Heute begann im Berliner Grand Hyatt Hotel der zweitägige 2. Internationale BtL-Kongress vor rund 300 Teilnehmern aus Politik, Wissenschaft und Industrie. Veranstalter sind das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMELV) mit seinem Projektträger, der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), die DaimlerChrysler AG und die Volkswagen AG.
Einiges hat sich getan seit dem ersten BtL-Kongress von vor nunmehr fast zwei Jahren: Die synthetischen Biokraftstoffe sind aus ihrer nur Experten bekannten Nische herausgetreten und werden von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen. Neue technologische Ansätze befinden sich in der Umsetzung und auch die Frage, wie viel Fläche für die Produktion der Biomasse zur Verfügung steht und wie diese ökologisch verträglich angebaut werden kann, wird zunehmend diskutiert. Schließlich nehmen BtL-Kraftstoffe auf der Agenda von Politik und Automobilindustrie einen festen Platz ein: Die Biokraftstoffstrategie der Bundesregierung sieht sie als eine von vier zentralen Teilstrategien für Klimaschutz und Versorgungssicherheit, die EU-Biokraftstoffstrategie will Forschung und Entwicklung bei den Biokraftstoffen der zweiten Generation, zu denen BtL-Kraftstoffe gehören, verstärkt vorantreiben.
Als Mitveranstalter des Kongresses betonen DaimlerChrysler und Volkswagen die Bedeutung von regenerativen Kraftstoffen aus Biomasse als Beitrag zur nachhaltigen Mobilität. Auch Mineralölindustrie und Anlagenbau beteiligen sich an der Allianz für den neuen Sprit und leisten ihren Beitrag zur weiteren Entwicklung. Und nicht zuletzt die Forschung aus Bereichen wie den Agrar- und Forstwissenschaften bis hin zur Verfahrenstechnik und Motorenentwicklung arbeitet daran, Antworten auf die noch offenen Fragen zu finden.
Einen aktuellen Überblick über dieses weite Feld können sich die Teilnehmer noch bis morgen Abend auf dem 2. BtL-Kongress verschaffen. Insgesamt 22 Referenten aus dem In- und Ausland berichten aus ihren Bereichen.
Andreas Schütte, Geschäftsführer der FNR, eröffnete den Kongress und unterstrich die grundlegenden Vorteile, die BtL-Kraftstoffe so interessant machen: Nicht nur das Biomassespektrum zu ihrer Herstellung ist breit – mit knapp 4.000 Litern Dieseläquivalent pro Hektar erzielen sie einen besonders hohen Flächenertrag und bieten ein großes Potenzial zur Substitution fossiler Kraftstoffe. Bei der Verbrennung wird nur das Kohlendioxid frei, das die Biomasse zuvor im Wachstum gespeichert hat und da der Herstellungsprozess durch die Nutzung anfallender Nebenprodukte weitestgehend energieautark erfolgt, entstehen auch hierbei kaum zusätzliche CO2-Emissionen. Schließlich lassen sich BtL-Kraftstoffe an die Erfordernisse moderner Motoren anpassen – man spricht in diesem Zusammenhang auch von Designerkraftstoffen, die besonders abgas- und rußpartikelarm verbrennen.
Auf dem Kongressprogramm steht zunächst das Thema Biomasse-Bereitstellung, bei dem es unter anderem um Fragen der Logistik, der Möglichkeiten eines internationalen Biomassehandels und der Nachhaltigkeit des Anbaus geht.
Ein Schwerpunkt im Programm widmet sich dann der Anlagentechnik, die in Beiträgen der Choren Industries GmbH, der TU Bergakademie Freiberg und des Forschungszentrum Karlsruhe behandelt wird. Diese drei Akteure betreiben bereits Versuchsanlagen oder bereiten wie die Choren Industries GmbH die Inbetriebnahme einer Demonstrationsanlage mit einer Kapazität von 15.000 t BtL-Diesel/a für das Jahr 2007 vor.
Volkswagen, DaimlerChrysler und Bosch berichten im Anschluss über die Erfahrungen der Automobil- und Zulieferindustrie mit synthetischen Kraftstoffen.
Morgen schließlich geht es um die Rolle, die BtL-Kraftstoffe in den Zukunftsstrategien von Politik, Automobil- und Mineralölwirtschaft spielen. Seinen integrierten Ansatz bei der Forschungsförderung wird das BMELV erläutern. Er sieht vor, die einzelnen Stufen des Gesamtprozesses nicht losgelöst voneinander zu untersuchen; vielmehr sollen Lösungsansätze für alle Stufen mit der Zielsetzung gefördert werden, am Ende eine ökonomisch und ökologisch optimierte Prozesskette zu erhalten, die auch für die Landwirtschaft zusätzliche Wertschöpfung ermöglicht.
Die DaimlerChrysler AG untermauert auf dem Kongress das Bekenntnis zur Förderung von Biokraftstoffen und gibt einen Überblick über Erfahrungen aus dem Einsatz von Biokraftstoffen sowie Heraus-forderungen in der Motorenentwicklung. “Moderne, leistungsstarke und saubere Motoren brauchen moderne und saubere Kraftstoffe, die im Idealfall aus regenerativen Ressourcen gewonnen werden”, sagt Dr. Hans-Otto Herrmann, Leiter verbrennungsmotorische Antriebe der DaimlerChrysler AG. In Ergänzung zur Weiterentwicklung von Fahrzeugen und Motoren fördert das Unternehmen deshalb im Interesse von optimalem Ressourceneinsatz und Klimaschutz die Nutzung des Potenzials regenerativer Kraftstoffe als Alternative zu fossilen Energieressourcen. “Nur in Verbindung mit weiterentwickelten Kraftstoffen lassen sich Verbrauch und Emissionen weiter reduzieren”, sagt Dr. Herrmann. “Wir begrüßen deshalb den unternehmensübergreifenden Dialog und Projekte zur Förderung regenerativer Kraftstoffe, zu denen wir gerne unseren Beitrag leisten.”
“Nachhaltigkeit ist ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmenspolitik von Volkswagen, so Dr. Wolfgang Steiger, Leiter Antriebsforschung der Volkswagen AG. “Deshalb setzt Volkswagen auch künftig auf noch verbrauchs- und emissionsärmere, aber trotzdem leistungsfähige Motoren und arbeitet intensiv mit an der Entwicklung und Herstellung umweltverträglicher und damit nachhaltiger BtL-Kraftstoffe.” Steiger erinnerte außerdem daran, dass zur Unterstützung der bevorstehenden Markteinführung von BtL- und weiteren Biokraftstoffen der 2. Generation jetzt die richtigen politischen Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen.
DaimlerChrysler und Volkswagen unterstützen die Nutzung und Entwicklung regenerativer Kraftstoffe in unterschiedlichen Partnerschaften und Allianzen. Als Mitglied der “Alliance for Synthetic Fuels Europe” (ASFE) betonen DaimlerChrysler und Volkswagen sowie weitere Automobilhersteller und Mineralölunternehmen die strategische Bedeutung von synthetischen Kraftstoffen im Hinblick auf die Herausforderungen in Energieversorgung und Umweltschutz. Die Allianz wurde im März 2006 von DaimlerChrysler, Renault, Royal Dutch Shell, Sasol Chevron und Volkswagen in Brüssel gegründet. Ziele von ASFE sind, Aktivitäten zur nachhaltigen Mobilität zu unterstützen und damit die Nutzung von synthetischen Kraftstoffen weiter voranzutreiben.
Mit Berichten aus China, Südafrika und den USA sowie einer Podiumsdiskussion endet der Kongress am morgigen Nachmittag. Die Referentenbeiträge werden im Anschluss auf www.fnr.de/btl-congress veröffentlicht.
(Vgl. Meldungen vom 2006-09-12 und 2006-05-18.)
Kontakt:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe
Dr.-Ing. Andreas Schütte
Tel.: +49 (0)3843-6930-0
E-Mail: info@fnr.de
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Pressestelle
Tel.: +49 (0)1888-529-0
E-Mail: pressestelle@bmelv.bund.de
Volkswagen AG
Stella Pechmann
Tel.: +49 (0)5361-9 86629
E-Mail: stella.pechmann@volkswagen.de
DaimlerChrysler AG
Stephan Öri
Tel.: +49 (0)711-17-93271
E-Mail: stephan.oeri@daimlerchrysler.com
Source
FNR-Pressemeldung vom 2006-10-12.
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