eine große Herausforderung dar.

Die Digitalisierung aller Lebensbereiche muss im Rahmen einer Biotransformation auch als Chance wahrgenommen werden. Die stark fragmentierte Wertschöpfungskette mit vielen Einzelprozessen wird zunehmend vernetzt und digital abgebildet. Basierend auf den Paradigmen der Industrie 4.0 ist die Umsetzung von KI-Anwendungsfällen, digitalen Geschäftsmodellen und datenbasierter Vernetzung entlang des Wertstroms die neue Herausforderung. Auch textile Produkte werden digital (Smart Textronics). Eine entsprechende Produktionstechnologie für die Serienproduktion von kundenindividuellen Smart Textiles muss entwickelt werden, inklusive entsprechender Recyclingkonzepte.

Textile Innovationen: Nachhaltig. Digital. Individuell.

Als international tätiger Forschungs- und Qualifizierungsdienstleister mit rund 400 Mitarbeitern entwickelt die ITA Group faserbasierte Hochleistungswerkstoffe, textile Halbzeuge und deren Produktionsverfahren.

  • Das Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen University (ITA) konzentriert sich auf die akademische Lehre und Forschung im gesamten Anwendungsspektrum der globalen Megatrends. Das ITA ist eingebettet in den exzellenten Forschungsstandort Aachen mit zahlreichen weltweit renommierten Kooperationspartnern, insbesondere der RWTH Aachen und des Forschungszentrums Jülich. Direktor des ITA und ITA Group als Ganzes ist Prof. Thomas Gries.
  • Die ITA GmbH ist die Technologietransfereinrichtung für bi- oder multilaterale Kooperationen mit Unternehmen weltweit.
  • Die ITA Academy mit dem Digital Capability Center ist unser Schulungs- und Entwicklungspartner für die Digitalisierung von Produktionsprozessen.
  • Das ITA Augsburg entwickelt innovative Verfahren für Textilrecycling und kosteneffiziente Verbundwerkstoffe.
  • APS – Europäisches Zentrum für Mechatronik steht für kollaborative Robotik und intelligente Systeme.
  • Das Smart Textronics Center (STC) bündelt das Know-how von KMUs in Südkorea und Deutschland für die Entwicklung und Serienproduktion von intelligenten Textilien.
  • ITA Medical entwickelt, produziert und vertreibt textile Halbfertigprodukte für medizinische Anwendungen.

Kontakt

Dr.-Ing. Bernhard Schmenk
Head of Corporate Development
Tel.: +49 241 80 234 58
E-Mail: bernhard.schmenk@ita.rwth-aachen.de

Source

RWTH Aachen, Pressemitteilung, 2021-08-30.

Supplier

Institut für Textiltechnik (ITA) – RWTH Aachen
Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)

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