Forschungszentrum Karlsruhe: Weniger Fleisch – mehr Bioenergie

Die beiden Wissenschaftler Dr. Christine Rösch vom Forschungszentrum Karlsruhe und Axel Woitowitz aus Esslingen haben den Zusammenhang von Fleischkonsum und den Anbau nachwachsender Rohstoffe zur Energiegewinnung untersucht. Ergebnis: Viel mehr Bioenergie als heute kann in Deutschland gewonnen werden, wenn die Deutschen weniger Fleisch essen, was auch noch gesünder ist.

Die Bundesregierung hat das Ziel vorgegeben, bis 2010 den regenerativen Stromanteil von heute 10 Prozent auf 12,5 Prozent zu steigern, den Anteil von alternativen Kunststoffen von ein Prozent auf 5,75 Prozent. Auch im Wärmemarkt soll der alternative Anteil stark steigen (ohne Prozentangaben allerdings). Hauptziel der Landwirtschaft bleibt freilich der Lebensmittelanbau. Bleibt dann überhaupt noch Fläche für Energiepflanzen übrig? 2003 wurden bereits 830.000 Hektar Energiepflanzen, hauptsächlich Raps, angebaut.

Die Autoren legen ihren Berechnungen eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zu Grunde. Darin wird den Deutschen aus gesundheitlichen Gründen empfohlen, ihren Fleischverzehr um 50 bis 75 Prozent zu reduzieren – heute isst ein deutscher Mensch etwa 60 Kilogramm Fleisch pro Jahr. Das würde bedeuten, dass etwa 40 Prozent der heute für Lebensmittelanbau genutzten Flächen in Deutschland frei würde. Selbst bei 100 Prozent Ökolandbau würden dann gegenüber heute noch 20 Prozent Flächen frei für nachwachsende Energiepflanzen.

Ergebnis: Wenn die Deutschen etwa 50 Prozent ihrer heutigen Energieverbräuche einsparen, dann ist die solare Energiewende, das heißt Energie zu 100 Prozent aus Sonne, Wind, Wasser und Bioenergie, bis etwa 2050 möglich. Zu diesem Schluss kommt eine EU-Studie.

Christine Rösch und Axel Woitowitz weisen nun nach, dass es durch geringeren Fleischverzehr und frei werdende Fläche keinen Widerspruch zwischen Lebensmittelproduktion und Bioenergieproduktion geben muss. Schon heute sind etwa 15 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland Brache und im Wald wächst 40 Prozent mehr Holz nach als wirtschaftlich verbraucht wird. Die EU kommt zum Schluss, dass bis 2050 etwa 30 Prozent aller Energie vom Wald und Acker kommen wird. Das wären etwa zwei Millionen neue Arbeitsplätze in der Land- und Forstwirtschaft Europas.

Zwei Voraussetzungen sind allerdings zu beachten: Drastisch weniger Fleischkonsum und etwa 50 Prozent weniger Primärenergieverbrauch durch Energieeinsparung, Energieeffizienz und Solararchitektur. Viele Beispiele zeigen, dass diese Ziele erreichbar sind.

Source

www.sonnenseite.com vom 2004-10-02.

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