IFEU-Institut veröffentlicht Positionspapier zur nachhaltigen Nutzung von Getreidestroh

Potential des Strohs sollte sinnvoll genutzt werden

Vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeitsdiskussion um die Versorgung mit Energie und Rohstoffen für die stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe veröffentlichte das Heidelberger IFEU-Institut ein Positionspapier zur nachhaltigen Nutzung von Getreidestroh in Deutschland. In dem Papier wird ermittelt, welcher Anteil an in Deutschland produziertem Getreidestroh unter der Prämisse des Humuserhalts durchschnittlich für eine Nutzung zur Verfügung steht und somit in Ökobilanzen als Potenzial zur Bewertung von deutschem Durchschnittsstroh angesetzt werden kann.

In den letzten Jahren wird vermehrt Getreidestroh, das als Reststoff beim Anbau von Getreide anfällt, zur Erzeugung von Bioenergie eingesetzt. Das Stroh wird z.B. in Heizkraftwerken verwertet oder als Zusatzbrennstoff in Steinkohlekraftwerken energetisch genutzt. Darüber hinaus kann es auch als Rohstoff für Kraftstoffe dienen, die in den Verfahren der so genannten 2. Generation aus fester Biomasse produziert werden. Technisch sind diese Verfahren zu wenig ausgereift, als dass sie bereits in großem Maßstab etabliert werden könnten, dennoch gelten sie als zukunftsträchtig, da mit ihnen die gesamte Pflanze verwertet werden kann. Auch stofflich kann das Getreidestroh genutzt werden, beispielsweise als Faser im Baubereich oder in Lignozellulose-Bioraffinerien.

Da aufgrund zunehmender Flächenknappheit Reststoffe künftig verstärkt erschlossen werden, sollte auch das Potenzial des Strohs als Rohstoff sinnvoll genutzt werden. Bislang verblieb das Getreidestroh entweder direkt auf dem Acker oder es wurde nach Nutzung als Einstreu für Vieh in Form von Mist zum größten Teil wieder auf die Felder zurückgeführt, wodurch eine nachhaltige Versorgung des Bodens mit Humus gewährleistet wurde. Eine Abfuhr des gesamten Strohs würde daher die Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Flächennutzung gefährden. Allerdings muss zum Humuserhalt nicht alles Stroh auf dem Acker verbleiben; wie hoch der nachhaltig nutzbare Anteil ist, ist stark standortabhängig.

Nach Auswertung diverser Studien kommt das IFEU-Institut zu dem Ergebnis, eine Empfehlung für eine Nutzung von Stroh einen Anteil von einem Drittel des anfallenden Getreidestrohs anzusetzen. Dieser Wert ist nicht so zu verstehen, diese Menge an Stroh tatsächlich vom Feld abzufahren, da hierfür in konkreten Situationen die Gegebenheiten vor Ort genau betrachtet werden müssen. Der Wert kann nur als aktueller Durchschnittswert gelten, um den nachhaltig nutzbaren Getreidestrohanteil grob abzuschätzen, solange keine detaillierten Informationen zur Herkunft des Strohs verfügbar sind; in Einzelfällen ist darauf zu achten, je nach Fragestellung regional- bzw. fruchtfolgespezifische Besonderheiten zu berücksichtigen. Es muss gut abgesichert sein, dass die Entnahme nachhaltig und ohne Minderung des Humusgehalts erfolgt oder ein etwaiges Defizit durch den Einsatz anderer organischer Substanzen, wie z.B. Kompost, ausgeglichen wird.

Weitere Informationen:

Source

IFEU-Institut, 2008-08-11.

Supplier

IFEU - Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH

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