Flachs und Lein: Schlechte Stimmung im Handel schlägt auf die Vorstufen durch

Eine ungewöhnliches Bild bietet sich dem Betrachter der Flachs- und Leinenbranche: der Absatz von Leinenbekleidung bleibt – wie der im gesamten Textilsektor – weit hinter den Erwartungen zurück. Merklich schrumpfende Einzelhandelsumsätze in den verkaufsstärksten Monaten der Sommersaison führen nicht nur zu Liquiditätsproblemen bei Handel und in der Folge bei Lieferanten, sondern auch zu einer „Selbstmotivationskrise“. Einerlei, ob Twin Towers, der Nahe Osten, Wetter oder selektive Preistreiberei zur Euro-Umstellung zur Begründung dieser Situation heran gezogen werden – der Textilhandel befindet sich in einer wenig beneidenswerten Lage. Und die Dominosteine fallen in der textilen Kette nach vorne: Webereien und Ausrüstungsbetriebe fahren ihre Produktion, ebenso wie viele Spinnereien, weit unterhalb der optimalen Kapazitäten. Die Garnläger sind vergleichsweise leer, für die Rohstoffläger gilt dies noch ausgeprägter.

Konsens besteht in Fachkreisen über die durchaus relevante Rolle von Leinen in der Saison F/S 2003. Dissens besteht jedoch offensichtlich zwischen Herstellern und Abnehmern, wie denn diese Rolle ausgefüllt werden soll: das Warten auf die neue Flachsernte bedeutet nicht nur die Spekulation mit einem ungedeckten Wechsel, sondern darüber hinaus eine kaum lösbares Kapazitätsproblem: selbst wenn Mitte September erste relevante Fasermengen aus der neuen Ernte zur Verfügung stehen, so kann unmöglich in nur zwei Monaten die Garnproduktion eines Halbjahres realisiert werden. Es wird so mit hoher Wahrscheinlichkeit eine ungewöhnlich hektische Saison werden. Einzig frühe Orders oder zumindest Reservierungen könnten die Spinnereien dazu bringen, ihre Läger zu erhöhen. Doch solche Signale sind von den gebeutelten Konfektionären angesichts der Stimmung im Handel nicht zu erwarten. Sollten nun noch definitive Schadensmeldungen aus dem Anbau auf diese labilen Gemengelage treffen, dann steht die gesamte Branche vor kaum lösbaren Problemen.

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E-Mail-Mitteilung vom 2002-04-06.

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